Lehrer-Schueler-Konferenz
lernen, werden sie eher vor dem Gebrauch von Autorität und Macht zurückschrecken und stattdessen alternative Methoden zur Konfliktlösung in der Schule suchen.
Schülerreaktionen auf Machtausübung
Rebellion, Widerstand, Trotz
Reaktionen auf Autorität und Macht gibt es überall. Wenn Menschen ihre Freiheit bedroht sehen, leisten sie Widerstand, lehnen sich auf oder tun in einer Rebellion genau das Gegenteil dessen, wozu sie gezwungen werden sollten. Was passiert, wenn man Schülern befiehlt, die Bleistiftspitzmaschine zu verlassen und sofort zu ihrem Platz zurückzukehren? Sie bummeln und trödeln oder trotzen dem Lehrer, indem sie den Bleistift so lange anspitzen, bis nur noch ein Stummel übrig ist.
Wie oft schon schickten Sie ein laut in den Raum kommendes Kind wieder vor die Tür, damit es beim zweiten Male ruhig und gesittet hereinkäme? Und wie oft polterte es mindestens ebenso laut ins Klassenzimmer, diesmal mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht?
Ein Schüler erzählte seinem Schulberater am Gymnasium Folgendes:
Ich versuchte erst gar nicht, gute Noten zu bekommen, denn meine Eltern wollten unbedingt, dass ich ein guter Schüler werde. Bekäme ich gute Noten, würden sie sich in ihren Bemühungen bestätigt fühlen, so als ob sie eben doch recht oder gewonnen hätten. Dieses Triumphgefühl werde ich ihnen nicht verschaffen, und deshalb lerne ich nicht.
Kinder und Jugendliche sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, sich den Bemühungen ihrer Lehrer zu widersetzen, die ihr Verhalten mittels Macht verändern wollen. Eine Schülerin erzählte hierzu folgendes Beispiel:
Ich habe eine Hauswirtschaftslehrerin, die dauernd wegen meiner kurzen Röcke an mir herummeckert. Kurz bevor ich in ihre Stunde gehe, schlage ich meinen Rock am Bund nochmals um, damit er superkurz wird. Das ärgert sie maÃlos. Nach der Stunde lasse ich den Rock wieder runter auf normale Länge. Ich lasse mir von der doch nicht vorschreiben, wie ich meine Röcke zu tragen habe.
VergeltungsmaÃnahmen, Rache
Es ist eine klassische menschliche Reaktion, sich gegen diejenigen zu wehren, von denen die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse abhängt. Dabei ist nur erstaunlich, dass dieses allgemein bekannte Verhalten die meisten Menschen immer noch verwundert.
Auch die oberflächlichste Betrachtung der Menschheitsgeschichte offenbart den Hass, den die Unterdrückten zu allen Zeiten gegen ihre Unterdrücker verspürten, und ihre Bereitschaft, sich auch durch das Eingehen fürchterlicher Risiken irgendwie zu rächen.
Pädagogen, die ihre Schüler mithilfe von Autorität beherrschen, provozieren in hohem MaÃe diese Art von Aggression, Vergeltung und Rache. Häufig richten sich die heftigsten VergeltungsmaÃnahmen gegen gütige, väterliche Lehrer, die ihren Machtgebrauch einkleiden in Sätze wie: » Ich will ja nur dein Bestes« oder » Eines Tages wirst du mir dafür dankbar sein«. Diese väterlichen Lehrer erzeugen nicht nur Gefühle des Ãrgers und der Frustration, wie sie in allen Situationen entstehen, in denen Kinder die Verlierer sind. Zusätzlich werden die Schüler in einen Zwiespalt gedrängt, weil sie Schuldgefühle entwickeln, wenn sie die gütige Hand, die sie füttert, auch noch beiÃen.
Bateson untersuchte Verhaltensmuster, die der Schizophrenie ähneln, und fand heraus, dass solche zwiespältigen Situationen innere Spannungen erzeugen, auf die manche Menschen mit » Verrücktwerden« reagieren. Ein nach auÃen klar und eindeutig erkennbarer Despot ist wahrscheinlich eher zu ertragen als ein gütiger Tyrann; der boshafte Despot kann wenigstens ohne Schuldgefühle gehasst werden.
In der Tat mag Zurückschlagen eine der gesündesten Schülerreaktionen auf Lehrermacht sein. Wir plädieren gewiss nicht für eine antagonistische und feindselige Atmosphäre im Klassenzimmer, aber es steht fest, dass dem emotionalen Gleichgewicht eines Schülers besser gedient ist, wenn er ein » Kämpfer« ist und sich nicht passiv unterordnet oder zurückzieht.
Lügen, Heimlichtuerei, Verbergen von Gefühlen
Lügen sind ein häufig angewandtes Mittel, um den Auswirkungen der Lehrermacht zu entkommen. Kinder lernen schon früh, wie gefährlich es ist, den » Machthabern« die Wahrheit zu sagen. So verhalten sie sich nach dem Motto: » Erzähl
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