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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeit zu sterben
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Hause viel billiger haben konnte? Aber niemand starrte mich an. Nur mein Spiegelbild auf der Toilette war der einzige Beweis dafür, dass ich weder aufgehört hatte zu existieren noch unsichtbar geworden war. In meiner Abwesenheit hatte sich irgendwer meine Zeitung geschnappt, also musste ich mich damit begnügen, in mein Saftglas zu schauen.
    Zehn Minuten später begann Pasi sich zu verabschieden. Er gab ein paar Männern die Hand, einem klopfte er auf die Schulter.
    Kurz entschlossen ließ ich meinen Saft stehen und eilte an die Garderobe. Ich hatte Glück, Pasi ging vorher noch zur Toilette.
    Es gelang mir, das Hotel vor ihm zu verlassen und im Dunkel unterzutauchen. Er hatte seinen silberfarbenen BMW praktisch vor dem Eingang geparkt. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, wann mein Bus fuhr, und der nächste Taxistand war am Bahnhof, ich konnte Pasi also auch nicht im Taxi verfolgen. Das Einzige, was mir einfiel, war, aus der Handtasche einen Stift hervorzukramen, das erstbeste Stück Papier zu nehmen, das ich fand – eine Visitenkarte des Frauenhauses –, und das Kennzeichen des Autos zu notieren: JCC-388.
    Ich sah, wie Pasi herauskam und nach dem Autoschlüssel tas-tete. In dem Moment wusste ich, was zu tun war.
    Ich nahm mein Handy, tippte Unterdrückung der Rufnummer ein und rief bei der Polizei an.
    «Guten Abend. Ich möchte einen betrunkenen Autofahrer anzeigen», sagte ich hastig, während Pasi einstieg. «Der Mann kommt gerade aus dem Hotel Kuninkaantie im Zentrum von Espoo. Ein silberner BMW, Kennzeichen JCC-388. Er hat mehrere Drinks zu sich genommen. Er wohnt in Tapiola, in der Kaskenkaatajantie.»
    «Einen Augenblick. Bleiben Sie bitte am Apparat.»
    Der Dienst habende Beamte verschwand aus der Leitung; ich hörte, wie Pasi den Motor anließ und rückwärts aus der Park-lücke setzte. Er schrammte gegen die Brüstung, schaffte es aber im letzten Moment auf die Ausfahrtspur.
    «Der nächste Streifenwagen ist verständigt. Bitte geben Sie Ihren Namen, Anschrift und Telefonnummer an.»

    «Kristiina Kirves. Eestiläistentie 11. 8015588», betete ich herunter. Das Pseudonym hatte ich mir vor gut zehn Jahren ausge-dacht, als ich aus lauter Einsamkeit gelegentlich bei Partylines anrief. Kristiina Kirves klang interessanter als Säde Vasara. Wer in der Eestiläistentie 11 wohnte und wem die erfundene Telefonnummer gehörte, war mir eigentlich egal.
    Soweit ich wusste, war Pasi Leiwo noch nie wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden, also würde er vermutlich mit einer Geldstrafe davonkommen, aber das war immerhin ein Anfang. Vielleicht ließ sich Tiina leichter überreden, ihn wegen Körperverletzung anzuzeigen, wenn er erst einmal ein Strafregister hatte. Womöglich empfand sie die Verhaftung wegen Trunkenheit am Steuer sogar als Schande und reichte die Scheidung ein.
    Der silberne BMW verschwand hinter den Bäumen, und am liebsten wäre ich ihm hinterhergelaufen. Rasch rief ich die Auskunft an und erkundigte mich nach Pasi Leiwos Handynummer.
    Dann aktivierte ich die Rufnummerunterdrückung und rief ihn an.
    «Hallo», meldete er sich schnaufend.
    «Ich hab gesehen, wie du betrunken ins Auto gestiegen bist, und hab dir die Polizei auf den Hals gehetzt.»
    «Wer ist da? Was für einen Scheiß redest du da?»
    «Die Polizei ist dir auf den Fersen. Am besten hältst du an und bestellst dir ein Taxi, wenn du nicht erwischt werden willst.»
    «Leck mich am Arsch, blöde Kuh!»
    Gleichzeitig hörte ich durchs Telefon eine immer lauter wer-dende Polizeisirene. Pasi stieß noch ein paar Flüche aus, dann brach die Verbindung ab.
    Ich blieb auf dem dunklen Parkplatz stehen, mit dem Mobil-telefon in der Hand und einem leeren Gefühl im Bauch. Was nützte mir meine Rache, wenn ich sie nicht beobachten konnte? Ich hätte zu gern gesehen, wie Pasi ins Röhrchen pustete, wie er im Streifenwagen saß und man ihm Handschellen anleg-te. Hoffentlich leistete er bei der Festnahme Widerstand und bekam mit dem Polizeiknüppel ein paar übergezogen. Ich hörte eine Polizeisirene, dann eine zweite. Welche Strecke hatte Pasi wohl genommen? Hoffentlich versuchte er nicht zu entkommen und überfuhr dabei unschuldige Passanten …
    Ich wollte Gewissheit. Ich bestellte mir ein Taxi und nannte als Fahrtziel die Kaskenkaatajantie.
    «Da fahren wir am besten über die Turkuer Autobahn», meinte der Taxifahrer. Schweigend legten wir einige Kilometer zu-rück, dann meldete sich die Funkzentrale:

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