Lehrer-Schueler-Konferenz
über das von der Klasse durchgenommene Unterrichtsthema zu fördern.
Hier ein Beispiel einer Gruppendiskussion, in der aktives Zuhören zur Klärung und Weiterführung beiträgt.
Lehrer : Ihr habt über den spanisch-amerikanischen Krieg gele sen. Wa s habt ihr daraus gelernt und wie beurteilt ihr diese Lektüre?
Tobias : Ich dachte, es würde langweilig sein, aber das war es nicht. Daniel und ich sprachen gestern im Bus darüber, wie erstaunt wir waren, dass das Buch die Wahrheit sagt. Die meisten Geschichtsbücher, die ich bis jetzt gelesen habe, schildern die Vereinigten Staaten, na, Sie wissen schon, als groÃartigâ¦
Daniel : (unterbricht) Wie die, die wir über den Bürgerkrieg lasen und die behaupteten, Lincoln habe die Sklaven befreit und all den Mist.
Lehrer : Diese Bücher scheinen eurer Meinung nach anders zu sein. Ihr habt nicht das Gefühl, von den Autoren belogen zu werden.
Maria : Ich glaube nicht, dass die anderen Bücher regelrecht logen. Sie berichteten einfach nur eine Seite der Geschichte und lieÃen anderes ausâ¦
Daniel : Wenn das nicht Lügen ist, was dann? Würde ich den Leuten erzählen, dass unsere FuÃballmannschaft vergangenen Freitag gegen Deggendorf zwei Tore schoss, einen Freistoà erhielt und einer unserer Spieler gefoult wurde, erhielten sie bestimmt kein vollständiges Bild, was? (Deggendorf gewann das Spiel 5:2)
Gruppe : (Gelächter)
Lehrer : Daniel, du behauptest, dass Unterschlagen von Informationen dasselbe wie Lügen ist und dass etliche der Berichte, die wir gelesen haben, diesen Anschein erweckten.
Daniel : Ja. Das ist wahr! Als wir verschiedene Bücher verglichen, hätte man glauben können, sie behandelten verschiedene Kriege.
Lena : Na gut, wie kommt man überhaupt dazu, Historiker zu werden? SchlieÃlich sind das nur Leute, die Bücher über Ereignisse schreiben, die vor langer Zeit passierten. Sie sind zwangsläufig voreingenommen.
Julia : Du hast recht. Meine Schwester sagt, Historiker seien alle männliche Chauvinisten, die so einen Unsinn schreiben wie: » Tapfere Männer zogen westwärts, und einige nahmen sogar ihre Familien mit.« Niemand hat je über tapfere Frauen geschrieben, oder wenn sie es taten, dann schienen sie überrascht zu sein, dass Fra uen mit einem Gewehr schieÃen und Härten auf sich nehmen konnten.
Lehrer : Wenn ich recht verstehe, bezweifelt ihr alle die Fähigkeit eines jeden, unvoreingenommen Geschichte zu beschreibenâ ihr meint, dass die Ãberzeugung der Autoren ihr Geschichtsbild beeinflusst.
Lena : Das ist das Problem. Warum soll man sich also die Mühe machen, das Zeug zu lesen?
Tobias : Du übersiehst das Wesentliche, Lena. Es geht doch darum, dass man nicht etwas glauben soll, nur weil es in einem Buch geschrieben steht. Ich finde, man sollte viel mehr Bücher lesen, nicht weniger.
Daniel : Ja. Ich möchte mal wissen, was spanische Geschichtsbücher über den spanisch-amerikanischen Krieg sagen.
Julia : Wenn Männer sie geschrieben haben, sind sie wahrscheinlich ebenso chauvinistisch wie unsere.
Anna : Wer hat denn jemals was von Historikerinnen gehört?
Julia : Niemand. Darum sind es in allen Geschichtsbüchern immer nur Männer, die etwas vollbracht haben. Sie sind die Helden der Geschichte!
Lehrer : Deiner Erfahrung nach sind Frauen von Historikern als ziemlich nebensächlich abgetan worden, Julia.
Julia : Ja.
Daniel : Na, was haben denn die Frauen im spanisch-amerikanischen Krieg getan? Ich verstehe nicht, was diese Sache mit den Frauen mit unserem Diskussionsthema zu tun hat.
Maria : Ich finde, es hat viel damit zu tun. Du warst derjenige, der darüber meckerte, dass Geschichte nicht vollständig geschrieben wird, Daniel. Also, über das, was die Frauen vollbracht haben, nichts zu sagen, bedeutet so viel, wie einen Teil der Geschichte auszulassen.
Daniel : Ja, aber Frauen haben nie etwas getan. Sie haben niemals Bündnisverträge aufgesetzt, keine Regierungen gebildet oder sind Schiffskapitäne, Entdecker oder sonst irgendwas gewesen.
Julia : Das ist genau die Einstellung, von der ich sprach. Du liest die Bücher, die Männer schreiben, und glaubst, dass die Männer alles tun. Ich behaupte nicht, dass die Frauen Generäle oder sonst was waren. Es ist nur, die Frauen werden in den Büchern unterdrückt. Verstehst du, die Dinge, die sie getan haben, werden irgendwie
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