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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Ein guter Grund hierfür liegt in ihrer Abhängigkeit von diesen Personen. Direktoren und Schulräte haben nicht nur Macht, sie gebrauchen sie gewöhnlich auch. Sie entscheiden über eine Verlängerung des Arbeitsvertrags, bestimmen Gehaltserhöhungen, empfehlen Beförderungen oder lehnen sie ab und vieles andere mehr. Zu viele Pädagogen empfinden es als zu hohes Risiko, auf ihren eigenen Bedürfnissen zu bestehen und damit möglicherweise ihren Vorgesetzten zu missfallen. Deshalb geben sie nach oder gänzlich auf. Logischerweise werden sie in einem solchen Fall einen oder mehrere der Verarbeitungsmechanismen zeigen, die Schüler aufweisen, wenn sie verlieren und der Lehrer gewinnt: Sie hegen Rachegefühle, empfinden Feindschaft, nörgeln, fühlen sich unglücklich, ziehen sich zurück oder resignieren. In unseren Kursen ist es manchmal schwierig, die Lehrkräfte davon zu überzeugen, dass sie legitime Bedürfnisse haben und zugleich das Recht (oder sogar die Pflicht), eine Befriedigung dieser Bedürfnisse anzustreben. Denn wenn ihre Bedürfnisse unbeachtet oder unbefriedigt bleiben, werden ihnen der Aufbau und die Pflege einer guten Lehrer-Schüler-Beziehung unmöglich sein. Sie haben ein Recht auf einen befriedigenden Beruf mit guten Arbeitsbedingungen. Um sich dies auch alles zu sichern, müssen Lehrer Konfrontationen mit Vorgesetzten wagen, selbst wenn ihnen das ungeheuerlich erscheint. Die folgenden Punkte sollen dabei eine Hilfe zur Überwindung der Angst sein:
    1.Senden Sie eine gute Ich-Botschaft. Vielleicht hilft es Ihnen, vor dem Gang zum Direktor einige Ich-Botschaften aufzuschreiben und sie so lange umzuformulieren, bis Sie die Situation, so wie Sie sie sehen, ganz exakt schildern.
    2.Stellen Sie sich auf Ihren Partner ein und hören Sie aktiv zu. Auch Direktoren sind Menschen. Sie beschäftigen sich mit dem, was Sie ihnen vortragen. Selbst die beste Ich-Botschaft wird aus der Defensive empfangen. Wenn Sie Hilfe von Ihrem Vorgesetzten wollen, helfen Sie ihm, die von Ihnen verursachte Konfrontation zu bewältigen.
    3.Senden Sie eine erneute Ich-Botschaft. Wenn die erste kein Ergebnis brachte, muss die zweite stärker sein. Drücken Sie ruhig Ihre Enttäuschung (falls Sie wirklich enttäuscht sind) darüber aus, dass Sie nochmals auf das Problem zurückkommen müssen.
    4.Wenn auch nach diesem Schritt das Problem noch ungelöst ist, bitten Sie darum, dass Ihr Direktor für sich und Sie eine Unterredung bei seinem Vorgesetzten arrangiert, damit dieser bei der Lösung des Konflikts behilflich sein kann.
    5.Widersetzt sich Ihr Direktor dieser Aufforderung, erklären Sie ihm, dass Sie allein seinen Vorgesetzten aufsuchen werden. Machen Sie ihm jedoch nochmals klar, dass Sie seine Begleitung vorziehen würden, da er seine eigene Position besser persönlich verdeutlichen könne. (Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Ihr Direktor Sie begleiten.)
    6.Sprechen Sie allein mit dem Vorgesetzten Ihres Direktors. Schildern Sie ihm zuerst, wie Sie die Schritte 1 bis 5 versuchten. Dann beschreiben Sie ihm Ihre Bedürfnisse und die greifbaren Folgen, die sich ergeben, wenn sie unberücksichtigt bleiben. Bitten Sie um seine Hilfe in Ihrer Angelegenheit.
    Einigen Lehrern bricht bei dem Gedanken, über den Kopf des Direktor hinweg zu handeln, der kalte Schweiß aus. Sie interpretieren dies als Gehorsamsverweigerung oder fürchten, der Direktor könne ihr Verhalten so deuten. In den typischen Machtkämpfen nach Methode I kann dies natürlich zutreffen. Vorgesetzte, die sich nur auf ihre Machtposition verlassen, betrachten jede andere Verhaltensweise außer der totalen Unterwerfung als Ungehorsam. Wenn Sie allerdings den Versuch der Schritte 1 bis 5 versäumten, ehe Sie zum » Big Boss« gingen, wenn Sie sich nicht bemühten, das Problem erst einmal von Angesicht zu Angesicht zu lösen, werden fast alle Direktoren dies als unsachgemäßes, wenn nicht sogar unbotmäßiges Verhalten auffassen.
    Folgen Sie den sechs Punkten und Sie werden sehen, dass Sie durchaus Handlungsoptionen haben, wenn Ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden. Sie werden außerdem merken, dass als letzter Ausweg ein Handeln über den Kopf des Direktors hinweg besser und moralischer ist als ein Dasein als aufopfernder, unterwürfiger, unglücklicher Untergebener, der im Unterricht nicht all seine Fähigkeiten entfalten

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