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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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bespöttelt.
    Lehrer : Es scheint dich sehr zu interessieren, wie Geschichte geschrieben wird, besonders wie sich solche Vorurteile in Bezug auf Frauen in deiner Lektüre zeigen. Das weicht offenbar von meinem vorher gewonnenen Eindruck ab, dass dir die Bücher gefallen haben, die du über den spanisch-amerikanischen Krieg gelesen hast.
    Julia : Das haben Daniel und Tobias gesagt.
    Tobias : Was haben wir gesagt?
    Julia : Dass euch die Bücher gefallen. Ihr spracht darüber, dass sie eine faire Beschreibung des Krieges geben und nicht versuchen, die Vereinigten Staaten in ein gutes Licht zu rücken, wenn sie es nicht verdienen. Und gerade diese Bücher sind Frauen gegenüber nicht so fair. Meine Schwester nimmt an einem Frauenkreis an der Universität teil, sie hat genügend Material, das geeignet ist, die Rolle der Frau genauer zu untersuchen. Ich werde sie bitten, mir die Bücher durchsehen zu helfen, und nächste Woche werde ich einige mitbringen.
    Tobias : Na schön, aber wie steht’s mit anderen Vorurteilen?
    Lehrer : Ihr wollt herausfinden, wie man zwischen den Zeilen liest und hinter die ganze Wahrheit kommt, wenn ihr Geschichtsbücher lest– nicht nur im Hinblick auf Frauen.
    Daniel : Ja, wie bewerten wir das, was wir lesen?
    Lehrer : Julia hat versprochen, uns über Vorurteile gegenüber Frauen zu informieren. Tobias, du hast vorgeschlagen, mehrere Bücher zu lesen, und Daniel, ich glaube, du warst es, der ausländische Bücher beschaffen wollte, damit wir vergleichen können. Noch andere Ideen?
    Anna : Ich glaube, wir brauchen einen Fachmann. Wir könnten einen Historiker einladen, der unsere Fragen beantwortet. Mein Nachbar hält Vorlesungen über Geschichte an der Universität; vielleicht würde er kommen.
    Julia : Noch ein männlicher Historiker! (Achselzucken)
    Anna : Ich glaube, er ist fair. Wir können ihn ja über Gleichberechtigung in Geschichtsbüchern befragen.
    Maria : Ich finde, wir sollten die Unterhaltung über den spanisch-amerikanischen Krieg aufschieben, bis wir das andere gemacht haben. Ich werde verrückt bei dem Gedanken, dass das Zeug, das ich gelesen habe, vielleicht nicht wahr sein könnte. Ich muss Julia recht geben. Keines der Bücher, die ich jemals gelesen habe, stellte Frauen als wichtig dar, selbst wenn sie es waren. Was weiß ich also über die anderen Dinge, die dort geschrieben stehen?
    Lehrer : Gut, wir wollen einen Zeitplan aufstellen, wer was wann zu tun hat. Ich werde Nachschlagewerke aus der Bibliothek besorgen. (Man einigt sich über die Verteilung der Aufgaben in der Studiengruppe.)
    Diese Diskussion ging von einem bestimmten Geschichtsthema aus. Sie endete bei dem gemeinsamen Wunsch, historisches Quellenmaterial allgemein zu untersuchen und Bewertungskriterien für Literatur überhaupt zu finden. Haben Sie bemerkt, dass der Lehrer keine der zwölf Barrieren verwendete und sich fast ausschließlich auf aktives Zuhören verließ? Das ist der Schlüssel zu erfolgreichen Diskussionen. Pädagogen, die sich des aktiven Zuhörens bedienen, um Diskussionen zu fördern, stoßen gewöhnlich auf besondere Qualitäten, Stärken, Talente und Schwächen der Gruppenmitglieder. Die besonderen Fähigkeiten und Interessen lassen sich einsetzen, um der gesamten Klasse (oder Gruppe) beim Lernen zu helfen. Mängel und Schwächen kann man erst später zu überwinden versuchen. Nichts hemmt Diskussionen so sehr wie Bewertung oder deren Androhung. Die Lehrer müssen klarmachen, dass Diskussionsgruppen nicht zu dem Zweck abgehalten werden, Zensuren zu geben oder Urteile zu fällen. Notizen der Lehrkräfte können bedrohlich sein.
    Ebenso ist Angst vor Bewertung durch Gleichgestellte keine gute Voraussetzung für eine Diskussion. Es folgt ein Ausschnitt aus einer Klassendiskussion, in der ein Lehrer aktives Zuhören anwendete, um negativen Wertungen eines Klassenmitglieds entgegenzusteuern:
    Lisa :… daher bin ich der Meinung, dass Ölbohrungen vor der Küste unterbunden werden müssen.
    Moritz : Das ist doch blöd, so etwas zu sagen. Was verstehst du denn davon?
    Lisa : (verteidigend) Na, wenn du ausnahmsweise einmal zugehört hättest, würdest du es wissen. Ich habe es gerade erklärt.
    Lehrer : Du hast das Gefühl, deine Ansicht gut vertreten zu haben, Lisa, und du ärgerst dich, wenn Moritz dir nicht zustimmt.
    Lisa : Genau! Er ist

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