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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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alternder Rockstar aus, die Cowboystiefel und das schwarze Tuch, das er um den Hals gebunden hatte, verstärkten den Eindruck noch. Er schien seinen Charme anzuknipsen, als er mich sah: Die kaffeebraunen Augen glänzten, der Mund mit der schmalen Oberlippe verzog sich zu einem Lächeln, in den Augenwinkeln erschienen Lachfalten.
    »Hauptmeister Kallio, wie schön, dass Sie Zeit für mich haben. Ich fuhr zufällig vorbei und dachte mir, ich erkundige mich, wie es Ihnen nach den Ereignissen der letzten Woche geht. Und da Sie damals in Nuuksio sagten, sie würden gern mit mir sprechen …«
    »Ich brauche einen Kaffee, wir können erst mal in der Kantine reden.« Hanninen folgte mir, hielt mir die Tür auf, rückte mir den Stuhl zurecht. Dergleichen war ich nicht gewöhnt, schon gar nicht am Arbeitsplatz, wo ich wie einer von den Jungs war, meine Tasche selber trug und mir selbst in den Mantel half.
    Natürlich sprachen wir zuerst über Halttunen. Hanninen war wütend. Von Kollegen hatte ich gehört, dass er in Interviews die Polizeiaktion scharf kritisiert hatte. Das wunderte mich nicht, er hatte immerhin versucht, Halttunen zu helfen, auch wenn er die Situation vielleicht, ohne es zu wollen, verschlimmert hatte.
    »Markku war schwer gestört, das gebe ich zu. Aber darf man solche Menschen einfach erschießen? Diese vielen Waffen und die Hubschrauber … Derartige Drohgebärden bringen jeden aus dem Gleichgewicht. Natürlich kam bei ihm auch der Wunsch ins Spiel, getötet zu werden. Hätte es etwas geholfen, wenn Markkus Geisel kein Polizist gewesen wäre?«
    »Vielleicht hätte man dann weniger überstürzt gehandelt. Aber eigentlich wollte ich mit Ihnen über Niina Kuusinen sprechen.
    Gehen wir in mein Büro?«
    Ich hatte Sodbrennen vom Kaffee. Außerdem bedrückte mich Hanninens Anwesenheit. Wenn ich ihn ansah, musste ich an Palo und Halttunen denken.
    »Es entspricht nicht meinen ethischen Grundsätzen, über Klienten zu sprechen«, sagte Hanninen, als wir in meinem Dienstzimmer saßen. »Aber vielleicht kann ich in Ihrem Fall eine Ausnahme machen, denn ich weiß, dass Sie klüger sind als die meisten Polizisten.«
    »Sie haben Elina Rosberg persönlich gekannt?«
    »Früher habe ich sie sogar sehr gut gekannt, wir waren ja etwa ein Jahr lang liiert, zu Beginn unseres Studiums, also vor mittlerweile zwanzig Jahren. Das war mir eigentlich schon entfallen, es ist mir erst wieder in den Sinn gekommen, als ich hörte, dass Elina tot ist.«
    »Ich habe Gerüchte gehört, wonach es Konflikte im Therapeutenverband gab.«
    Hanninen hob die Augenbrauen, setzte sich dann bequem zurecht, streckte die langen Beine aus und verschränkte die Hände im Nacken.

    »Darum geht es also?«, fragte er amüsiert. »Sie wollen keineswegs über Niina Kuusinen sprechen, sondern mich über mein Verhältnis zu Elina ausfragen. Brauchen Sie noch einen Verdächtigen, Hauptmeister Kallio?«
    Ich gab ihm keine Antwort, blickte ihm nur in das hübsch zerfurchte Gesicht. Um seine Augen lagen dunkle Ringe, als hätte er nächtelang wach gelegen.
    »Ich kann Ihnen gern etwas über Elina Rosberg erzählen, wenn Sie wollen. Gehört es nicht zu den Aufgaben der Polizei, Charakteranalysen von den Verdächtigen und von den Opfern zu erstellen? Elina glaubte, immer im Recht zu sein. Ihre Weltsicht war ausgesprochen begrenzt. Im Allgemeinen seid ihr Frauen ja offener für Neues als die Männer, zum Beispiel für die Grenzwissenschaften. Aber auf Elina traf das nicht zu. Sicher war sie eine gute Therapeutin, das will ich gar nicht bestreiten.«
    Nach Hanninens Darstellung war die einige Jahre zurücklie-gende Auseinandersetzung im Therapeutenverband eher auf die Engstirnigkeit Elinas und einiger anderer Psychologen zurückzuführen, als auf seine umstrittenen Methoden. Der Konflikt hatte jedenfalls zur Folge gehabt, dass die Versicherungsanstalt ihren früheren Beschluss, die Kosten für eine Therapie bei Hanninen zu erstatten, überprüft und schließlich rückgängig gemacht hatte. Natürlich erzählte er mir das alles nur, weil er wusste, ich würde es ohnehin herausfinden, wenn ich an der richtigen Stelle nachfragte. Halttunen war einer der letzten Patienten gewesen, deren Therapie die Versicherungsanstalt bezahlt hatte. Hanninen erzählte mit offenkundiger Genugtuung, Halttunen habe ihn als Therapeuten gewählt, weil er kein Weichei sei.
    Kari Hanninen sprach gern über sich selbst. Ich fragte mich, ob er auch zuhören konnte. Er erzählte, seit dem

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