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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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erreicht werden …
    Und woran liegt das deiner Meinung nach?
    Zum Teil liegt das an der falschen Politik in den ärmsten Ländern selbst, zum Teil an den Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft, die es den Entwicklungsländern erschweren, wirtschaftlich Fuß zu fassen. Nicht zuletzt liegt das aber auch am fehlenden Engagement der reichen Industrienationen. Um das Milleniumsprogramm zu finanzieren, müssten sie rund 180 Milliarden Dollar jährlich aufbringen, etwa 80 Milliarden Dollar mehr, als sie bislang in die Entwicklungshilfe investieren. Doch dazu fehlt offensichtlich der politische Wille.
    Angesichts der leeren Staatskassen kann man das ja vielleicht sogar verstehen …
    Ja, vielleicht. Deshalb ist auch der Vorschlag, den der Philosoph Peter Singer vor einiger Zeit machte, bedenkenswert: Denn Singer nahm nicht die Staaten in die Pflicht, sondern die wohlhabenden, reichen und superreichen Bürgerinnen und Bürger der Industrienationen. Nach seiner »Spendenformel« zur Bekämpfung der weltweiten Armut sollten Menschen mit einem Jahreseinkommen von 105 000 bis 148 000 Dollar 5 Prozent abgeben, in der Einkommensgruppe von 148 000 bis 383 000 Dollar wären 10 Prozent fällig. Der empfohlene Spendensatz steigt dann bis auf 33,33 Prozent für die Superreichen mit einem Spitzenverdienst von mehr als 10,7 Millionen Dollar an. Als Singer zusammenrechnete, wie hoch das Spendenaufkommen nach dieser Formel allein in den USA wäre, kam er auf die erstaunliche Summe von 471 Milliarden Dollar. Damit ließe sich das Problem der extremen Armut vollständig beseitigen, sofern die Mittel effektiv eingesetzt würden. Käme Singers Modell auch in den anderen Ländern zur Anwendung, stünden uns sogar 1,5 Billionen Dollar jährlich zur Verfügung, um die Lebensverhältnisse weltweit zu verbessern. Mit diesem Kapital könnte man – theoretisch – sicherstellen, dass kein Mensch mehr unter unwürdigen Umständen leben müsste. Wir könnten langfristig in eine bessere Bildung der Menschen investieren und mithilfe struktureller Reformen das Bevölkerungswachstum ausbremsen, die wirtschaftliche Entwicklung in den Krisenregionen stärken, ökologische Schädigungen reduzieren und auch die Ausbreitung sozialer Epidemien wie Nationalismus und Fundamentalismus verhindern.
    Das ist ja alles schön und gut! Aber wie realistisch ist es denn, dass die Wohlhabenden, Reichen und Superreichen dieser Welt einen Teil ihres Vermögens abgeben?
    Denk an Bill Gates: Der ehemalige Microsoft-Chef hat mit seiner Frau Melinda die mit Abstand größte Privatstiftung der Welt gegründet, die sehr erfolgreich auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe tätig ist. Bis zu seinem Tod will Gates nicht nur (wie von Peter Singer gefordert) ein Drittel, sondern 95 Prozent seines Vermögens für wohltätige Zwecke spenden. Der Großinvestor Warren Buffet, der aktuell drittreichste Mensch der Welt, will schon in den nächsten Jahren 85 Prozent seines Besitzes an gemeinnützige Stiftungen verschenken, sein Erbe soll zu 99 Prozent wohltätigen Zwecken zukommen.
    Das ist großartig! Aber Gates und Buffet sind doch bloß rühmliche Ausnahmen, oder?
    Ja und nein. Vor Kurzem starteten die beiden die Kampagne »The Giving Pledge« (»Das Versprechen, etwas herzugeben«) und stießen dabei schon in den ersten acht Wochen auf erstaunlich große Resonanz: Im August 2010 versprachen 40 US-Milliardäre mindestens die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Es ist also nicht so, dass reiche Menschen prinzipiell nicht bereit wären, einen Teil ihres Vermögens abzugeben.
    Okay. Aber für diese Leute gelten doch ganz besondere Bedingungen: Ich meine, wer sich Bill Gates anschließt und Millionen oder gar Milliarden spendet, der kann sich dadurch den Ruf als großer Wohltäter verdienen und wahrscheinlich sogar sehen, wie viel Gutes sein Geld bewirken kann, das er persönlich zum Leben ja gar nicht braucht. Aber was ist mit denjenigen, die »nur« 130 000 Dollar im Jahr verdienen und davon nach Singers Formel 6500 Dollar abgeben müssten? Sie werden dadurch ihren gesellschaftlichen Ruf nicht groß verbessern können, und wahrscheinlich hätten sie auch nicht das Gefühl, mit ihrer Spende irgendetwas Bedeutsames bewegt zu haben …
    Na ja, mit 6500 Dollar kann man durchaus etwas bewegen: Mit dem Geld könnte man beispielsweise 13 000 Menschen, die aufgrund von Grauem Star oder Entzündungen erblindet sind, das Sehvermögen wiedergeben. Das ist für Menschen in

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