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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: du hättest vergessen Du dachtest
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musste man sich schon mehrmals erwischen lassen, aber Knast wollte ich um keinen Preis riskieren. Das war ein Ort für Loser wie meinen Onkel.
    Nach dem Frühstück rief ich Yazu an und fragte, ob er mit mir ins Fitnessstudio käme.
    »Sport ist affengeil«, war die Antwort.
    »Okay. Dann also gegen Mittag.«
    Yazu sprach nicht gern am Telefon, sondern schickte lieber Kurznachrichten, wobei er es sogar fertigbrachte, statt Songtex-ten seine eigenen Worte zu verwenden. Mutter ging zur Arbeit und bat mich, meine Hemden selbst zu bügeln, weil sie es am Abend nicht mehr geschafft hatte. Aber sie waren glatt genug.

    Beim Weggehen nahm ich die alten Zeitungen mit nach unten, denn für Mutsch war das ziemlich anstrengend.
    Nach dem Bodybuilding hatte ich noch Zeit für ein Nicker-chen, bevor Mutter nach Hause kam. Der Abend ließ sich ruhig an, kurze, einfache Fahrten von Tapiola ins Zentrum und vom Zentrum nach Otaniemi. Auf der Leerfahrt von Otaniemi zum Taxistand in Olari drehte ich das Radio voll auf. Timo Rautiai-nen von der Band Niskalaukaus röhrte los: »Du lebst in Todesangst, ich weiß, bald schmorst du in der Hölle.« Teuflisch gut, der Song. Katja hat die fixe Idee, Computermusik wäre mein Ding, aber in letzter Zeit stehe ich voll auf Heavy. Wenn ich Fahrgäste habe, ist Heavy allerdings tabu, die wollen tagsüber Nostalgierock oder Börsenmeldungen hören und nachts die Schmusemusik von Radio Nova. Einmal musste ich früh um sechs eine stämmige Frau mittleren Alters zum Flughafen kutschieren, da brachte Radio Mafia plötzlich Rammstein. Ich wäre fast im Graben gelandet, als die Trudi mich bat, die Musik lauter zu stellen. Sie musste dienstlich nach Deutschland und meinte, es wäre ein gutes Omen, dass das Erste, was sie auf dem Weg dorthin hörte, Rammstein war.
    Am Taxistand war es ziemlich dunkel, weil von den Straßen-lampen einige kaputt waren. Außerdem fror ich erbärmlich.
    Zum Ausgleich stellte ich die Musik noch lauter. Ich hatte eine Viertelstunde gewartet, da sah ich drei Gestalten auf den Taxistand zulaufen. Eine Kopftuchfrau und zwei schwarze Blagen.
    »Zum Frauenhaus«, schnaufte die Ausländertussi, noch bevor sie die Tür ganz geöffnet hatte. Sie schob die Kinder auf die Rückbank und setzte sich nach vorn. So was machen nur Hinterwäldler.
    »Wo ist das?«
    »Schnell, Farid ist hinter uns her!« Sie zog einen Zettel aus den Rockfalten. »Jänismetsäntie«, buchstabierte sie mühsam.

    »Mach schon, da kommt Farid!«
    Ein fetter, bärtiger Mann kam angerannt, irgendein Taliban oder so was. Ich gab Gas und fragte die Frau:
    »Hast du Geld für die Fahrt?«
    »Nein, aber du kannst meinen Schmuck haben, echt Gold.«
    Sie klimperte mit ihren Armreifen. Ich hätte nicht sagen können, ob sie echt waren oder billiger Modeschmuck. Das eine der beiden Kinder hatte angefangen zu weinen.
    Der bärtige Kameltreiber schlitterte im Schneeregen hinter uns her, dann riss er die Tür eines Toyota auf, der auf dem Parkplatz stand.
    »Der verfolgt uns, nun fahr doch!«
    Ich war stinksauer. Einen Fahrgast, der nicht zahlen konnte, wollte ich nicht. Ich wusste, dass die verdammten Alis ihre Frauen verprügeln, aber das war nicht mein Problem. Trotzdem beschloss ich, die Alte ins Frauenhaus zu bringen und bei den Leuten zu kassieren, die da arbeiten. Schließlich bin ich nicht das Sozialamt.
    Ich war gerade auf die Schnellstraße abgebogen, als sich ein silberner Toyota Camry so knapp vor mich drängelte, dass ich voll auf die Bremse treten musste. Ich hupte wütend, aber der Fahrer versperrte mir unbeirrt den Weg. Die Muselmanenmama neben mir war bleich geworden und brabbelte irgendwas. Da sah ich den Turbanträger am Steuer des Toyota. Der Alte hatte seiner Familie also tatsächlich nachgesetzt.
    An sich hatte ich keine Lust, für andere Leute mein Leben zu riskieren, aber verarschen ließ ich mich auch nicht. Ich zog links an der Reisschüssel vorbei und winkte zum Abschied.
    »Weiß dein Alter, wohin du willst?«, fragte ich.
    »Bestimmt. Wir waren schon öfter da.«
    Ich überlegte, ob ich die Polizei rufen sollte, aber andererseits wollte ich ohne Vernehmungen aus der Sache raus. Ich war mir nicht ganz sicher, wie viel Aufputschmittel ich im Blut hatte.
    Der Toyota setzte zum Überholen an, ich beschleunigte auf hundertdreißig, musste das Tempo aber drosseln, als wir zur Kreuzung in Kauniainen kamen. Ich nahm die Kurve so scharf wie möglich, die Blagen auf der Rückbank kreischten. Der Toyota folgte

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