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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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Sommerhäusern ist. Im Winter stehen sie meistens leer, es ist ein Kinderspiel, sie aufzubrechen.«
    Taskinen hatte sein Gespräch beendet und trat zu uns. Er sah mich gequält an. Sein Gesicht war maskenhaft starr und trotz der Kälte ganz ohne Farbe, die grauen Augen wirkten dunkler als gewöhnlich.
    »Maria. Du hättest nicht zu kommen brauchen«, sagte er, dann streckte er die Hand aus und berührte meine Schulter, zaghaft wie ein Teenager.
    »Ich konnte einfach nicht anders. Es ist doch reiner Zufall, dass Palo da drinnen festsitzt und nicht ich.«
    Als ich aussprach, was ich auf dem Weg hierher unablässig gedacht hatte, spürte ich, wie etwas in mir zerbrach. Ich hätte weinen mögen, laut brüllen, doch der Frost hatte die Tränen in meinem Innern erstarren lassen und mein Hals war wie zugeschnürt, ich brachte keinen Ton heraus. Nur meine Beine waren nicht erstarrt, sie wurden plötzlich weich wie frisch gefallener Schnee und wollten mich nicht mehr tragen.
    »Maria? Bist du okay?«
    Taskinens Stimme kam aus weiter Ferne, obwohl sein Gesicht ganz nahe war. Seine Hände packten meine Schultern, hielten mich aufrecht, dämmten das haltlose Zittern ein, das mich befallen hatte. Das Visier meines Schutzhelms klappte herunter, ich kümmerte mich nicht darum und lehnte den Kopf an Taskinens Schulter. Beinahe verzweifelt presste er mich an sich, ich begriff, er hatte die Berührung ebenso nötig wie ich. Erst beim Geräusch näher kommender Autos lösten wir uns voneinander. Hinter den blauweißen Kastenwagen der Polizei tauchten zwei glänzend rote Feuerwehrautos auf.
    »Ich weiß nicht, ob es wirklich klug ist, einen riesigen Tross anrollen zu lassen. Ich fürchte, die Situation spitzt sich nur zu, wenn Hubschrauber über der Hütte kreisen und die Jungs von der Antiterrortruppe in den Bäumen herumklettern. Von Presse und Fernsehen ganz zu schweigen«, seufzte Taskinen, als er den Wagen eines kommerziellen Senders erblickte, der sich durch die Absperrung zu zwängen versuchte.
    »Hatten wir nicht vereinbart, die Medien vorläufig fern zu halten?«, sagte er wütend ins Telefon. Dann wandte er sich wieder mir zu. »Zum Glück brauche ich keine Entscheidungen zu treffen, wir werden nämlich bald höhere Herren hier haben.
    Aber wir müssen nicht die gleichen Fehler machen wie mit Huohvanainen oder Larha. Wir waren alle drei damals dabei, Palo, Ström und ich. Da ist alles in die Hose gegangen! Und diesmal steckt Palo mittendrin.«
    »Was hätte man damals denn anders machen können?«, knurrte Pertsa. »Hätte man zulassen sollen, dass der verdammte Meisterschütze reihenweise Polizisten abknallt? Oder hätte man ihn vielleicht laufen lassen sollen? Ich will euch mal was sagen, ich hab die Nase gestrichen voll von diesen Schöngeistern, die anfangen zu moralisieren, wenn die Polizei ihre Arbeit tut!«
    Pertsas Ausbruch war so vertraut, dass er mir Sicherheit gab, er stellte die Dinge wieder auf die Füße, ließ die Welt beinahe so aussehen wie früher. Ich spürte, dass meine Beine wieder funktionierten, auch meine Stimme kehrte zurück.
    »Das Entscheidende ist, Palo heil da rauszuholen. Wer leitet denn jetzt die Operation?«
    »Die Provinzialpolizei hat bereits die Verantwortung übernommen. Da du nun einmal hier bist, könntest du auch bleiben, bis deren Leute kommen. Du hast doch damals mit Palo die Vernehmungen geführt, kennst Halttunen also. Vielleicht wäre es sinnvoll, bei der Planung des weiteren Vorgehens auch dich anzuhören«, sagte Taskinen. »Falls dir das nicht zu viel wird.«
    »Das geht schon in Ordnung. Ich will nur mal schnell Antti anrufen, bevor er im Radio hört, dass Halttunen einen Polizisten gekidnappt hat.«
    Antti fiel es schwer, meinen gefährlichen Beruf zu akzeptieren. Wir hatten uns im Zusammenhang mit einem Mordfall kennen gelernt, bei dem er einer der Verdächtigen war, später hatte es in unserem Bekanntenkreis einen weiteren Mord gegeben, zu dessen Aufklärung ich beitrug. Antti wusste, wie rücksichtslos ich mich manchmal in einen Fall verbiss und dabei bisweilen sinnlose Risiken einging. Er hatte mehr Angst um mich als ich selbst. Auch jetzt redete er aufgeregt auf mich ein, als er erfuhr, was geschehen war.
    »Mach bloß, dass du da wegkommst! Der bringt dich um! Lass mich mit deinem Taskinen reden!«
    »Ich versprech dir, dass ich mich aus der Schusslinie halte.«
    »Du kannst da doch sowieso nichts tun!«

    »Solange sie mich nicht wegschicken, bleib ich hier. Die lassen

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