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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: du hättest vergessen Du dachtest
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es fertiggebracht, wirklich da hinzugehen. Aber er redete einfach weiter:
    »Sto Sto Stoff, Sto Sto Stoff.« Vorsichtshalber habe ich ihn an dem Abend nochmal angerufen. Er war nämlich schon ein paarmal mit Hasch erwischt worden. Zum Glück ist er inzwischen auf Pillen umgestiegen, da kommen die Bullen nicht so schnell drauf. Hoffentlich findet er bald einen Job, denn wenn er bloß immer zu Hause hockt und sich die Zeit mit Ballerspielen vertreibt, dreht er noch komplett durch.
    Ich hatte keine Lust, stempeln zu gehen, auch wenn die Malo-che im Taxi nicht gerade Spaß macht. Bei Rockit war die Arbeit echt ein Vergnügen. Einmal habe ich ein Pornoportal fürs Wap gemacht. Gar nicht übel, wenn man sein Geld damit verdient, sich Sexbomben anzugucken und sie alles Mögliche tun zu lassen. Das heißt, die ersten zwei Wochen war’s schön, dann war ich derart geil, dass ich es nicht mehr aushielt. Da hab ich Marja aufgegabelt, aber das ging total daneben. Das Problem beim Wap-Porno sind die winzigen Bilder. Eigentlich müsste man zum Handy gleich eine Lupe mitliefern.
    Zwei Trutschen in Jackenkleidern wollten von dem neuen Viertel an der Mannerheimintie zum Parlament gefahren werden. Die eine kam mir bekannt vor, wahrscheinlich irgendeine Politikerin. Sie quasselten während der ganzen Fahrt über das Verbot von Tretminen, und obwohl ich versuchte, nicht hinzuhören, brachte mich ihr blödes Gerede allmählich auf hundert. Verdammt nochmal, sollen wir etwa mit Schneebällen werfen, wenn die Kameltreiber uns angreifen? Die eine behauptete, in Afghanistan lägen so viele Minen, dass man selbst in hundert Jahren nicht alle unschädlich machen kann. Na und?
    Sollen sich die Scheißterroristen doch in die Luft jagen, das geschieht ihnen ganz recht!
    Ich musste unbedingt Kaffee tanken, in der Thermosflasche bleibt er nicht frisch genug. Nachdem ich mir im Forum einen dreifachen Espresso reingezogen hatte, ging es wieder. Meine Schicht dauerte bis sechs, danach wollte ich nach Matinkylä fahren und mich aufs Ohr hauen. Hoffentlich würde Mutter keinen Firlefanz veranstalten, weil ich ausnahmsweise am Abend zu Hause war. Sobald ich meine Schulden los bin, sehe ich zu, dass ich eine eigene Wohnung kriege.
    Ich fuhr über den Westring in Richtung Espoo, als über Funk eine Bestellung aus Otaniemi einging. Die Typen, die dort wartend vor dem Nokia-Gebäude standen, kannte ich, sie hatten in der Rockit-Zeit bei der Konkurrenz gearbeitet. Zuerst wollte ich abdrehen, aber dann fiel mir wieder ein, wie es damals war, als ich selbst dauernd mit dem Taxi fuhr und mir nie Wechsel-geld rausgeben ließ. Auf den Fahrer habe ich dabei gar nicht geachtet, außer wenn ein Nigger oder eine Frau am Steuer saß.
    Die Typen wollten zurück in ihr Büro, offenbar hatten sie erfolgreich mit Nokia verhandelt. Der eine steckte sich eine schwanzdicke, zwanzig Zentimeter lange Zigarre in den Mund, an der er lutschte wie an einem Schnuller. Im Rückspiegel sah er echt lächerlich aus. Der Bursche war noch jünger als ich, und ich wusste, dass er das Geld verschleuderte, das sein Vater bei der Bankenkrise in den achtziger Jahren auf die Seite geschafft hatte. Der Alte war an Leberzirrhose gestorben und hatte seinem einzigen Sohn ein paar Dutzend Milliönchen hinterlassen. Bei Rockit war das anders gewesen. Außer Yazu hatte keiner von uns ererbtes Kapital mitgebracht, dafür aber umso mehr Begeisterung.
    Am Ziel reichte mir der ohne Zigarre seine Visakarte, und als ich mich umdrehte, um sie ihm zurückzugeben, erkannte er mich.
    »Schau mal an, der Tiainen. Verdienst du dir dein Geld jetzt als Taxifahrer?« Seine Miene schwankte zwischen Genugtuung und Angst.
    »Wie du siehst.«
    »Wie viel Miese habt ihr mit Rockit eigentlich gemacht?«, erkundigte sich der Zigarrenmann neugierig. Ich gab ihm keine Antwort.
    »Du hast es doch nicht nötig, Taxi zu fahren, Mann! Komm lieber zu uns«, meinte er. Ich reckte mich nach hinten, machte die Tür auf und wünschte den beiden noch einen angenehmen Tag. Sie stiegen wortlos aus, doch als ich anfuhr, sah ich, wie sie lachten. Die Arschlöcher.
    Ich hätte alle Risiken vorhersehen müssen, und das würde ich beim nächsten Mal auch tun. Im Business ist es wie beim Autofahren: Man weiß nie, ob hinter der nächsten Ecke ein Lkw, eine blinde Oma oder ein verrückter Hund hervorkommt.
    Roni und Yazu hatten das nicht begriffen und Kaikkonen erst recht nicht. Der hat sich abgesetzt und sonnt sich jetzt in

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