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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeit zu sterben
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blieb anschließend häufig noch da und spen-dierte den widerspenstigen Kunden Drinks auf Firmenkosten.
    Wenn auch das nicht zum Erfolg führte, ließ er zu Hause seinen Frust an Tiina aus.
    Kurz nach neun strömten weitere Menschen an die Bar, die in ihrer Geheimsprache redeten. Unix-Betriebssysteme und Java-Anwendungen klingelten in meinen Ohren, und ich zog mich immer tiefer in meine Ecke zurück, obwohl nicht zu befürchten war, dass irgendjemand meine Gesellschaft suchen würde. Für diese noch nicht dreißigjährigen, perfekt getrimmten Typen, die einige tausend Finnmark für ihre Anzüge hinblätterten, war eine Frau wie ich einfach nicht vorhanden. Ich nippte an meinem Orangensaft und studierte zum dritten Mal den Bericht über die jüngste Verlobung eines Schlagersternchens. Es machte mir Spaß, die Geschichten der Frauenzeitschriften über all die wahnsinnig verliebten Paare zu lesen. Je lauter die Verliebten im Interview von ewiger Treue redeten, desto wahrscheinlicher stand in den nächsten fünf Jahren die Scheidung an, so viel hatte ich schon gelernt. Einmal hatte ich zwei meiner Klientinnen verärgert, indem ich die Dauer einer dieser spektakulären Beziehungen anzweifelte; die beiden fanden es einfach phantastisch, dass die ehemalige Schönheitskönigin endlich einen anständigen Mann kennen gelernt hatte. Vielleicht versuchten sie, ihr Leben nach diesem Muster zurechtzubiegen, sich einzureden, auch sie könnten einen neuen, liebevollen Ehemann finden, oder eine gute Fee würde ihren prügelnden Mann in einen neuen Menschen verwandeln.
    Pasi Leiwo erschien an der Bar, begleitet von einem mageren Mann mittleren Alters. Er redete auf den anderen ein, der zu zö-
    gern schien. Pasi bestellte den besten Kognak, den das Haus zu bieten hatte, und zündete sich eine dicke Zigarre an. Der Kunde lehnte die angebotene Zigarre ab. Pasi wirkte betrunken.
    Vorsichtig schob ich mich näher an ihn und seinen Gesprächspartner heran. Der andere versuchte das Gespräch allmählich zu beenden, aber Pasi hörte nicht auf mit seinem Geschwätz. Er übertönte das Stimmengewirr, ich hörte, wie er den anderen von der Einzigartigkeit und Preiswürdigkeit der Soft-warelösung seiner Firma zu überzeugen versuchte. Dabei klopfte er ihm auf die Schulter und fuchtelte mit der Zigarre. Von der Begeisterung, die er in seine Stimme legte, war in seinen Augen nichts zu lesen. Sie wirkten ausdruckslos wie getöntes Milch-glas. Viele der anwesenden Männer rüsteten sich zum Aufbruch, auch Pasis Gesprächspartner kippte schnell seinen Kognak herunter und verabschiedete sich.
    «Verdammter Idiot», fauchte Pasi jemandem zu, offensichtlich einem Kollegen. «Wenn wir die Typen hier los sind, fahren wir noch in die Stadt. Im ‹Kaivo› ist garantiert was los. Mein Auto steht vor der Tür.»
    «Ich kann nicht, ich hab meiner Frau versprochen, pünktlich zu Hause zu sein, damit sie noch ins Fitnesscenter kann.»
    «Geht deine Alte mitten in der Nacht ins Fitnesscenter?»
    «Tagsüber kann sie ja nicht, wegen des Babys, und sie will doch ihre alte Figur zurückkriegen. An deiner Stelle würde ich mich nicht mehr ans Steuer setzen, du hast immerhin zwei Glas Wein und einige Kognaks intus.»
    «Ich kann eben was vertragen. Na, dann geh schon, du Pan-toffelheld! Bis morgen!»
    Ich zog mich hastig zurück, als Pasi plötzlich neben mir stand.
    Ich war nicht schnell genug, er hatte mich bemerkt und musterte mich abschätzend. Er schien mich nicht wieder zu erkennen, sein Blick war gleichgültig: Ich entsprach nicht seinen An-forderungen, es lohnte sich nicht, mich anzusprechen. Er bestellte sich noch einen Kognak.
    Ich musste unbedingt auf die Toilette. Pasi würde sicher nicht sofort aufbrechen, sein Glas war noch voll, die Zigarre, deren widerlicher Qualm mir in die Nase stieg, erst halb aufgeraucht.
    Diesen Gestank hatte ich immer gehasst. Mein Vater und alle meine Brüder rauchten, auch in der Wohnung. Als ich in meine erste Studentenwohnung eingezogen war, konnte ich meinen Vater nur davon abhalten, dort zu rauchen, indem ich behauptete, ich bekäme Ärger mit den Mitbewohnern. Ich selbst hatte ein einziges Mal eine Zigarette probiert, das hatte mir gelangt. Von Zigarrenqualm wurde mir regelmäßig schlecht.
    Als ich zurückkam, stand Pasi laut lachend mit ein paar Männern zusammen. Ich bestellte noch einen Orangensaft und kam mir blöd vor. Warum hing eine einsame Frau an einer Bar herum und trank Orangensaft, wenn sie das Gleiche zu

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