Lehrer-Schueler-Konferenz
Schülern können zu Gewaltanwendung führen. Manchmal werden zur Unterstützung eines in einen Konflikt verwickelten Schülers sogar ganze Banden organisiert. Das folgende Beispiel stammt von einem unserer Kursleiter, das dem Kurs von Herrn K., einem Schulleiter, berichtet wurde:
Zwei Mädchen einer sechsten Klasse bekämpfen sich sowohl innerhalb als auch auÃerhalb der Schule. Jede hatte zu ihrer Unterstützung ältere Brüder, Schwestern und Freunde mobilisiert, und so weiteten sich die Streitigkeiten zu einem Bandenkrieg aus, der jederzeit leicht in Gewalttätigkeiten enden konnte, da die älteren Bandenmitglieder Waffen besaÃen und mit deren Gebrauch drohten.
Herr K. und der Klassenlehrer der beiden Mädchen hatten sich diverse Strategien ausgedacht, aber nichts hatte Erfolg gezeigt. Jetzt sollte als letzter Ausweg die Versetzung der Mädchen in getrennte Klassen erfolgen. Bevor es dazu kam, wollte Herr K. jedoch noch einmal der ganzen Klasse die Leviten lesen. Die Klasse wehrte sich dagegen und versuchte, ihn zu überzeugen, dass die alleinige Verantwortung bei den beiden Mädchen läge, und daher müsse er sich die beiden vornehmen und nicht die gesamte Klasse. Nach einer Weile kaufte er den Schülern diese Idee ab und bestellte die beiden Mädchen für ein Gespräch zu sich, in dem das Problem gelöst werden sollte.
Die Teilnehmer unseres Kurses halfen ihm dann noch bei der Formulierung einer guten, deutlichen Ich-Botschaft, die seine Sorge über die Streitigkeiten der Mädchen verdeutlichte, auf seine Angst hinwies, dass dieser Streit zu einem Bandenkrieg führen könnte, und seine eigene Hilflosigkeit in dieser Situation erwähnte.
In der darauffolgenden Woche kam Herr K. erneut zu unserem Kurs und wollte unbedingt über die weiteren Geschehnisse sprechen. Er platzte beinahe vor Aufregung. Er sagte den Kursteilnehmern, er würde demjenigen einen Hunderter zahlen, der erraten würde, wie sein Gespräch mit den beiden Mädchen ausgegangen war. Niemand erriet es, und auch er selbst war ganz offensichtlich völlig verblüfft.
Er hatte die beiden Mädchen beim Betreten seines Büros mit der vorbereiteten Ich-Botschaft konfrontiert und sich dann in seinen Stuhl gesetzt, um ihre Reaktionen zu beobachten. Sie hatten einen Moment lang sprachlos dagesessen und dann beide gleichzeitig angefangen zu reden. Jede gab der anderen die Schuld an den Vorkommnissen. Sie beschimpften sich aufs Ordinärste und drohten, sie würden sich aneinander rächen. Herr K. meinte dazu, dass er noch ein paar Wochen zuvor den Mädchen ein solches Benehmen in seinem Büro nicht erlaubt haben würde. Er hatte aber in der Zwischenzeit an einem unserer Effektivitätstrainingskurse teilgenommen und beherrschte nun die Fertigkeit des aktiven Zuhörens. Das war sehr von Nutzen, denn allmählich beruhigten die Mädchen sich und verfielen wieder in eine normale Lautstärke. Es schien fast so, als hätten sie diese Möglichkeit, sich einmal richtig anschreien zu können, dringend gebraucht, ehe sie andere Schritte unternehmen konnten. Der Streit wurde schlieÃlich darauf zurückgeführt, dass ein Mädchen das andere in Gegenwart einer Gruppe von Freunden als Hure beschimpft hatte. Die Ãbeltäterin verteidigte sich und sagte, sie habe nur behauptet, das andere Mädchen sehe wie eine Hure aus, nicht aber, dass sie eine sei.
Während Herr K. sich die beiden Mädchen anhörte, wurde immer deutlicher, dass der ursprüngliche Streit, so unglaublich dies auch sein mochte, um Fragen des Make-up und der Körperpflege entstanden war.
» Da wäre fast ein Krieg zwischen rivalisierenden Banden ausgebrochen, nur weil diese beiden Mädchen meinten, sie brauchten Unterricht in Schönheitspflege.
Um das Problem zu lösen, erklärte sich eine Lehrerin bereit, solch einen Kurs durchzuführen. Die Mädchen haben die Organisation in die Hand genommen und sich Informationen und Materialien von Warenhäusern, Schönheitssalons und Kosmetikfirmen beschafft. Sie brachten eine Gruppe von 38Teilnehmerinnen zustande, die sich zweimal in der Woche nach der Schule trifft und lernt, wie man sich vorteilhaft anzieht und schminkt.
Inzwischen bin ich überzeugt, dass Methode III funktioniert. Meine Lösung wäre gewesen, die Polizei zu rufen!«
Solch eine dramatische und unvorhersehbare konstruktive Lösung kann
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