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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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auf mich wartete und danach das warme Bett, wo sich Einstein satt und zufrieden am Fußende einrollte. Doch trotz meiner Müdigkeit musste ich immer wieder an Elina denken, selbst im Traum ließ sie mir keine Ruhe. Ich sah sie über das Eis gehen, im flatternden weißen Nachthemd. Plötzlich fuhr der Wind in das Hemd und hob Elina in die Luft, wirbelte sie immer weiter in die Höhe, bis sie nur noch ein kleiner Punkt unter den Schnee-flocken am Himmel war.

    Am nächsten Morgen hatte ich kaum mein Dienstzimmer betreten, als Aira Rosberg wieder anrief. Elina hatte immer noch nichts von sich hören lassen. Bedauernd erklärte ich ihr, dass Vermisstenfälle, sofern keine Hinweise auf ein Verbrechen vorlagen, nicht in unser Ressort fielen, sondern von der Schutzpolizei bearbeitet wurden.
    »Entschuldige bitte, dass ich dich damit belästige, aber … als Polizistin hast du einen besseren Blick dafür, was wichtig ist und was nicht. Ich hatte gehofft, dass … dass du vorbeikommen könntest.« Airas Stimme klang zugleich besorgt und verlegen.
    »Wenn ich bei der Schupo anrufe, schicken sie natürlich einen Mann, und das wäre Elina gar nicht recht.«
    »Bei der Schutzpolizei arbeiten heutzutage auch eine ganze Reihe Frauen, aber ich werde sehen, was ich tun kann.« Der Nachmittag war noch nicht völlig verplant, vielleicht würde ich Zeit für einen Abstecher finden. »Ich rufe dich nach zwei Uhr an, aber melde dich, falls du vorher etwas von Elina hörst!«
    Im selben Moment kam Taskinen herein und drängte mich, endlich in den Vernehmungsraum zu kommen. Neben den allweihnachtlichen Körperverletzungen bearbeiteten wir einen ziemlich verwickelten Fall von Geldwäsche. Das Dezernat für Wirtschaftskriminalität hatte uns hinzugezogen, weil es sich bei einem der Hauptakteure um einen Betriebswirt aus Haukilahti handelte, der seine Karriere als Konkursbetrüger bereits in den siebziger Jahren begonnen und die Geldwäsche diesmal von seiner Zelle im Bezirksgefängnis aus aufgezogen hatte. Heute hatten wir seinen Schwager vorgeladen, der zwar einer der Hauptaktionäre der Scheinfirma war, aber den Unschuldigen mimte. Wir hatten vereinbart, ihn pausenlos mit unseren Fragen zu bombardieren, um ihn wenigstens zeitweise aus dem Konzept zu bringen. Nachdem wir ihm drei Stunden lang zugesetzt hatten, konnten wir zufrieden sein. Er hatte sich mehrmals in Widersprüche verwickelt und dabei unwillentlich so viel preisgegeben, dass wir beinahe genug Material für die Anklage-erhebung hatten. Seit dem Sommer hatten wir an diesem Fall herumgedröselt, es war phantastisch, ihn bald abschließen zu können.
    »Hast du Zeit, mit mir zu essen?«, fragte Taskinen, als wir den Vernehmungsraum verließen.
    »Ja, gern. Ich wollte sowieso etwas mit dir besprechen.« Ich berichtete meinem Chef von dem seltsamen Verschwinden Elina Rosbergs, denn ich wollte ihn um Erlaubnis bitten, wenigstens inoffiziell nachzuprüfen, ob Hinweise auf ein Verbrechen zu finden waren. Allerdings hatte ich insgeheim bereits beschlossen, notfalls auch ohne Taskinens Einwilligung nach Rosberga zu fahren.
    »Ich habe das Gefühl, Aira Rosberg verschweigt mir den wahren Grund, weshalb sie sich solche Sorgen um Elina macht und unbedingt die Polizei einschalten will. Und überhaupt …«
    Wir beluden unsere Tabletts. Taskinen wählte entrahmte Milch und nahm keine Butter zum Brot. Ich nahm reichlich Ketchup zum Nudelauflauf und Knoblauchsoße zum Salat und registrier-te Taskinens amüsierten Blick. Zu Elinas Verschwinden äußerte er sich erst, als wir am Tisch saßen.
    »Fahr ruhig hin. Aber wenn dir etwas faul erscheint, bittest du Aira Rosberg, eine offizielle Vermisstenanzeige zu erstatten.
    Natürlich kannst du auch die Ausreisen überprüfen. Bei Erwachsenen sind solche Fälle immer etwas heikel. Mit ihrem Freund würde ich an deiner Stelle auch reden.«
    »Daran hatte ich auch schon gedacht.« Ich stopfte mir eine Ladung Nudelauflauf in den Mund und betrachtete Taskinens Hände, die fein säuberlich eine Scheibe Roggenbrot zerteilten.

    Kriminalrat Taskinen war stets sauber und gepflegt. Er war etwas über eins achtzig groß und trug das glatte blonde Haar seitlich gescheitelt. Der Scheitel war wie mit dem Lineal gezogen, und Schuppen oder Haare auf dem blauen Anzugkra-gen waren schlichtweg unvorstellbar. Die Fingernägel hatte er immer kurz geschnitten, seine Zähne waren makellos weiß. So schmal und stromlinienförmig wie sein Gesicht war auch sein Körper: sehnig

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