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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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können! Die ethische Entscheidung (also die Organspende) sollte der Normalfall sein, die unethische Entscheidung (nämlich die Verweigerung der Spende im Todesfall) hingegen die Ausnahme von der Regel .
    Und das Gleiche sollte deiner Meinung nach auch für Spenden nach Singers Formel gelten?
    Ja. Denn es ist ebenfalls unethisch, nichts gegen das katastrophale Leid in der Welt zu unternehmen, wenn man sich als wohlhabender Mensch eine solche »Weltentwicklungsabgabe« problemlos leisten könnte. Auch hier sollte die ethische Entscheidung (eine dem jeweiligen Einkommen angemessene Spende) der Normalfall sein, die unethische Entscheidung (die unterlassene Hilfeleistung) der Sonderfall . Singer fragt doch zu Recht: »Ist es wirklich zu viel verlangt, wenn wir erwarten, dass Menschen, die 383 000 Dollar verdienen, auch mit 351 000 Dollar auskommen können?«
    Ich stimme zu: Das ist wirklich nicht zu viel verlangt! Aber wenn du schon solch radikale Forderungen aufstellst, dann wundert es mich, dass du die Spitzenverdienste an sich gar nicht angreifst. Wäre eine Gesellschaft, in der alle ungefähr das Gleiche verdienen, nicht sehr viel gerechter?
    Nicht notwendigerweise. Denn du musst bedenken: Wenn wir alle Einkommensunterschiede nivellieren würden, so würden wir den Menschen wichtige Anreize nehmen, die sie dazu motivieren, besondere Leistungen zu erbringen.
    Du willst doch nicht etwa behaupten, dass alle reichen und superreichen Leute in ihrem Leben besondere Leistungen erbracht haben, oder?
    Nein. Manche lassen einfach nur »ihr Geld arbeiten« – was, bei Licht betrachtet, eine ziemlich absurde Vorstellung ist. Oder hast du schon mal einen Geldschein gesehen, der aufgrund der vielen anstrengenden Arbeit Schweißperlen entwickelt hätte?
    Nee, ein solches Exemplar ist mir noch nicht unter die Augen gekommen …
    Kein Wunder, denn es sind immer Menschen, die arbeiten, also reale Leistungen erbringen! Geld an sich ist völlig unproduktiv. Leider hat sich in den letzten Jahrzehnten die Geldwirtschaft von der Realwirtschaft weitgehend entkoppelt. Heute erzeugt Reichtum Reichtum – nicht das, was im realen Leben produziert oder konsumiert wird. An dieser Stelle müssen wir dringend Kurskorrekturen vornehmen: Leistungen im realen Leben müssen sich mehr lohnen als kurzfristige Spekulationen an der Börse! Da läuft im Moment vieles schief. Ich habe unser Wirtschaftssystem einmal mit einem Monopolyspiel verglichen, bei dem die besten Straßen und Hotels von vornherein an einige Mitspieler vergeben sind. Dies ist nicht nur in höchstem Maße ungerecht, sondern reduziert auch die Lust, sich überhaupt noch an dem Spiel aktiv zu beteiligen. Denn die einen werden bei jeder Runde ohnehin reicher und die anderen ärmer. So kann eine Wirtschaft auf Dauer nicht funktionieren.
    Wir sollten also darauf achten, dass die Karten am Anfang mehr oder weniger gleich verteilt sind …
    Richtig. Das ist es auch, was der schöne Begriff der »Chancengleichheit« umschreibt: Jeder sollte die Chance haben, das Optimum aus seinem Leben herauszuholen. Es geht also darum, möglichst faire Startbedingungen für alle herzustellen. In dieser Hinsicht ist, wie du dir denken kannst, nicht nur im globalen Maßstab, sondern selbst in unserer reichen Gesellschaft noch unglaublich viel zu tun! Die Herstellung von Chancengleichheit müsste, wie ich meine, das zentrale politische Ziel unserer Zeit sein. Allerdings sollte man Chancengleichheit nicht mit dem Trugbild der absoluten sozialen Gleichheit verwechseln. Denn eine absolute Gleichheit ließe sich nur mit diktatorischen Mitteln herstellen, also auf Kosten all der Freiheiten, die im Laufe der Geschichte erkämpft wurden.
    Wieso das?
    Weil Menschen von Natur aus ungleich sind ! Um sie gleich zu machen, müsste man sie »über einen Kamm scheren«, also: ihnen als Individuen Gewalt antun . Menschen haben nun einmal unterschiedliche Talente und erbringen unterschiedliche Leistungen, die von anderen in unterschiedlicher Weise wertgeschätzt werden. Manche dieser Fähigkeiten sind in unserer Gesellschaft hoch begehrt (etwa die Treffsicherheit eines Fußballspielers), andere weniger (etwa die Fähigkeit, philosophische Sachverhalte auf den Punkt zu bringen). Wenn man dies einkalkuliert, weiß man, dass sich selbst unter absolut gleichen Startbedingungen bald wieder soziale Ungleichheiten herausbilden werden, die sich letztlich auch in Einkommensunterschieden ausdrücken. Doch ist das wirklich ein

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