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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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kaum, dass das etwas nützt. Am besten finde ich Nummer fünf. Nummer sechs ist auch nicht schlecht; ich kann aber nach Schulschluss nicht hierbleiben.
    Lehrerin : Können wir nicht die Nummern fünf und sechs kombinieren? Du siehst dir am Freitag während deiner Stillarbeitsstunde den Film an, und ich gebe dir dann, während die anderen arbeiten, noch die zusätzlichen Erklärungen.
    Schüler : Könnten Sie das tun?
    Lehrerin : Ja, wenn du meinst, dass es dir hilft. Ich werde mich nur auf die Hauptpunkte beschränken.
    Schüler : Und wann schreibe ich dann den Test?
    Lehrerin : Wie wär’s mit Montag?
    Schüler : Ja, das ist gut.
    Die Lehrerin kommentierte das Gespräch folgendermaßen:
    Zu meiner Überraschung ging alles glatt. Er kam am nächsten Tag, sah sich den Film an, und ich gab ihm ein paar kurze Erklärungen. Vor dem Test am Montag sagte er mir, dass er das Kapitel im Buch auch nochmals gelesen habe. Er bestand den Test mit der Note Zwei.
    Ganz abgesehen von der erfolgreichen, für beide Teile akzeptablen Lösung des Konflikts verbesserte diese Art der Zusammenarbeit die Lehrer-Schüler-Beziehung ohne Zweifel ganz wesentlich. Der Schüler sah seine Lehrerin jetzt wahrscheinlich positiver, da er sie als flexibel und offen für neue Ideen erlebt hatte, jedoch auch gleichzeitig merkte, wie sie ihre Überzeugung verteidigte. Die Lehrerin, die den Jungen bisher als chronischen Nörgler eingeschätzt hatte, kam zu einer Revision ihres Urteils, als sie sein durchaus verantwortungsbewusstes Verhalten beobachten konnte.
    Es folgt nun noch ein zweites Beispiel für einen Problemlöseprozess. Der Lehrer eines neunjährigen Schülers befasste sich mit der Anwendung von Methode III zur gemeinsamen, von Lehrkraft und Schülern durchgeführten Planung von Lernzielen. Die zugrunde liegende Idee ist dieselbe wie bei einer Konfliktlösung, die nach Methode III vorgenommen wird: Kinder werden wesentlich mehr zur Ausführung von Entscheidungen motiviert, wenn sie selbst am Entscheidungsprozess teilgenommen haben. Unser Beispiel zeigt auch noch einmal die wichtige Funktion des aktiven Zuhörens, durch dessen Anwendung Pädagogen ihren Schülern helfen können, ihre Gefühle zu erkennen und zu verarbeiten, Barrieren wegzuräumen und frei zu werden für den eigentlichen Problemlöseprozess.
    Lehrer : Ich sehe, du willst mir heute etwas mitteilen.
    Schüler : Ja, ich habe diese Woche eine Menge gelesen.
    Lehrer : Dieses Buch scheint dich aber wirklich zu interessieren.
    Schüler : Ich frage mich nur, ob die anderen Bücher der Reihe genauso sind.
    Lehrer : Du willst wissen, ob die anderen Bände auch so sind.
    Schüler : Ja, sind es immer dieselben Geschichten?
    Lehrer : Nein, die Personen bleiben dieselben, aber in den Fortsetzungen gibt es neue Geschichten über sie.
    Schüler : Aha, das wollte ich wissen. Die sind wirklich prima.
    Lehrer : Willst du die Fortsetzungsbände dann auch haben?
    Schüler : Na klar, ich kann kaum warten, bis dieses Buch zu Ende ist. Wissen Sie, heute mussten wir in der Mathematikstunde addieren und subtrahieren, und da war ich gar nicht gut, weil wir in letzter Zeit immer nur dividiert hatten, und da habe ich inzwischen alles andere total vergessen.
    Lehrer : Ach du liebe Zeit, du konntest dich nicht mehr an so leichte Aufgaben erinnern.
    Schüler : Ja, ich konnte sie kaum lösen. Und dazu waren die Aufgaben, wo man addieren und subtrahieren musste, auch noch gemischt.
    Lehrer : Das kann manchmal wirklich schwierig sein, wenn man auf einer Seite so unterschiedliche Aufgaben verlangt.
    Schüler : Das kann man wohl sagen. Aber beim Multiplizieren bin ich jetzt wirklich gut.
    Lehrer : Du bist stolz auf deine Fortschritte in Mathematik.
    Schüler : Ich kann immer alle Aufgaben lösen; dann darf ich an den Tageslichtprojektor oder an die Tafel, oder ich darf Zahlenrätsel machen.
    Lehrer : Eure Mathematiklehrerin unterrichtet so, dass euch das Fach Spaß macht.
    Schüler : Oh ja, das tut sie. Zuerst, als ich zur Schule kam, habe ich die Schule gehasst. Aber dann ist irgendetwas passiert, ich weiß nicht so recht was, und jetzt gehe ich unheimlich gerne in die Schule.
    Lehrer : Wie aufregend! Ich habe in deinem Verhalten auch eine enorme Verbesserung festgestellt, und keiner der aufsichtführenden Lehrer vom Hof hat sich mehr über Streitigkeiten während der Pausen beklagt,

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