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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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wir einen Code wählen– was Kommunikationstheoretiker den Vorgang des » Verschlüsselns« nennen. Alle verbalen Botschaften sind Codes– Sprachäquivalente für unsere Gefühle, nicht die Gefühle selbst.
    Die verstärkte Welle im Kreis (Abbildung 12) zeigt das große Hungergefühl von Alexander (sein labiles Gleichgewicht), der Kasten den Vorgang des Verschlüsselns. Der Code oder die Botschaft, die Alexander sendet ( » Ich habe Hunger«), ist als Pfeil dargestellt, der auf den Empfänger (oder Zuhörer) weist.

    Manchmal sind verschlüsselte Botschaften ziemlich klar. » Ich habe Hunger« ist leicht zu verstehen. Leider sind leicht verständliche Botschaften relativ selten. Die meisten, die Menschen senden, sind auf besondere Art verschlüsselt. Das bedeutet, dass der Inhalt der Botschaft mit einem Gefühl gekoppelt ist, das selbst nicht klar ausgedrückt werden kann. Anstatt zu sagen » Ich habe Hunger«, wird Alexander wahrscheinlich fragen: » Wann essen wir?« oder » Wie spät ist es?« Wörtlich genommen können diese verschlüsselten Botschaften irreführend sein. Der Zuhörer könnte » Wie spät ist es?« beispielsweise lediglich als Frage nach der Uhrzeit interpretieren. Eine Lehrkraft, die » Du kannst doch selbst die Uhr lesen« entgegnet, hat die Botschaft völlig missverstanden.
    Hier einige Beispiele für Schülerbotschaften, die vom Lehrer nicht leicht verstanden werden, weil sie auf besondere Weise verschlüsselt sind– das heißt der Code drückt nicht klar aus, was im Schüler vorgeht.
Der Schüler fühlt:
Seine verschlüsselte Botschaft:
1 . Angst vor der bevorstehenden Prüfung.
» Warum müssen wir all das Zeug über die Verfassung lernen ? «
2 . Furcht, nicht für die Baseballmannschaft ausgewählt zu werden.
» Muss ich heute am Sport teilnehmen ? «
3 . Überforderung durch den Umfang der aufgegebenen Hausaufgaben.
» Das Zeug ist zu schwer– ich kann es einfach nicht verstehen . «
4 . Angst, zurückgestoßen und nicht geliebt zu werden.
» Julia ist eine eingebildete Ziege . «
5 . Enttäuschung über das Resultat einer gestellten Aufgabe im Kunstunterricht.
» Ich hasse Kunst– das ist was für Mädchen . «
    Nur auf den Code zu reagieren führt dazu, dass die wirkliche Bedeutung der Botschaft missverstanden wird. Dies wiederum bedeutet in der Regel, dass der Lehrer dabei versagt, dem Schüler zu helfen, weil er niemals erfährt, was ihn bedrückt. Der Schüler dagegen fühlt sich unverstanden, was zu einer weiteren Verschlechterung der Lehrer-Schüler-Beziehung führt.
    Wie man aktives Zuhören lernt
    Solche Kommunikationspannen können durch aktives Zuhören verhindert werden. Beim aktiven Zuhören gibt es im Gegensatz zu passivem Zuhören (Schweigen) eine Wechselwirkung zwischen Lehrkraft und Lernendem. Es liefert dem Schüler auch den Beweis (Rückmeldung), dass der Lehrer ihn verstanden hat. Eine typische Klassenzimmersituation soll den Unterschied zwischen aktivem und passivem Zuhören verdeutlichen.
    Einer Ihrer Schüler macht sich große Sorgen wegen einer Arbeit. Er ist mit der Lektüre weit zurück und sieht ein, dass noch viel Aufwand notwendig ist, um aufzuholen. Er hat ein Problem und möchte versuchen, es zu lösen.
    Natürlich kann er dem Lehrer seine innerliche Angst nicht zeigen, er drückt sich also » verschlüsselt« aus. Angenommen, er wählt (wie in Abbildung 13) den Code: » Werden wir schon bald eine Arbeit schreiben?«

    Wenn Sie diese Botschaft erhalten, müssen Sie entschlüsseln können, was in ihm vorgeht (dargestellt in Abbildung 14). Sie können das eigentliche Problem nur vermuten, da Sie nicht in ihn hineinsehen können. Eine richtige Vermutung wäre: » Er macht sich Sorgen.« Falsch wäre dagegen: » Er möchte bald eine Arbeit schreiben« oder » Er hat vergessen, dass die Arbeit für nächste Woche angesetzt wurde«.

    Obwohl der Entschlüsselungsversuch im Kommunikationsprozess entscheidend ist, wissen Sie nicht, ob Sie richtig oder falsch entschlüsseln. Ebenso wichtig ist, dass der Schüler nicht wissen kann, ob Sie seine Botschaft korrekt oder nicht korrekt entschlüsselt haben. Er kann Ihre Gedanken ebenso wenig lesen wie Sie die seinen.
    Nehmen wir daher an, Sie beschließen,

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