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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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Gepard hat auf seinem Rücken eine Maserung, die zufällig den Umrissen der heutigen Erdkontinente entspricht. Eine solche Eigenschaft wäre selektionsneutral , denn sie würde nicht dazu führen, dass sich Geparden mit einer solchen Maserung häufiger fortpflanzen als andere.
    Logisch, sie würden dadurch ja nicht zu besseren oder schlechteren Jägern werden! Hmm … Aber was wäre, wenn Gepardendamen – aus welchen Gründen auch immer – eine solche Maserung als besonders »sexy« empfinden würden? Wenn sie also Männchen mit einer solchen Maserung bevorzugen würden? Das würde doch unweigerlich dazu führen, dass dieses Merkmal bei Geparden häufiger auftritt, oder?
    Natürlich. Großartig, dass du von selbst auf dieses Thema kommst! Leider haben ganze Generationen von Evolutionstheoretikern die Bedeutung der Sexualität in der Evolution ignoriert. Dabei wusste schon Darwin: Wer über Evolution spricht, der muss unweigerlich über »Sex« sprechen! Das zeigt schon der Titel seines zweiten evolutionstheoretischen Hauptwerks: »Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl «.
    Neben der künstlichen und der natürlichen Zuchtwahl gibt es auch noch eine »geschlechtliche Zuchtwahl«?
    Ja. Darwin hatte erkannt, dass es für den Fortpflanzungserfolg nicht ausreicht, Beute zu erjagen oder Räubern zu entfliehen, einem Lebewesen muss es außerdem gelingen, adäquate Sexualpartner zu finden. Bekanntlich gibt es ja auch auf diesem Gebiet wahnsinnig viel Konkurrenz! Einigen gelingt es, sich gegen ihre sexuellen Mitbewerber durchzusetzen, andere gehen bei diesem Wettbewerb leer aus.
    Das kann ich mir gut vorstellen. Es ist ja wie bei uns Menschen auch: Nicht jeder ist gleichermaßen attraktiv.
    Richtig. Und das zeigt uns, dass es in der Evolution nicht nur um das »Überleben der Bestangepassten« geht, sondern auch um das »Überleben der Attraktivsten«! Indem Darwin die sexuelle Selektion an die Seite der natürlichen Selektion stellte, ergänzte er das Konzept des »survival of the fittest« sozusagen um das »survival of the sexiest«. Dieser Gedanke Darwins war so revolutionär, dass es fast ein Jahrhundert brauchte, bis die Forscher begannen, ihn in seiner ganzen Tragweite zu erfassen. Es gibt sogar heute noch Darstellungen der Evolutionstheorie, in denen dieser Aspekt der Theorie übergangen wird.
    Wie kam denn Darwin auf dieses Konzept der sexuellen Selektion?
    In seinem ersten evolutionstheoretischen Hauptwerk »Über die Entstehung der Arten im Tier- und Pflanzen-Reich durch natürliche Züchtung« hatte Darwin das Prinzip der natürlichen Selektion überzeugend dargestellt. Ihm war aber klar, dass dieses Prinzip alleine viele Phänomene in der Natur nicht erklären kann. Schließlich weisen viele Tiere Eigenschaften auf, die in krassestem Widerspruch zu ihrem ureigensten Überlebensinteresse zu stehen scheinen.
    Ach ja? Zum Beispiel?
    Betrachten wir einen männlichen blauen Pfau: Der Hals, die Brust und der Bauch des Hahns sind so leuchtend gefärbt, dass er für Fressfeinde von Weitem sichtbar ist. Außerdem trägt er zu allem Überfluss eine lange Schleppe, die er, wie du weißt, hin und wieder zu einem imposanten Federrad aufstellt. Die Ausbildung eines solch prächtigen Ornamentschmucks verschlingt nicht nur viel Energie, sondern beeinträchtigt auch die Fähigkeit des Pfaus, Räubertieren zu entfliehen, da er mit der riesigen Schleppe kaum fliegen kann. Warum also leistet sich der Pfau einen solch luxuriösen Schmuck, wenn ihn das unter Umständen das Leben kosten kann?
    Na ja, der Pfau will den Weibchen gefallen – egal, wie viel ihn das kostet! Das geht so manchem »menschlichen Pfau« doch auch nicht viel anders.
    Stimmt! Doch bevor wir auf »menschliche Pfauen« eingehen, lass uns noch einen Moment beim echten Pfau bleiben. Klar ist erst einmal: Je mehr Weibchen der Hahn mit seinem Schmuck bezirzen kann, desto häufiger wird er sich fortpflanzen und seine Erbanlagen verbreiten können.
    Logisch.
    Die Frage ist jedoch: Warum stehen Pfauenweibchen überhaupt auf Hähne mit überlangem Federkleid? Warum macht sie das so sehr an?
    Ich denke, die Hennen empfinden ein prächtiges Federkleid einfach als schön und sexy.
    Sicher, aber warum empfinden sie so?
    So, wie du diese Frage stellst, hat das sicher wieder mal was mit Überleben und Fortpflanzungserfolg zu tun, oder?
    Ganz heiße Spur …
    Also gut … Vielleicht ist es ja so : Wenn sich eine Henne mit einem Hahn paart, der

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