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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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jetzt aber ziemlich abwertend.
    Ist aber gar nicht so gemeint! Ich behaupte ja nicht, dass Menschen ihren Mitmenschen nur deshalb helfen, weil sie damit Pluspunkte im Kampf um den sexuellen Fortpflanzungserfolg sammeln wollen. Aber: Dass Menschen solche Verhaltensweisen überhaupt zeigen, ist nun einmal darauf zurückzuführen, dass es eine entsprechende sexuelle Auslese gab. Wären die Hilfsbereiten nicht durch erhöhte Fortpflanzung belohnt worden, so wäre das Merkmal »Hilfsbereitschaft« längst ausgestorben.
    Okay. Aber ist es denn wirklich so, dass nur die Frauen die sexuelle Auslese bestimmt haben? Haben die Männer nicht auch die Frauen zu dem herangezüchtet, was sie heute sind?
    Selbstverständlich! Frauen sind zwar meist wählerischer als Männer, aber das heißt nicht, dass Männer völlig wahllos zugreifen würden. In vielerlei Hinsicht bevorzugen Männer ähnliche Eigenschaften wie Frauen. Auch sie wollen Sex mit möglichst netten, intelligenten, freundlichen, erfolgreichen Menschen. Männer scheinen allerdings größeren Wert auf ein attraktives Aussehen ihrer Partnerinnen zu legen (was vielleicht erklärt, warum Frauen in der Regel besser aussehen als Männer), während für Frauen das Einkommen und das Sozialprestige ihrer Sexualpartner wichtiger ist (was wohl der Grund dafür ist, warum Männer so sehr mit ihrem Besitz und ihren ach so tollen Fähigkeiten protzen).
    Ist das denn für alle Zeiten so festgeschrieben?
    Nein, solche Neigungen sind durchaus historischen Schwankungen unterworfen. So nahm mit der Emanzipation der Frau, vor allem mit ihrer zunehmenden wirtschaftlichen Selbstständigkeit, ihr Interesse am Einkommen des Mannes ab, während das Interesse an seiner körperlichen Attraktivität stieg, weshalb sich Männer heute nicht nur im Job, sondern auch im Fitnessstudio quälen, um der Damenwelt zu gefallen. Der Druck, schön, gepflegt, körperlich attraktiv zu sein, lastet mittlerweile also nicht nur auf den Frauen, sondern auch auf den Männern. »Beautyprodukte für den Mann« sind nicht ohne Grund schwer am Kommen.
    Aber es pflanzen sich doch auch diejenigen fort, die nicht sonderlich attraktiv sind! Die Welt ist ja nicht voller Brad Pitts.
    Nein, sie ist aber auch nicht voller Angelina Jolies oder Jennifer Anistons! Wir alle rangieren irgendwo auf der nach oben wie unten offenen Attraktivitätsskala. Der eine, wie Brad Pitt, steht ganz oben, andere, »Normalos« wie ich, viele Rangstufen tiefer. Aber das ist auch kein Problem, denn wir alle suchen uns in der Regel Partnerinnen und Partner, die etwa auf der gleichen Attraktivitätsstufe stehen wie wir selbst.
    Hey, du redest dich gerade um Kopf und Kragen! Das klang geradeso, als ob du Mama nicht sonderlich attraktiv finden würdest. Das wird ihr erstens nicht gefallen und zweitens stimmt es auch nicht!
    Du hast recht: Ich hatte in dieser Hinsicht Glück, da ich mich auf dem sexuellen Transfer-Markt über Wert verkaufen konnte … Mitunter kann man ja mäßiges Aussehen mit etwas anderem ausgleichen, beispielsweise mit Humor. Woody Allen, der ja auch nicht unbedingt ein Adonis ist, schaffte es auf diese Weise sogar auf die Liste der zehn erotischsten Männer der Welt!
    Echt? Das hätte ich jetzt nicht gedacht! Aber lass uns nun wieder auf unsere Ausgangsfrage zurückkommen, okay? Ich habe das Gefühl, dass wir uns beim Thema »Sex« ziemlich verquatscht haben …
    Stimmt! Eigentlich haben wir aber alle zentralen Argumente zusammen, mit denen wir erklären können, warum Sex Spaß macht und Sterben nicht. Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich diese Tatsache darauf zurückgeführt, dass es Selektionsvorteile für »guten Sex« gab, jedoch keine für den »guten Tod«.
    Dass es Selektionsvorteile für guten Sex gab, ist logisch: Denn wer Spaß an Sex hat, wird häufiger mit jemandem schlafen und sich somit auch häufiger fortpflanzen!
    Richtig. Also haben sich Erbanlagen für »guten Sex« in der Evolution durchgesetzt. Warum aber gilt das Gleiche nicht für Erbanlagen, die uns Leid und Kummer am Ende des Lebens ersparen?
    Hmmm … Weil derjenige, der ruhig und schmerzfrei stirbt, sich deshalb keinen Deut häufiger fortpflanzt?
    Exakt! Der gute Tod ist »selektionsneutral«, da derjenige, der friedlich stirbt, aus seinem besonderen »Talent« keinerlei Fortpflanzungsvorteile ziehen kann.
    Klar, denn er kann sich ja, nachdem er dieses Talent bewiesen hat, nicht mehr fortpflanzen.
    So ist es. Möglicherweise ist der gute Tod aber

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