Leibniz war kein Butterkeks
zu treten. Dass es doch noch zur Veröffentlichung des wegweisenden Buchs »Über die Entstehung der Arten« kam, ist wohl nicht zuletzt einem Brief zu verdanken, der im Juni 1858 auf Darwins Schreibtisch landete: Absender war der Naturforscher Alfred Russell Wallace (1823–1913), der unabhängig von Darwin zu ähnlichen Ergebnissen bezüglich des natürlichen Wandels der Arten gelangt war.
Auch wenn sich Darwin von seinen Freunden zur Publikation seiner Erkenntnisse überreden ließ, so blieb er doch weiterhin äußerst vorsichtig. Nur mit einem einzigen, geheimnisvollen Satz deutete er am Schluss seines 1859 erschienenen Grundlagenwerks an, dass durch die Evolutionstheorie »Licht fallen« werde »auf den Menschen und seine Geschichte«. Was damit gemeint war, führte Darwin nicht weiter aus. Er überließ das Terrain zunächst seinen wichtigsten Mitstreitern Thomas Huxley (1825–1895) und Ernst Haeckel (1834–1919), die stichhaltige Belege dafür lieferten, dass Mensch und Schimpanse gemeinsame Vorfahren haben.
Erst 1871 griff Darwin selbst in die Debatte ein, als er sein zweites evolutionstheoretisches Hauptwerk »Die Abstammung des Menschen« herausbrachte. Die Veröffentlichung dieses Buchs dürfte den chronisch magenkranken Gelehrten ebenfalls einige Überwindung gekostet haben, schließlich enthielt das Werk gleich eine doppelte Provokation: Denn Darwin bewies nicht nur, dass der Mensch eine auf natürlichem Wege entstandene, affenartige Lebensform ist. Er zeigte zudem, dass es in der Natur keineswegs nur um einen »Kampf ums Dasein« geht, sondern auch um »Sex« (also um jenen »Schweinskram«, über den man im prüden viktorianischen Zeitalter kaum zu sprechen wagte)! Und so setzte Darwin nur wenig Hoffnung darauf, dass das Konzept der sexuellen Selektion noch zu seinen Lebzeiten akzeptiert würde. Tatsächlich dauerte es fast ein Jahrhundert, bis die Forscher deren Tragweite zu verstehen begannen.
Als Charles Darwin 1882 starb, hinterließ er ein Werk, das unsere Sicht auf die Welt für immer veränderte. Doch die Evolution der Evolutionstheorie war mit seinem Tod noch lange nicht abgeschlossen. Viele Forscherinnen und Forscher trugen ihren Teil dazu bei, dass wir ein immer besseres Verständnis der evolutionären Prozesse in Natur und Kultur entwickelten. Dabei wurden Darwins Ideen immer stärker verändert, was den Begründer der Evolutionstheorie allerdings kaum gestört hätte. Denn Darwin wusste, wie wohl kein anderer Denker seit Heraklit: »Nichts ist beständiger als der Wandel!« An der Wahrheit dieser Aussage gibt es heute keinen vernünftigen Zweifel mehr. Und so wird mit dem »beständigen Wandel« auch die von Darwin ausgehende Theorie des Wandels Bestand haben – zumindest solange die Evolution Menschen hervorbringt, die ein Gespür dafür entwickeln, dass ein Kopf zu mehr noch zu gebrauchen ist als zum Tragen modischer Hüte.
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Vom Sinn und Unsinn des Lebens
Wir wollten ja heute über die Frage nach dem Sinn und Unsinn des Lebens sprechen. Dazu müsste ich allerdings zuerst mal wissen, was das Wort »Sinn« überhaupt bedeutet.
Ganz einfach: Sinn Salsa billibim, Spaghetti gelb, grün, blau!
Äh … Was?
Sinn, Salsa billibim, Spaghetti gelb, grün, blau!
Ich hab schon gehört, was du gesagt hast, aber ich verstehe nicht, was du damit meinst!
Logisch, denn dieser Satz ist völlig sinnlos.
Offensichtlich.
Aber warum ist der Satz sinnlos?
Na, weil die Wörter in diesem Zusammenhang keinen Sinn ergeben!
Richtig. Denn »Sinn« hat etwas mit »Zusammenhang« zu tun! Wenn wir den Sinn eines Satzes erfassen wollen, versuchen wir, einen bedeutungsvollen Zusammenhang zwischen den einzelnen Wörtern herzustellen. Bei »Sinn, Salsa billibim, Spaghetti, gelb, grün, blau!« ist das kaum möglich, obwohl bis auf »billibim« jedes Wort eine wohldefinierte Bedeutung hat.
Lustig, jetzt, wo du das noch einmal gesagt hast, habe ich das Gefühl, dass hinter diesem Satz vielleicht doch ein verborgener Sinn stecken könnte. »Sinn, Salsa billibim« – das klingt doch ganz ähnlich wie der Zauberspruch »Simsalabim«.
Stimmt. Könnte sein, dass ich das unbewusst im Kopf hatte …
Der Satz »Simsalabim, Spaghetti, gelb, grün, blau!« ergibt zwar auf Anhieb auch keinen Sinn, aber ich erinnere mich daran, dass du früher hin und wieder für uns Kinder Spaghetti gekocht hast. Und wir hatten zu der Zeit solche bunten Plastikbecher, aus denen wir getrunken haben. Erinnerst du
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