Lehrer-Schueler-Konferenz
mit den in Kapitel3 beschriebenen zwölf Barrieren der Kommunikation. Beide versagen bei der Lösung von Schülerproblemen wie bei der Lösung von Problemen, die Sie besitzen.
Ein erstaunlicher Widerspruch in sich! Da die typischen zwölf Barrieren tatsächlich die » Sprache der Nichtannahme« darstellen, könnte ihre Verwendung angebracht erscheinen, wenn das Schülerverhalten unannehmbar für Sie ist. In Wirklichkeit erreichen sie selten das, was Sie sich wünschenâ ein Ãnderung des Verhaltens der Schülerâ, und bergen groÃe Gefahr, der Selbsteinschätzung der Schüler und Ihrer Beziehung zu ihnen zu schaden.
Wie können Sie aber Kinder und Jugendliche dahingehend beeinflussen, dass sie ihr Verhalten ändern, ohne ihr Selbstbewusstsein zu zerstören und ohne ihrer Beziehung zu Ihnen zu schaden?
Du-Botschaften kontra Ich-Botschaften
Beim Unterricht in unseren Kursen entdeckten wir im Lauf der Jahre eine andere Art, Schülern entgegenzutreten. Die meisten Lehrer finden sie leicht verständlich und auÃerordentlich nützlich.
Beachten Sie, dass alle zwölf Barrieren entweder das Pronomen » du« enthalten oder, aufgrund der Struktur unserer Sprache, das » du« andeuten, wie in » Schütte den Papierkorb aus«, was heiÃen soll: » Du sollst den Papierkorb ausschütten.« Meistens sind die Lehrer von der Entdeckung überrascht, dass fast alle ihre Konfrontationsbotschaften » Du-Botschaften« sind.
» Du hörst sofort damit auf!« (Befehlen)
» Du bist jetzt ruhig, oder es passiert was.« (Warnen)
» Du solltest das besser wissen!« (Moralisieren)
» Du machst es, wie ich es dir gezeigt habe.« (Lösungen liefern, befehlen)
» Du denkst unreif.« (Kritik)
» Du benimmst dich wie ein Baby.« (Beschimpfen)
» Du willst es ihm nur heimzahlen.« (Analysieren)
» Du bist doch sonst ein guter Schüler.« (Positive Bewertung)
» Du wirst morgen anders darüber denken.« (Beruhigen)
» Warum hast du das getan?« (Sondierende Fragen)
» Du bist ein neuer Albert Einstein.« (Sarkasmus)
Keine dieser Du-Botschaften verrät irgendetwas über die Lehrkraftâ sie beschäftigen sich nur mit dem Schüler. Wollte der Lehrer etwas darüber sagen, was er in Bezug auf das Verhalten fühlte oder wie es ihn konkret berührte, müsste die Botschaft als Ich-Botschaft statt als Du-Botschaft formuliert werden.
» Ich kann nicht arbeiten, wenn ich erst eine Menge Sachen wegräumen muss, die liegen gelassen worden sind.«
» Ich bin frustriert von diesem Lärm.«
» Ich bin wirklich ärgerlich, wenn ihr euch herumschubst.«
Achten Sie darauf, wie Ich-Botschaften die Verantwortung für das, was geschieht, dem Pädagogen überlassen, dem Menschen, der das Problem hat. Eine andere Bezeichnung für Ich-Botschaften könnte lauten » Verantwortung übernehmende Botschaften«.
Was ist an Du-Botschaften falsch?
Um den Unterschied zwischen Du-Botschaften und Ich-Botschaften voll würdigen zu können, muss man beide Arten von Botschaften mit dem Kommunikationsmodell (vergleiche Abbildung 15)â wo eine Person mit einer anderen sprichtâ in Verbindung bringen.
Angenommen, Sie fühlen sich stark frustriert, weil einer Ihrer guten Schüler Sie wiederholt unterbricht, während Sie mit einzelnen Kindern arbeiten, die Schwierigkeiten beim Bruchrechnen haben. Sein Verhalten verursacht Ihnen ein Problemâ Sie besitzen das Problem, Sie sind frustriert. Sie zeigen Ihr Gefühl vielleicht so verschlüsselt, dass Sie einen Code wählen, der eine Du-Botschaft wird, wie in Abbildung 18.
Würden Sie dagegen einen Code wählen, der genau Ihren inneren Gefühlen entspricht, so käme unvermeidlich eine Ich-Botschaft oder eine » Ich fühle«-Botschaft heraus wie: » Ich bin frustriert.«
Wenn Sie eine du-bezogene Botschaft senden, beschuldigen Sie tatsächlich den Schüler, welches Bedürfnis auch immer gehabt zu haben, das ihn bewog, mit Ihnen in Verbindung zu treten. Dadurch legen Sie die Verantwortung für Ihre Frustration in seine Hände, obgleich eine Du-Botschaft ein (sehr unklarer) Code für das ist, was in Ihnen vorgeht.
Ein deutlicher Code in Bezug auf Ihren inneren Zustand ist stets eine Ich-Botschaft: » Es frustriert mich, mit dieser Gruppe zu arbeiten, wenn ich so oft unterbrochen
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