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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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die Genauigkeit Ihres Entschlüsselungsversuchs zu überprüfen, bevor Sie auf seine Botschaft reagieren. Dazu brauchen Sie nur die Resultate Ihres Entschlüsselns rückzumelden (siehe Abbildung 15). Sie können zum Beispiel sagen: » Es macht dir Sorgen, bald geprüft zu werden.« Wenn der Schüler diese Rückmeldung hört, wird er wahrscheinlich sagen: » Das stimmt.« Er weiß jetzt, Sie haben ihn verstanden, und Sie wissen es auch.
    Diesen Vorgang des Rückmeldens nennen wir » aktives Zuhören«. Dieser letzte Schritt vervollständigt einen effektiven Kommunikationsprozess.
    Nehmen wir jedoch an, der Schüler macht sich Sorgen, weil er fürchtet, die Arbeit wird ein Aufsatz sein, bei dem er gewöhnlich schlecht abschneidet.

    In diesem Fall wäre Ihr Entschlüsseln am Ziel vorbeigegangen. Ihre Rückmeldung sagte dem Schüler, dass Sie falsch vermuteten. Er wird Sie wahrscheinlich korrigieren, und die Unterhaltung mag etwa so verlaufen:
    Schüler : Nein, ich weiß nur nicht, was für eine Arbeit Sie schreiben lassen werden. Und ich fürchte, dass es ein Aufsatz sein wird.
    Lehrer : Ach, du machst dir Sorgen über die Art der Arbeit, die wir schreiben werden.
    Schüler : Ja, Aufsätze liegen mir nicht.
    Lehrer : Aha, du meinst, dass du in objektiven Prüfungen besser bist.
    Schüler : Ja, Aufsätze verhaue ich immer.
    Lehrer : Es wird ein Multiple-Choice-Test sein.
    Schüler : Oh… prima! Danke.
    In diesem Fall traf die erste Rückmeldung des Lehrers nicht ins Ziel. Der Schüler wusste daher, dass er seine Botschaft wiederholen oder neu verschlüsseln musste, bis er endlich verstanden wurde.
    Es folgen einige zusätzliche Beispiele für effektives aktives Zuhören anhand von Kindern und Jugendlichen, die Hinweise und Stichworte geben, die darauf schließen lassen, dass sie ein Problem haben:
    1 .
    Schüler : Sarah hat mein Bild zerrissen. (Schluchzt)
    Lehrer : Du bist enttäuscht, dass dein Bild kaputt ist, und wütend auf Sarah, weil sie es zerrissen hat.
    Schüler : Ja. Jetzt muss ich von vorn anfangen!
    2 .
    Schüler : Ich weiß nicht, welchen Kurs ich nächstes Schuljahr wählen soll. Ich würde gern Werken nehmen, aber meine Mutter will, dass ich Algebra belege.
    Lehrer : Du fühlst dich hin- und hergerissen zwischen deinem eigenen Wunsch und dem, was deine Mutter für richtig hält.
    Schüler : Ja.
    3 .
    Schüler : Max schummelt andauernd. Ich will nicht mehr mit ihm spielen.
    Lehrer : Die Art und Weise, wie Max mit dir umgeht, geht dir so sehr gegen den Strich, dass du nicht mehr mit ihm spielen möchtest.
    Schüler : Ja, ich spiele stattdessen lieber mit Benjamin und David.
    4 .
    Schüler : Diese Schule ist nicht so gut wie meine alte Schule. Die Kinder dort waren viel netter.
    Lehrer : Du fühlst dich ausgeschlossen.
    Schüler : Genau.
    5 .
    Schüler : Es regnet die ganze Zeit! Wenn es regnet, können wir nie etwas Lustiges machen, wie Schaukeln oder am Klettergerüst spielen.
    Lehrer : Dir ist langweilig, wenn du drinnen bleiben musst.
    Schüler : Ja, ich wünschte, wir könnten rausgehen.
    In jedem dieser Beispiele hat die Lehrkraft die Botschaft fehlerfrei entschlüsselt und dadurch erfahren, was in dem Schüler vorgeht. In jedem dieser Fälle hat sie die Richtigkeit ihrer Entschlüsselung überprüft, indem sie eine Verifizierung hervorgerufen hat – die positive Antwort des Schülers wie etwa » Ja« oder » Genau«. Beachten Sie bitte auch, dass sich der Lehrer in jedem einzelnen Fall darauf konzentriert hat, wie sich das Kind in einer äußerlichen Situation fühlt und nicht auf die äußerliche Situation selbst, die Verantwortung also beim Schüler und nicht in der Außenwelt gesucht hat. Nehmen Sie zum Beispiel die Situation, in der der Schüler sagt: » Max schummelt andauernd. Ich will nicht mehr mit ihm spielen.« Hier konzentriert sich der Pädagoge darauf, wie sich der Sender in dieser Situation fühlt. Er richtet seine Aufmerksamk eit nicht auf M ax, indem er etwa sagt: » Max ist ziemlich gemein, was?«
    Es folgt als Beispiel für effektives Zuhören ein Dialog zwischen einem Jungen in der achten Klasse und seinem Rektor. Beachten Sie, wie der Rektor durch aktives Zuhören dem Schüler hilft, von dem zweitrangigen Problem– den Schwierigkeiten mit seinem Lehrer– auf das

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