Lehrer-Schueler-Konferenz
nur zu Hause herum und esse, bis ich wie ein Ballon aussehe. Ich finde mich selbst ziemlich widerwärtig, scheine aber nichts dagegen tun zu können. Ich betrachte mich im Spiegel und ärgere mich so, dass ich rausgehe und etwas esse. Das ist idiotisch, nicht?
Lehrer : Du meinst, dir durch dein Verhalten zu schaden.
Schülerin : Ja, ich verstehe mich selbst nicht.
Dieses weitschweifige Gespräch verdeutlicht, dass aktives Zuhören keine klaren Resultate garantieren kann. Aber zumindest wurde ein Prozess in Gang gebracht, der der Schülerin emotionale Entspannung ermöglichte und ihre Ansicht bestärkte, der Lehrer sei jemand, mit dem sie sprechen könne.
Was für erfolgreiches aktives Zuhören erforderlich ist
Damit aktives Zuhören erfolgreich ist, müssen Lehrer über bestimmte Verhaltensregeln verfügen. Ohne sie werden Sie unaufrichtig, gönnerhaft oder manipulativ wirken, und selbst Ihr genaues aktives Zuhören wird den Kindern und Jugendlichen mechanisch, unnatürlich und hölzern erscheinen.
1.Der Pädagoge muss dem Schüler zutrauen, seine Probleme letzten Endes selbst lösen zu können. Finden Schüler nicht schnell eine Lösung, sind sie weitschweifig und klingen wenig überzeugend, wie im Beispiel oben, dann müssen Lehrer auf den Prozess vertrauen und daran denken, dass aktives Zuhören dazu da ist, um das Finden von Lösungen zu erleichternâ ein Prozess, der Tage, Wochen, ja Monate dauern kann.
2.Der Lehrer muss in der Lage sein, die von Schülern ausgedrückten Gefühle ehrlich anzunehmen, wie sehr sie sich auch von den Gefühlen unterscheiden mögen, die Schüler seiner Ansicht nach haben » sollten«.
3.Die Lehrkraft muss verstehen, dass sich Emotionen oft schnell ändern. Sie existieren nur für den Augenblick. Aktives Zuhören hilft dem Schüler, seine momentanen Gefühle zu zeigen, die sich ändern können. » Auch das wird vorübergehen« trifft auf die meisten menschlichen Gefühle zu.
4.Der Lehrer muss den Kindern bei ihren Problemen helfen wollen und sich Zeit dafür nehmen. In Kapitel 6 werden wir Anregungen geben, wie man Zeit organisiert, sodass Lehrer, die Schülern bei ihren Problemen helfen wollen, das auch können, ohne ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen.
5.Pädagogen müssen jedem Schüler, der Sorgen hat, » nahe« sein und doch eine Distanz wahren. Das heiÃt, Lehrer müssen die Gefühle erleben, als ob es ihre eigenen wären, aber nicht zulassen, dass sie ihre eigenen werden.
6.Lehrer müssen verstehen, dass Schüler selten dazu fähig sind, andere sofort am wirklichen Problem teilhaben zu lassen. Aktives Zuhören hilft ihnen, ihre Situation zu klären, tiefer vorzudringen und sich von zweitrangigen Problemen zu entfernen. Pädagogen, die sich bei » heiklen« Problemen unbehaglich fühlen, sollen dieses Unbehagen zeigen. Sie können dem Schüler anbieten, ihn in Kontakt mit einem anderen Menschen zu bringen, der sich seinen Problemen gegenüber unbefangen und annehmend fühlt.
7.Lehrer müssen das, was Kinder ihnen über sich selbst und ihr Leben anvertrauen, vertraulich behandeln. Zu häufig klatschen Lehrkräfte über Schüler und besprechen die Probleme der jungen Menschen offen mit anderen Lehrern. Nichts wird die Beziehung schneller zerstören.
Aktives Zuhören ist kein Trick, den der Lehrer in seinem Repertoire hat, um Schüler aufzurichten, wenn sie ein Problem haben. Es ist eine spezifische Methode, um eine bessere Lehrer-Schüler-Beziehung herzustellen.
» Warum Schüler beraten? Ich bin Lehrer! «
Wenn Lehrkräfte in unserem Kurs zum ersten Mal etwas über aktives Zuhören erfahren, stellen manche Fragen wie diese:
» Zum Beraten haben wir Schulpsychologen. Warum soll ich ihren Job tun?«
» Das ist alles gut und schön. Aber ich habe 35 Schüler. Wie kann ich ihnen allen zuhören?«
» Wird aktives Zuhören meinen Schülern helfen, mehr zu lernen?«
» Aktives Zuhören ist nicht mein Stil. Werden mich die Kinder nicht für verrückt halten, wenn ich mit Rückmeldungen anfange?«
Das sind verständliche Reaktionen. SchlieÃlich versetzt das aktive Zuhören die Lehrer in eine Rolle, die einigen von ihnen neu und fremd ist. Die meisten Pädagogen sind gewöhnt zu predigen, zu sondieren, anzuordnen, zu urteilen und
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