Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
Vom Netzwerk:
Epikur leugnete.«
    Genau das ist es, was ich meine! Der Gedanke an ein »anderes Leben« nach dem Tod bringt viele dazu, sich doch noch, trotz aller Zweifel, zu irgendeiner Religion zu bekennen. Die Vorstellung einer »Vergeltung« ist aber heute nicht mehr so sehr in Mode, oder?
    Na ja, für Westeuropa trifft dies zu, aber in den meisten anderen Teilen der Welt ist die Vorstellung einer wie auch immer gearteten »Vergeltung nach dem Tode« stark verbreitet. Das gilt übrigens nicht nur für den afrikanischen Kontinent, Südamerika und den Nahen Osten. Auch in den USA glaubt die Mehrheit der Bevölkerung noch an die reale Existenz von »Hölle« und »Teufel«.
    Ehrlich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen!
    Das liegt daran, dass du in einem weitgehend säkularisierten, d. h. »verweltlichten« Land aufgewachsen bist! Die meisten Menschen in Deutschland nehmen, wenn sie denn überhaupt noch einer Konfession angehören, ihre Religion nicht mehr so tödlich ernst. Vor wenigen Jahrzehnten sah das noch ganz anders aus: Da hatten die Menschen tatsächlich noch Angst, nach ihrem irdischen Leben mit ewigen Höllenqualen bestraft zu werden. Frag mal Leute aus der Generation deiner Großeltern!
    Okay, aber heute haben wir das doch weitgehend überwunden, oder?
    Ja. Für die meisten Menschen hat die Höllendrohung mittlerweile ihren Schrecken verloren. Selbst Priester und Theologen sprechen hierzulande oft nur noch einen »frommen Dialekt«, der zwar religiös klingt, es aber eigentlich gar nicht mehr so meint. So sagte der ehemalige Vorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Wolfgang Huber, in einer Talkshow, dass die Hölle zwar existiere, aber »leer« sei. Solche Aussagen klingen sympathisch, sind aber für die Glaubensfestigkeit der Kirchenmitglieder nicht unproblematisch.
    Warum?
    Weil ein »Gott«, der so nett ist, dass er keiner Fliege mehr etwas zuleide tut, im Leben der Menschen keine allzu große Rolle mehr spielt! Der Glaube an einen »netten Kumpel-Gott«, der mir alles verzeiht, was ich tue, mag vielleicht ein wohliges Gefühl in der Magengegend erzeugen, wird mich aber nicht dazu bringen, mich Glaubensregeln zu unterwerfen, deren Sinn ich nicht ohnehin akzeptiere. Warum sollte beispielsweise ein homosexuell veranlagter Mensch darauf verzichten, seinen sexuellen Neigungen nachzugehen, wenn dies keine Folgen für ihn und seine Sexualpartner hat? Wenn Menschen sich derartigen Glaubensregeln unterwerfen, dann nur, weil sie mit »Kosten« rechnen, die sie im Falle von Regelübertretungen zahlen müssen. Nicht umsonst werden die Höllenstrafen in Bibel und Koran so drastisch formuliert.
    Klingt einleuchtend! Wenn ich sehr viel zu verlieren habe, dann werde ich mich natürlich ganz besonders am Riemen reißen. Ich werde versuchen, all die schönen, aber verbotenen Dinge nicht zu tun, weil ich Angst habe, ewig in der Hölle zu schmoren.
    So ist es. In dem Zusammenhang fällt mir die berühmte »Pascalsche Wette« ein. Hast du schon mal was davon gehört?
    Pascalsche Wette? Nee, nicht, dass ich wüsste …
    Also: Blaise Pascal war ein brillanter, französischer Mathematiker, Physiker und Philosoph des 17. Jahrhunderts. Er gilt unter anderem als einer der Väter der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Allerdings war Pascal auch ein sehr, sehr frommer Mann, der glaubte, für seine Frömmigkeit einen mathematisch überzeugenden Grund gefunden zu haben: Er meinte, dass derjenige, der auf Gott und das ewige Leben wette, nur gewinnen könne, während ein Ungläubiger notwendigerweise auf der Verliererstraße lande.
    Wieso? Das verstehe ich nicht.
    Nun, Pascal berechnete vier Gewinn-und-Verlust-Konstellationen für Gläubige und Ungläubige. Erste Möglichkeit: Du glaubst an Gott, und der existiert wirklich. In diesem Fall wird dein Glaube durch ewige Glückseligkeit im Himmel belohnt, du gewinnst also den großen »Jackpot im Jenseits«! Das wäre nach Pascal ein klarer Pluspunkt für den Glauben: Es steht also 1:0.
    Gut, das klingt einleuchtend.
    Zweite Möglichkeit: Du glaubst an Gott, aber der existiert nicht! Bei dieser Konstellation hättest du dich zwar geirrt, aber als Tote würdest du davon gar nichts mitbekommen und somit auch nichts verlieren. Es bleibt also beim 1:0 für den Glauben.
    Klingt auch vernünftig.
    Dritte Möglichkeit: Du glaubst nicht an Gott, und der existiert tatsächlich nicht! Nun hättest du mit deiner Einschätzung zwar richtiggelegen, aber wiederum würdest du als Tote davon nichts

Weitere Kostenlose Bücher