Lehrer-Schueler-Konferenz
Macht aus dem Spiel, würden viele Schülerrebellionen nicht stattfinden.
Die destruktiven Auswirkungen der Macht
Das schwerwiegendste Argument gegen den Gebrauch der Methode I bei Konfliktlösungen sind die destruktiven Auswirkungen, die diese Methode auf die Schüler hat. Methode I basiert auf Macht, die als » Autorität« verkleidet auftritt, und Macht wirkt sich erschreckend destruktiv in zwischenmenschlichen Beziehungen aus. So sagte bereits der Dichter Shelley: » Macht ist wie eine vernichtende Seuche; sie vergiftet alles, was mit ihr in Berührung kommt.«
Diese Korruption und Zerstörung durch Macht, die Dichter und gute Staatsmänner schon seit Jahrhunderten kennen, wird nirgendwo klarer sichtbar als in der Institution, die wir Schule nennen. Schulen sind eine der letzten Hochburgen, in denen Macht in zwischenmenschlichen Beziehungen sanktioniert wird.
Viele Menschen glauben heutzutage fälschlich, dass nur die jetzige Schülergeneration rebelliert und sich der rauen Gewalt der Lehrer und Verwaltungsbeamten in den Schulen widersetzt. Diese Menschen sehnen sich nach der guten alten Zeit, in der, ihrer Meinung nach, Schüler Autorität akzeptierten und konstruktiv darauf reagierten. Diese Auffassung wird in jedem unserer Kurse dramatisch widerlegt. Wir fordern die Teilnehmer auf, sich an ihre eigene Schulzeit zu erinnern, als sie die Macht ihrer Lehrer zu spüren bekamen. Wir stellen Fragen wie zum Beispiel: » Welche Erfahrungen machten Sie? Was fühlten Sie? Wie reagierten Sie? Wie kamen Sie mit Belohnungen oder Bestrafungen zurecht, die Sie erhielten, damit Sie sich so benahmen, wie die Erwachsenen in der Schule es forderten?«
Die Erinnerungen kommen jedes Mal lebhaft. Manchmal erinnern Lehrer einen Vorfall so schmerzlich, dass sie im Kurs wieder denselben Ãrger fühlen und manchmal sogar über ein Ereignis, das 15 oder 20Jahre zurückliegt, vor Wut explodieren.
Während die Pädagogen ihre Gefühle schildern und berichten, auf welche Weise sie die damaligen Situationen verarbeitet haben, schreibt der Kursleiter beide Angaben an die Tafel. Mit nur sehr wenig Veränderung entstehen Listen wie die, die wir in der Tabelle auf dieser und der nächsten Seite abgebildet haben.
Nach der Fertigstellung der beiden Listen ist die Reaktion der Kursteilnehmer unweigerlich ein Erstaunen darüber, dass all diese Gefühle und die dazugehörenden Verarbeitungsmechanismen so negativ und » schlecht« sind. Sie meinen dann, Macht und Autorität müssten doch auch positive oder » gute« Wirkungen erzielen können. Obwohl sie selbst die Stichworte geliefert haben, ist nach der Erstellung der Listen folgende Reaktion durchaus häufig: » Sie müssen uns irgendwie reingelegt haben, um nur negative Aussagen zu erhalten.« Wenn der Kursleiter dann dazu auffordert, der Liste noch positive oder » gute« Reaktionen hinzuzufügen, werden selten welche genannt.
Gefühle
Verarbeitungsmechanismen
Unmut, Ãrger, Feindseligkeit
rebellieren, Widerstand leisten, trotzen
Frustration
sich rächen, zurückschlagen sich wehren, kämpfen
Hass
lügen, verheimlichen, Gefühle verbergen
Verlegenheit
andere beschuldigen, petzen
Unwürdigkeit
schummeln, abschreiben
Furcht, Angst, Unsicherheit
andere tyrannisieren, schikanieren, herumkommandieren
Unglücklichsein, Traurigkeit, Depression
unbedingt gewinnen wollen, es hassen zu verlieren
Bitterkeit, Rachsucht
sich organisieren, Bündnisse schlieÃen
Machtlosigkeit, Unbeweglichkeit
sich unterordnen, nachgeben, des Lehrers » Liebling « werden
Eigensinn, Trotz
für » gutes Wetter « sorgen, schmeicheln
Konkurrenzdenken
nicht aus der Reihe tanzen, kein Risiko eingehen, nichts Neues ausprobieren
Erniedrigung, Apathie
sich zurückziehen, phantasieren, regredieren, weglaufen
Wenn Sie als Leser versuchen, sich Ihrer eigenen Gefühle und Reaktionen in Bezug auf Autorität zu erinnern, werden Sie sie wahrscheinlich in der oben aufgeführten Liste entdecken können.
Der Zweck dieser Ãbung ist es, den Lehrern nach einer Analyse ihrer eigenen Erfahrungen mit Autorität zu verdeutlichen, dass ihre Schüler sich gar nicht anders verhalten können, als sie es tun. In den folgenden Kapiteln werden wir eingehender die Reaktionen untersuchen, die Kinder angesichts Autorität zeigen. Wenn Lehrkräfte diese Verarbeitungsmechanismen der Schüler verstehen
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