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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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Mädchen, über eine Brücke führt.
    »Und hier sind Elinas Räume. Das Wohnzimmer benutzen wir allerdings beide.«
    Diesmal ließ mich Aira eintreten. Ich machte große Augen.
    Die romantischen Blumenständer und Spitzengardinen passten natürlich in das rosarote Gutshaus, doch Elinas Geschmack hatte ich mir anders vorgestellt. Ich hatte schnörkellose Designermö-
    bel erwartet, von Artek oder Kukkapuro … Die Rüschen an den Stuhlbeinen und die Spitzendeckchen auf den Beistelltischen passten nicht im Geringsten zu dem Bild, das ich mir von Elina Rosberg gemacht hatte. Aira hatte mein Erstaunen wohl bemerkt, denn sie erklärte:
    »Das war das Zimmer meiner Mutter, also Elinas Großmutter.
    Sie hat die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens hier unten gewohnt, weil ihr das Treppensteigen schwer fiel. Außerdem liebte sie die Aussicht.«

    Ich schaute durch das große Fenster, konnte im Dämmerlicht aber keine Einzelheiten erkennen. Auf dieser Seite des Gebäudes fiel das Gelände ab, und die Mauer, die das Grundstück umgab, war hier so niedrig, dass sie den Blick ins Tal freigab.
    Die weiße Fläche, die in der Ferne aufschimmerte, musste der See Pitkäjärvi sein.
    »In diesem Zimmer wollte Elina nichts verändern. Das Schlafzimmer hat sie sich nach ihrem eigenen Geschmack eingerichtet.«
    Aira öffnete die nächste Tür. Ich betrat Elinas Schlafzimmer, das meinen Erwartungen ebenfalls nicht entsprach. Zwar waren die Möbel schlicht und modern, doch die Farben waren viel zu grell, leuchtendes Rot und Gelb, dazu Hellblau. Ein breites Bett, offenbar ein Wasserbett, beherrschte den Raum. Die Tagesdecke war zurückgeschlagen, doch das Bett schien unberührt. Am Fenster stand ein unbequem aussehender Sessel mit dreieckiger Fußbank. Ein Schreibtisch mit Computer, daneben ein Regal, das mit psychiatrischer Fachliteratur gefüllt war. Über dem Bürostuhl lagen eine sorgfältig gefaltete lila Samthose, eine weiße Bluse und ein rauchgrauer Pullover. »Das hat sie vorgestern angehabt. Meistens zieht sie mehrere Tage nacheinander dieselben Sachen an, wenn sie nicht schmutzig sind. Und da sie ihre Kleider über den Stuhl gelegt und nicht in den Wäschekorb gesteckt hat …«
    Airas Schweigen war beredt.
    »Das Nachthemd legt sie immer neben das Kissen, aber wie du siehst, liegt es nicht da. Morgenmantel und Pantoffeln sind gewöhnlich im Badezimmer, die habe ich auch nicht gefunden.«
    »Wie ist es mit Mänteln und Winterschuhen? Fehlt etwas?«
    »Die hat sie im Nebenflur, um Verwechslungen mit den Mänteln der Kursteilnehmerinnen zu vermeiden. Komm mit.«

    Aira führte mich zurück in die Eingangshalle und weiter in einen mit der Küche verbundenen Seitengang, der zum hinteren Hof führte. An der Garderobe hingen mehrere Mäntel.
    »Das sind meine.« Aira zeigte auf einen abgetragenen, altmodischen Persianer und einen dunkelblauen Steppmantel.
    Daneben hingen der Lammfellmantel, den ich an Elina gesehen hatte, eine violette Steppjacke und, sorgfältig auf einen Bügel gehängt, ein eleganter dunkelgrauer Wollmantel.
    »Andere Wintermäntel hat Elina nicht. Und die Schuhe sind auch alle noch da, Winterstiefel, Gummistiefel und Wander-schuhe.«
    »Könnte es sein, dass eine der Kursteilnehmerinnen ihr etwas zum Anziehen geliehen hat?«
    »Da fragst du sie am besten selbst. Jedenfalls hat niemand etwas davon gesagt. Aber gehen wir zurück in Elinas Zimmer.
    Den wichtigsten Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt, habe ich im Bad gefunden.«
    Das Bad, das an das Schlafzimmer anschloss, war auf alt renoviert. Die Badewanne hatte Füße, der Toilettendeckel war aus Holz. Es gab sogar Platz für einen kleinen Schminktisch voller Tiegel und Tuben. An der Wand war eine elektrische Zahnbürste angebracht.
    »Elina nimmt es mit der Gesichtspflege sehr genau, aber sie hat sämtliche Reinigungsemulsionen und Cremes hier gelassen.«
    Ich sah mir die Flaschen und Tiegel der teuren Hautpflegeserie genau an.
    »Vielleicht verwendet sie Reisepackungen? Die werden ja von vielen Herstellern angeboten. Außerdem ist es kein Problem, Ersatz zu kaufen.«
    »Aber ihr Antibiotikum hätte sie niemals zurückgelassen!
    Elina hat eine Atemwegsinfektion und gerade erst mit der Kur begonnen. Sie hatte einen schlimmen Husten, ihre Stimme war fast weg. Aber die Tabletten sind hier, schau!«
    Auf dem Schminktisch stand eine kleine weiße Plastikdose mit der Aufschrift »Erasis 400 mg«. Dem aufgeklebten Etikett war zu entnehmen, dass das Medikament für

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