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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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derjenige, der nicht weiß, über was er redet.
    Lehrer : Du bezweifelst Moritz’ Fakten.
    Lisa : (nickt)
    Lehrer : Aber Moritz, wie ich höre, bist du stark engagiert im Hinblick auf das, was Lisa berichtet hat. Du bist wirklich anderer Meinung.
    Moritz : Stimmt! (Fährt fort mit Informationen über die Notwendigkeit erhöhter Ölproduktion.)
    Lehrer : Du betrachtest das Problem aus einem anderen Blickwinkel als Lisa.
    Lisa : Nun, ich stimme mit Moritz überein, dass wir mehr Öl brauchen, aber wir dürfen das Meer nicht mit Lecks wie in Texas und Kalifornien gefährden.
    Moritz : Da brauchten keine Lecks aufzutreten.
    Lehrer : Eure Meinungsverschiedenheit bezieht sich auf Öllecks im Meer, nicht darauf, ob Bohrungen vor der Küste sein sollten.
    Beide : (stimmen zu)
    Indem er selbst bewertende Barrieren vermied, half der Pädagoge diesen Schülern, ihre Positionen zu klären und zu einer neuen Definition des Problems zu kommen. Würde der Lehrer bei derselben Meinungsverschiedenheit mit Belehrungen eingreifen oder eine Lektion über gutes Benehmen erteilen, dann sähe das so aus:
    Lisa :… daher bin ich der Meinung, dass Ölbohrungen vor der Küste unterbunden werden müssen.
    Moritz : Das ist doch blöd, so etwas zu sagen. Was verstehst du denn davon?
    Lisa : (verteidigend) Na, wenn du ausnahmsweise einmal zugehört hättest, würdest du es wissen. Ich habe es gerade erklärt.
    Lehrer : Wartet mal, ihr beiden. Streiten und schimpfen hilft euch nicht weiter. Moritz, wenn du anderer Meinung bist, sag einfach: » Ich stimme nicht zu.« Du brauchst nicht zu sagen, Lisa sei blöd, weil du anderer Meinung bist als sie. Und du, Lisa, vielleicht hat Moritz zugehört. Dass er anderer Meinung ist, braucht nicht zu bedeuten, dass er nicht zugehört hat. Na schön, macht weiter.
    Lisa : Ich bin fertig.
    Moritz : (Schweigen)
    Leider wird oft angenommen, dass Klassendiskussionen über Unterrichtsthemen nur in höheren Schulklassen sinnvoll seien. Nichts könnte falscher sein. Schüler aller Klassenstufen verfügen über ungenutzte Fähigkeiten, um fast ohne Leitung des Lehrers sinnvoll diskutieren zu können.
    Eine Lehrerin übermittelte uns eine auf Band aufgenommene Klassendiskussion, an der neun Jungen der dritten Klasse teilnahmen, die wegen ihres langsamen Lesens in einer besonderen Gruppe zusammengefasst worden waren. Sieben waren sitzen geblieben, und einer hatte zwei Jahre lang eine Sonderschule besucht. Alle hatten Schwierigkeiten, sich mündlich oder schriftlich auszudrücken. Es folgt eine Mitschrift dieser Klassendiskussion, die direkt nach dem gemeinsamen Ansehen eines Films entstand. Achten Sie darauf, wie die Lehrerin neben einigen Türöffnern fast ausschließlich aktives Zuhören verwendet.
    Lehrerin : Erinnern wir uns an den Film, den wir gesehen haben. Kann einer von euch für uns zusammenfassen, was wir sahen?
    Mark : Da war dieses Mädchen, das eine gute Eisläuferin sein wollte, un d als sie auf die Eisbahn kam, fiel sie hin, und alle lachten über sie.
    Benjamin : Ja, auch die Lehrerin fiel einmal hin, und die Leute lachten sie aus.
    Dennis : Später log die Lehrerin dann, weil sie nicht wieder ausgelacht werden wollte.
    Mark : Sie lachten das Mädchen so aus, dass sie das nächste Mal, als die Kinder zum Schlittschuhlaufen gingen, einen dicken Verband um ihr Knie machte und sagte, sie könne wegen ihrer Verletzung nicht Schlittschuhlaufen.
    Lehrerin : Sie log, damit die anderen sie nicht auslachten.
    Dennis : Ja, und, erinnern Sie sich, die Lehrerin auch. Sie sagte den Kindern, sie könne nicht mitkommen, weil sie zu einer Versammlung müsse. Und die Kinder trafen sie nach der Schule, und sie war gar nicht in der Versammlung.
    Lehrerin : Es hat euch überrascht, dass eine Lehrerin lügt.
    Die anderen : Ja, das hat es.
    Mark : Aber es war auch nicht nett, sie auszulachen. Das Mädchen wurde noch einmal ausgelacht, als es an die Tafel ging und nicht wusste, wie es ein Wort schreiben sollte.
    Benjamin : Das war traurig.
    Mark : Ihr muss scheußlich zumute gewesen sein.
    Thomas : Sie muss Angst gehabt haben, irgendetwas zu tun, weil sie sie wieder auslachen könnten.
    Lehrerin : Sie fürchtete sich davor, irgendetwas zu tun.
    Kevin : Und sie wird so ängstlich, dass sie schwindeln muss.
    Lehrerin : Das klingt, als wären einige von euch schon in Situationen gewesen, in

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