Lehtolainen, Leena
Salamasota, über die Katja ihre Arbeit schreibt? Das Studio gehört Kode Salama. Katja ist mir dort über den Weg gelaufen.«
»Ja, sie hat mir erzählt, dass sie da war und diesen Kode getroffen hat. In den war sie früher total verknallt.«
»Ich glaub, das ist sie noch immer«, lachte Kalmanlehto, und ich lachte mit. Katjas Männergeschichten interessierten mich nicht, nach Karri war wohl auch nichts Ernstes mehr gewesen.
Kalmanlehto fragte mich weiter nach Katja aus, doch ich konnte ihm nichts sagen. Was wusste ich schon vom Sexleben meiner Schwester?
Auf der Lapinrinne konnte ich gerade noch einem Betrunkenen ausweichen, der mir partout vor den Wagen laufen wollte.
Kalmanlehto erkundigte sich, ob ich schon viele Unfälle gehabt hätte. Er schien ziemlich gesprächig zu sein. Ich setzte ihn vor seinem Haus ab, er zahlte mit der Kreditkarte und bat um eine Quittung.
»Grüß Katja von mir, wenn du sie siehst.«
»Wird gemacht.«
Allem Anschein nach interessierte er sich für meine Schwester. Ich vergaß ihn allerdings schnell und dachte erst am Heiligen Abend wieder an ihn, als wir Veikkos geklauten Weihnachtsbaum aufstellten. Jeder wusste, dass er den Baum nicht gestohlen, sondern mit Erlaubnis seines Nachbarn Clasu aus dem Wald geholt hatte, aber wir taten, als glaubten wir seine Geschichte. Es herrschte eine entspannte Stimmung, denn Sara war noch nicht gekommen. Sie schaffte es jedes Jahr, erst dann zu erscheinen, wenn alles fertig war und sie nicht mehr mitzu-helfen brauchte. Als der Baum stand, machten Veikko und ich uns ein Bier auf.
»Ach ja, schöne Grüße von Pekka Kalmanlehto«, sagte ich zu Katja, die auf der Küchenleiter stand und den Christstern befestigte.
»Wo hast du den denn getroffen?«
»Er war vor ein paar Tagen mein Fahrgast. Hat sich eingehend nach deinen Männern erkundigt.«
Katja kam ins Schwanken und fluchte, weil sie sich in die Finger gestochen hatte. Um ihre Hände ist sie immer sehr besorgt. Gleich darauf klingelte es, und Mutter ging an die Tür.
Saras Geschnatter ging sofort los.
»Ach Gottchen, ich hab den letzten Bus nach Matinkylä verpasst, ich musste ein Taxi nehmen! Hat einer von euch vielleicht zwanzig Mark, ich hab überhaupt kein Bargeld dabei
…«
»Zahl mit der Kreditkarte«, rief Veikko, doch Sara schnatterte unbeirrt weiter, bis Mutter ihr schließlich zwei Zehner in die Hand drückte. Sara hat nie Bargeld dabei. Das ist ihre Methode, andere anzuschnorren.
Weihnachten verlief bei uns immer nach dem gleichen Sche-ma: Zuerst aßen wir lange und hingebungsvoll, dann wurden die Geschenke ausgepackt. Wir schenkten uns zwar nicht mehr viel, aber Mutter versuchte, das Auspacken so spannend zu machen wie früher, als Katja und ich klein waren. Mutter und Katja bereiteten das Essen zu, während ich dafür sorgte, dass genü-
gend Bier und Rotwein auf den Tisch kam. Sara hatte ihren eigenen Christbaumschmuck mitgebracht, blinkende rote Herzen, die sie an den Baum und an die Fenster hängte. Ich kam mir vor wie in der Disco. Zwischendurch verschwand ich und warf eine Beruhigungspille ein, um nicht die ganze Zeit auf Hochtouren zu laufen. Es fiel mir schwer, mit so vielen Menschen in der kleinen Wohnung zu sitzen.
Ich erinnere mich an das Weihnachtsfest, bei dem Katja zwischendurch kotzen ging. Wir waren bei Großmutter, und Katja hatte behauptet, sie fühle sich nicht wohl und brauche frische Luft. In Wahrheit war sie hinter den Zaun gegangen und hatte in eine Grube gekotzt, die sie schon im Voraus in den Schnee gegraben hatte. Veikko, der zum Rauchen nach draußen gegangen war, hatte es gesehen. Mutter und Oma wollten damals nicht glauben, dass etwas Ernstes dahintersteckte, sie dachten, Katja hätte den Weihnachtsschinken nicht vertragen.
Jetzt standen Schinken, Aufläufe, saurer Hering und Kartoffeln auf dem Tisch. Mutters selbstgemachter Senf trieb einem das Wasser in die Augen. Ich holte noch zwei Flaschen Bier für Veikko und mich, die Frauen tranken Rotwein. Bei Großmutter durfte beim Weihnachtsessen kein Alkohol getrunken werden, dafür wurde ein Tischgebet gesprochen. Diesmal war es anders, alle fingen gleichzeitig an zu essen, und eine Weile war es ganz still. Ich hätte eine Wette darauf abschließen können, wer als Erster reden würde, und ich hätte die Wette gewonnen.
»Sirkka, hast du vergessen, dass ich keinen Schinken esse?
Schweinefleisch ist für spirituelle Menschen unbekömmlich. Ich hatte dich doch gebeten, Tofu zu
Weitere Kostenlose Bücher