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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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die sonst ja an der Tagesordnung waren.
    Schüler : Wissen Sie auch warum? Zuerst war ich es gar nicht gewöhnt, mit Mädchen zu spielen. Jetzt spiele ich mit Julia. Sie hat viele Stofftiere und lässt mich damit spielen. In der Pause nehmen wir sie immer mit nach draußen.
    Lehrer : Früher fiel es dir schwer, mit Mädchen zu spielen.
    Schüler : Ja.
    Lehrer : Du hattest Angst vor ihnen.
    Schüler : Das hatte ich, aber das ist jetzt vorbei. Ich habe heute aber auch mit Karl gespielt. Wir spielten Karten.
    Lehrer : Du spielst also gern mit Mädchen und auch mit Jungen.
    Schüler : Das stimmt.
    Lehrer : Wir haben jetzt nur noch ein paar Minuten Zeit. Vielleicht könntest du mir noch deine Pläne für nächste Woche sagen.
    Schüler : Zuerst lese ich mein Buch zu Ende. Seit ich es lese, habe ich kaum noch Zeit für die Buchstabierübungen.
    Lehrer : Das Lesen ist so spannend, dass es dir schwerfällt, Zeit für die Buchstabierübungen zu erübrigen.
    Schüler : Ich bin aber auch schon sehr weit mit dem Buchstabieren.
    Lehrer : Du machst dir also auf diesem Gebiet wegen deiner Leistungen keine Sorgen.
    Schüler : Nein, nicht wirklich. Ich muss nur noch ein paar Leseübungen machen.
    Lehrer : Ich muss dir auch noch eine Arbeit über Großschreibung und Zeichensetzung zurückgeben.
    Schüler : Oh, da muss ich wohl noch etwas korrigieren.
    Lehrer : Du kannst die Arbeit mit nach Hause nehmen und sie nächste Woche korrigieren.
    Schüler : Ich glaube, ich werde im Kunstunterricht ein paar Bilder machen, die zu dem Buch passen.
    Lehrer : Vielen Dank, dass du mir von deinen Plänen berichtet hast.
    Schüler : Das habe ich gern getan.
    In seiner anschließenden Bewertung dieses Gesprächs äußerte der Lehrer eine Nachbemerkung, die eine ganze Menge aussagt über die therapeutische Auswirkung eines solchen individuellen Unterrichts und einer gemeinsamen Planung in einer Lehrer-Schüler-Beziehung, in der der Lehrer die Fertigkeiten des aktiven Zuhörens und des Problemlösens beherrscht:
    Das interessanteste Phänomen an diesem Fall ist die Veränderung im Verhalten des Kindes. In einer Gruppe von 30Schülern war er einer der körperlich kräftigsten. Er war ein ständiger Querulant, schob die Schuld immer auf andere, zankte sich während der Pause oft mit seinen Mitschülern. Nach nur sechs Monaten, in denen wir individuelle Beratung für die Kinder durchführten und gemeinsam unsere Ziele ausarbeiteten, zeigte dieser Schüler enorme Veränderungen in seinen Einstellungen und seinem Verhalten.
    Konflikte zwischen Schülern werden nach Methode III gelöst
    Konflikte zwischen einzelnen Schülern schaden der Atmosphäre in einer Klasse, sie führen zu einer Verkürzung der Lehr-Lern-Zeit und stören das Zusammenleben aller Schüler. Der Wunsch nach einem völligen Verschwinden solcher Probleme wäre unrealistisch, weil Jugendliche jeder Altersstufe unweigerlich unterschiedliche Meinungen vertreten, sich streiten, sich bekämpfen, verhauen und schlagen.
    Normalerweise versuchen Pädagogen, solche Konflikte durch ihre Autorität zu beenden, indem sie Gewalt anwenden, mit Strafen drohen oder sie tatsächlich verhängen. Wie viele Lehrer zugeben, fühlen sie sich angesichts solcher Schwierigkeiten zwischen Schülern ziemlich hilflos.
    Eine Bewältigung von Konflikten ohne Niederlage, wie sie nach Methode III praktiziert werden kann, ist bei Problemen zwischen einzelnen Kindern genauso erfolgreich wie bei Konflikten zwischen Lehrern und Schülern. Der Hauptunterschied liegt nur in der Rolle der Lehrkraft: Bei Schwierigkeiten zwischen einzelnen Schülern hilft sie den Schülern und erleichtert es, den sechsstufigen Prozess der Methode III in Gang zu bringen. Der Lehrer übernimmt hier die Rolle des Vermittlers, dessen wichtigste Methode es ist, » sie reden zu lassen«.
    Diese Rolle wird am folgenden Beispiel deutlich. Es beschreibt ein Gespräch, in dem eine Französischlehrerin im Konflikt zwischen zwei Drittklässlern und einem Busfahrer mit Methode III zu vermitteln versucht.
    Während Annie, eine Grundschullehrerin mit 19-jähriger Berufserfahrung, die erst kürzlich an unserem Effektivitätstraining für Lehrer teilgenommen hatte, Aufgabenzettel und Audiomaterial vorbereitete, wurde sie durch einige Schüler überrascht, die frühzeitig in die Klasse kamen.

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