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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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einer Meinung?
    Benjamin : Ja.
    Mark : Ich glaube, wenn man alle drei haben könnte, würden die Leute einen nicht auslachen.
    Thomas : Dann könnten alle lachen.
    Benjamin : Ja. Ich ärgere mich nicht mehr. Wenn sie mich auslachen, kümmere ich mich nicht darum. Oder wir lachen zusammen.
    Lehrerin : Du denkst jetzt ganz gut von dir selbst.
    Benjamin : Natürlich.
    Lehrerin : Nun, Jungs, unsere Zeit ist um. Das war eine interessante Diskussion.
    Benjamin : Es gefällt mir, wenn wir uns so unterhalten.
    Lehrerin : Du freust dich über die Zeit, die wir so verbringen.
    Die anderen : Ja, wir auch.
    Die Lehrerin berichtete, dass sich nach der Diskussion Folgendes abspielte: Benjamin fragte, ob er sich die Bandaufnahme anhören dürfe. Sie erlaubte es ihm, er ging in den Zeichenraum und kam mit einem großen Blatt Papier und Buntstiften zurück. Er schaltete das Band ein, und während er zuhörte und dabei den Ton so laut wie möglich stellte, begann er mit den Stiften leuchtend gelbe, orange, grüne und purpurne Farbmuster zu zeichnen. Als er fast fertig war, sagte sie:
    Lehrerin : Heute hast du eine Menge heller, glücklicher Gefühle.
    Benjamin : Ja, Gelb und Orange sind die frohen Gefühle, die wir heute hatten, und Grün und Purpur sind schwebende Gefühle.
    (Dann nahm er einen schwarzen Stift, übermalte einen großen Teil des Papiers damit und ließ einige der leuchtenden Farben durchscheinen.)
    Lehrerin : Über den warmen, schwebenden Gefühlen liegen einige ziemlich schlimme Gefühle.
    Benjamin : Das ist unsere Lesegruppe. Da sind noch eine Menge wirklich schlimmer Gefühle, aber ein paar von diesen guten Gefühlen fangen an durchzukommen.
    Diese Klassendiskussion zeigt, wie tief Acht- und Neunjährige in zwei grundlegende Probleme eindrangen: die Kritik durch andere und lügen. Indem die Lehrerin Bewertungen vermied, überließ sie die ganze Verantwortung für den Verlauf der Diskussion den Kindern. Das ist Erziehung, wie es sie nicht besser geben kann.
    Nicht sichtbar in dieser » nicht gelenkten Diskussion« wird die Wirkung auf die Kinder selbst. Der Lehrerin zufolge hatte Benjamin, der sehr viel sprach, nie zuvor an einer Gruppenarbeit in der Klasse teilgenommen. Und Dennis, der normalerweise so stark stotterte, dass er nicht viel redete, beteiligte sich eifrig und sprach ohne jedes Stottern.
    Wie man durch aktives Zuhören mit Widerstand umgeht
    Alle Lehrer stoßen gelegentlich auf Widerstand: Die Schüler wollen nicht lernen, was die Lehrkraft sie lehren will. Dieser Widerstand kann viele Formen annehmen, von passivem Widerstand bis hin zur offenen Weigerung mitzuarbeiten. Leider versäumen die meisten Pädagogen, diesen Widerstand als Hinweis dafür zu entschlüsseln, dass die Schüler Schwierigkeiten haben. Sie antworten mit Barrieren . Hier einige typische Beispiele aus dem Klassenzi mm er:
    Situation: Ein Grundschullehrer bittet die Schüler, sechs Bälle zu zeichnen.
    Matthias : Ich kann nicht gut Bälle zeichnen.
    Lehrer : Oh, Bälle sind nicht schwer zu zeichnen. Deine sind sehr gut. ( Beruhigen, unterstützen )
    Matthias : Nein, ich finde sie nicht gut.
    Situation: Zeichenstunde in der ersten Klasse.
    Tobias : Herr Lehrer, mein Bild ist ganz schrecklich geworden, darum gebe ich es nicht ab. Es gefällt Ihnen bestimmt nicht.
    Lehrer : Ich bin sicher, dass es sehr gut ist, und ich möchte es gern sehen. Gib es also bitte ab. (Beruhigen)
    Tobias : (Lässt sein Bild umgekehrt auf dem Tisch liegen)
    Lehrer : Mach zu, Tobias, gib her! (Befehlen, kommandieren)
    Situation: Erster Schultag. Eddie aus der zweiten Klasse starrt aus dem Fenster.
    Lehrer : Was machst du, Eddie?
    Eddie : Nichts. (Pause) Müssen wir den ganzen Tag in der Schule bleiben?
    Lehrer : Natürlich bleiben wir den ganzen Tag in der Schule. Im vergangenen Jahr bist du auch den ganzen Tag hiergeblieben. Wie kommst du nur auf die Idee, wir müssten nicht den ganzen Tag zur Schule gehen? (Logik anführen, sondieren, fragen)
    Situation: Englischunterricht in der Oberschule, die Klasse liest die vorgeschriebene Lektüre. Corinna hat den Kopf auf den Tisch gelegt und die Augen geschlossen.
    Lehrer : Was ist los mit dir, Corinna? Langweilt es dich? (Interpretieren)
    Corinna : Nein, ich bin müde.
    Lehrer : (lacht) Sollen wir ein Bett für dich aufstellen und ein Schlafliedchen singen? (Alle außer Corinna lachen.)

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