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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: du hättest vergessen Du dachtest
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Telefone still, aß den Fleischtopf, den Mutter mir angepriesen hatte, und versuchte zu schlafen. Für einen Augenblick kochte die Wut wieder hoch, und ich wünschte mir, ich hätte den Kerl noch übler zugerichtet.
    Mein Herz beschleunigte wie mein Mercedes auf der Autobahn-auffahrt, und sekundenlang dachte ich, ich wäre …

    ZWÖLF
    Katja
    … eine echte Musikwissenschaftlerin, eine international anerkannte Expertin, deren Plattenkritiken die Musiker mit angehaltenem Atem erwarten. Als ich bei schneidendem Frost über den Senatsplatz ging, war ich trotz meiner Aufregung glücklich. Ich war auf dem Weg zu meiner ersten Vorlesung. In der Nacht zuvor hatte ich eine Schlaftablette genommen, um überhaupt ein Auge zumachen zu können; ich hatte mir überlegt, das sei immer noch besser, als zur Beruhigung zu trinken.
    Da für den Kurs keine Voranmeldung nötig war, hatte ich keine Ahnung, wie viele Studierende teilnehmen würden.
    Hoffentlich war niemand dabei, der mit mir im selben Seminar gesessen hatte. Aber von denen waren die meisten sicher längst mit dem Studium fertig, und für die Geschichte der Rockmusik würden sich ohnehin nicht viele interessieren.
    Ich blieb eine Weile auf dem Senatsplatz stehen, der immer eine beruhigende Wirkung auf mich gehabt hatte. Die Sonne ging gerade unter, die Mondsichel lugte hinter dem Dom hervor.
    Der Wind summte leise. Schließlich ging ich weiter zum Institutsgebäude in der Vironkatu. Ich legte meine Unterlagen im kleinen Seminarraum bereit und setzte mich dann in den Pausenraum der Lehrkräfte. Es war ein seltsames Gefühl, sich dort aufzuhalten, denn bisher hatte ich nur ein paarmal hineinge-späht, wenn ich mit einem Dozenten etwas zu besprechen hatte.
    Ich war allein. In der Kaffeemaschine stand muffig riechender Kaffee bereit, auf den ich jedoch verzichtete, da ich keine Milch im Kühlschrank fand und bei meiner ersten Vorlesung keinen schlechten Geschmack im Mund haben wollte. Als ich mich wieder auf den Weg zum Seminarraum machte, wollten die Beine mir nicht gehorchen. Meine Schritte klangen unsicher und einsam.
    Ich hatte lange überlegt, was ich anziehen sollte, denn ich erinnerte mich, wie stark die Kleidung mein Urteil über die Lehrkräfte früher beeinflusst hatte. Mein Stil sollte einerseits zur Rockmusik passen, andererseits wollte ich wissenschaftlich und seriös wirken. Schließlich hatte ich mich für Jeans, einen schwarzen Rollkragenpulli und eine lange schwarze Jacke entschieden, die meine fehlende Taille überspielte.
    Im Seminarraum hatten sich acht Teilnehmer eingefunden, auf mehr hatte ich auch nicht zu hoffen gewagt. Nur zwei kamen mir vage bekannt vor. Einer der Unbekannten war ein knapp fünfzigjähriger Mann in Lederhose. Männliche Studierende in seinem Alter hatten oft das Bedürfnis, ständig dazwischenzure-den und zu demonstrieren, dass sie viel mehr wussten als die Lehrkräfte. Außer ihm bestand die Gruppe aus zwei weiteren Männern und fünf Frauen. Der Lederhosenmann war der Einzige, der wie ein Rockmusikfan aussah.
    Ich nannte meinen Namen und bat die Studierenden, sich ebenfalls vorzustellen. Als ich die Namen hörte, erinnerte ich mich, dass einer der beiden, die mir von Anfang an bekannt vorgekommen waren, das gleiche Proseminar besucht hatte wie ich. Er zeigte sofort seinen Unmut:
    »Sollte nicht Sundvist den Kurs halten? So steht es jedenfalls im Vorlesungsverzeichnis.«
    »Er ist verhindert. Das wurde zu Semesterbeginn aber bekannt gegeben«, antwortete ich und war mir sicher, dass der Frager zur nächsten Stunde nicht mehr erscheinen würde. Ich stellte das Programm meines Kurses vor und verteilte die Aufgaben. Jeder sollte zwei Songs eingehend analysieren und die Ergebnisse anschließend referieren. Ich wollte nämlich keine stundenlangen Monologe führen, sondern die Teilnehmer dazu bringen, über ihre Analysen zu diskutieren.

    Einige wirkten sehr interessiert, doch der Lederhosenmann wollte auf keinen Fall Stücke von Eppu Normaali analysieren, weil er die Band für maßlos überschätzt hielt, zog aber erst recht ein Gesicht, als ich ihm boshafterweise Dingo vorschlug.
    Schließlich erklärte er sich bereit, die Songs von Kumma heppu
    & lopunajan voidellut zu übernehmen.
    Anschließend gab ich eine kurze Einführung in die Situation der finnischen Rockmusik um die Wende von den 1970er zu den 1980er Jahren. Ich hatte dem Professor erklärt, die zeitliche Begrenzung auf die achtziger Jahre sei meiner Meinung nach unnatürlich,

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