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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Beschreibung einer Verhaltensweise beinhaltet bereits eine Wertung oder ein Urteil. Wir nennen Ich-Botschaften, die mit einem Urteil beginnen, » verkleidete Du-Botschaften«.
    Beachten Sie, dass jede gute Ich-Botschaft mit einem » Wenn« beginnt. Es ist wichtig, die Schüler wissen zu lassen, dass Sie nur in diesen besonderen Augenblicken, wenn ein spezielles Verhalten auftritt, ein Problem haben. Sie sind nicht immer verstimmt. Das hilft dem Schüler zu verstehen, dass Sie nur in einer besonderen Situation ein anderes Verhalten von ihm erwarten, nicht seinen Charakter im Allgemeinen oder seine gesamte Persönlichkeit infrage stellen. Durch die Änderung eines bestimmten Verhaltens kann er Ihnen helfen. Vernimmt er Ihre Botschaft als verallgemeinernde Nichtannahme, wird er verwirrt sein: Wo soll er beginnen? Was kann er tun, um Ihre Annahme zu erringen?
    Die zweite Komponente einer dreiteiligen Ich-Botschaft ist für die Lehrkräfte meistens am schwersten zu senden. Sie soll die konkrete Auswirkung des im ersten Teil der Botschaft beschriebenen Verhaltens auf den Lehrer verdeutlichen.
    Â» Wenn du die Tür unverschlossen lässt (nicht urteilende Beschreibung), wird mir manchmal etwas gestohlen…« (konkreter Effekt).
    Â» Wenn die Farbtöpfe nicht wieder in den Schrank gestellt werden (nicht urteilende Beschreibung), muss ich eine Menge meiner Zeit opfern, um sie einzusammeln und wegzustellen…« (konkreter Effekt).
    Was genau meinen wir mit » konkretem Effekt«? Unsere Erfahrung hat uns gezeigt, dass Ich-Botschaften im Allgemeinen keinen Einfluss haben, es sei denn, der behauptete Effekt auf den Lehrer erscheint in den Augen des Schülers wirklich stichhaltig. Wenn ein Kind versteht (oder » es abnimmt«), dass sein Verhalten jetzt dem Lehrer ein wirkliches Problem verursacht (oder in Zukunft verursachen könnte), wird es mehr zu einer Änderung motiviert sein. Den meisten Schülern widerstrebt es, für » böse Buben« gehalten zu werden, sie wollen, dass ihre Lehrer sie gerne mögen. Schüler wissen oft nicht genau, wie ihr Verhalten andere berührt, sie wollen primär ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen. In den wenigsten Fällen ahnen sie, dass sie dabei anderen Probleme verursachen. Macht man ihnen die Auswirkung ihres Verhaltens klar, so reagieren sie meistens mit » Mensch, das tut mir leid, ich wusste nicht…« oder so ähnlich.
    Manchmal haben Pädagogen Schwierigkeiten, diese wichtige zweite Komponente in einer Ich-Botschaft zum Ausdruck zu bringen, weil sie so lange daran gewöhnt gewesen sind, Botschaften zur Änderung von Verhaltensweisen zu senden, die keine konkrete Auswirkung auf sie haben. Lehrer besitzen sehr ausgeprägte Vorstellungen davon, was » gut« oder » schlecht«, » richtig« oder » falsch« ist, obwohl sie in keiner Weise von diesem Verhalten berührt werden. Darum ist der Schüler wenig oder gar nicht motiviert, sein Verhalten zu modifizieren. Beispiel:
    Â» Der Anblick deines Nasenpiercings ist mir unerträglich.«
    Wenn Lehrer also lernen, Ich-Botschaften zu senden, müssen sie das Verhalten der Kinder und Jugendlichen in zwei Kategorien einordnen: solches, das einen konkreten Effekt hat, und solches, das keinen solchen Effekt hat. Wir vermitteln den Lehrkräften, dass Ich-Botschaften nur in Bezug auf die erste Kategorie erfolgversprechend sind. Schüler sind Menschen, und Menschen modifizieren ihr Verhalten nur selten, wenn sie nicht überzeugt sind, dass es einen spürbaren und konkreten unerwünschten Effekt auf jemand anderen hat.
    Ich-Botschaften müssen als dritte Komponente die Gefühle des Lehrers zum Ausdruck bringen, seine Betroffenheit zeigen.
    Â» Wenn du deine Hausaufgaben nicht machst ( nicht urteilende Beschreibung des Verhaltens ), kostet es mich mehr Zeit und Arbeit, diese Unterrichtsstunde zu halten ( konkreter Effekt ), und das frustriert mich ( Gefühl ).«
    Dieser Lehrer sagt, dass das Verhalten einen Effekt verursacht (mehr Zeit und Arbeit für ihn) und dieser Effekt das Gefühl der Frustration bewirkt hat. Die Reihenfolge (Verhalten– Effekt– Gefühl) besagt, dass das Gefühl durch den Effekt hervorgerufen wird und nicht unmittelbar durch das Verhalten des Schülers.
    Diese logische Reihenfolge ist wichtig, aber nicht unantastbar. Auch eine Ich-Botschaft in beliebiger Reihenfolge (oder selbst mit

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