Leibniz war kein Butterkeks
Veränderungspotenzial lässt sich in Zahlenwerten nur schwer beziffern. Immerhin: Aus Untersuchungen an Zwillingen und Adoptionsstudien können wir schließen, dass Unterschiede in der Körpergröße in höherem Maße genetisch bedingt sind als Unterschiede in der Intelligenz. Deinen IQ wirst du also, entsprechende Bedingungen vorausgesetzt, eher steigern können als deine Körpergröße. Bei Persönlichkeitsmerkmalen ist der Veränderungsrahmen noch größer und bei der Wahl deines Weltbildes spielen genetische Faktoren kaum eine Rolle.
Also ist es uns nicht in die Wiege gelegt, was wir denken oder woran wir glauben …
Nein. Homo sapiens ist eine äußerst wandlungsfähige Spezies. Man könnte sagen: Wir sind genetisch darauf programmiert, keinem strikten genetischen Programm zu folgen , sondern uns an wandelbare Umweltbedingungen anzupassen . Diese Wandlungsfähigkeit zeigt sich nicht nur an den unterschiedlichen Eigenschaften, die Menschen weltweit aufweisen, sondern auch daran, dass manche Menschen in ihrem Leben Dinge erreichen, die ihnen niemand zugetraut hätte. Kannst du eigentlich etwas mit dem Namen »Johnny Weissmueller« anfangen?
War das nicht dieser Tarzan-Darsteller in den Schwarzweißfilmen, der den berühmten Tarzan-Schrei erfand?
Genau den meine ich. Weissmueller ist ein gutes Beispiel dafür, was Menschen erreichen können, auch wenn die Ausgangsbedingungen alles andere als günstig sind: Du musst wissen, dass der kleine Johnny ein sehr schmächtiges, krankes Kind war, dem die Ärzte keine lange Lebenszeit einräumten. Einer der Ärzte gab ihm den Rat zu schwimmen, um seine angegriffene Gesundheit zu stabilisieren. Der Junge hielt sich an den Rat, trainierte eifrig und wurde mit der Zeit ein immer besserer Schwimmer. Mit 17 Jahren stellte er seinen ersten Weltrekord auf, dem 50 weitere offizielle Weltrekorde folgten. Allein bei der Olympiade 1924 gewann er fünf Goldmedaillen. Später wurde er als Tarzan weltweit berühmt als Prototyp eines Modellathleten, was sicherlich niemand dem schmächtigen, kranken Jungen aus der armen Einwandererfamilie Weissmueller zugetraut hätte.
Erstaunlich!
Mindestens ebenso beeindruckend war das Leben von Wilma Rudolph, die als Kind an Kinderlähmung erkrankte. Ihr linkes Bein war gelähmt, die Ärzte bereiteten sie auf ein Leben als Behinderte vor. Doch die kleine Wilma gab nicht auf, sie trainierte eisern, und mit 9 Jahren legte sie zur Überraschung ihrer Ärzte die Schienen ab, mit deren Hilfe sie zuvor mehr schlecht als recht gegangen war. Mit 11 konnte sie schon ohne besondere orthopädische Schuhe gehen, mit 12 forderte sie sämtliche Jungen in der Nachbarschaft zu Laufduellen auf, mit 16 Jahren qualifizierte sie sich das erste Mal für das amerikanische Olympia-Team, und mit 20 Jahren gewann sie dreimal olympisches Gold auf der 100- und 200-Meter-Strecke sowie in der 4-mal-100-Meter-Staffel.
Die schnellste Frau der Welt begann ihre Karriere als Gehbehinderte? Wow! Das ist wirklich beeindruckend! Aber deine Beispiele stammen beide aus dem Sport. Hast du gar keine anderen auf Lager?
Doch. Ich hätte da noch ein schönes Beispiel für Leute mit Schulproblemen: Thomas Edison.
Moment mal … War das nicht der Erfinder der Glühbirne?
Ja, und nicht nur das: Edison war für mehr als 2000 Erfindungen verantwortlich, die das Gesicht der Welt nachhaltig veränderten. Neben der Glühbirne erschuf er mit seinem Team die ersten funktionsfähigen Systeme der Stromerzeugung, -verteilung und -speicherung. Edison war der erste Mensch, der die menschliche Stimme aufnehmen und wiedergeben konnte. Er verbesserte das Telefon durch das Kohlekörnermikrofon, entwickelte den Vorläufer der Filmkamera und wurde durch die Gründung des ersten Filmstudios zu einem der Pioniere der Filmkunst. Wie sehr Edison, der wohl größte Erfinder der Menschheit, unser Leben beeinflusst hat, lässt sich kaum abschätzen. Er verblüffte mit der Genialität seiner technischen Lösungen und der Vielfalt seiner Interessen die größten Wissenschaftler und Ingenieure seiner Zeit – und das, obwohl Edison nicht einmal die Grundschule abgeschlossen hatte! Schon nach wenigen Monaten Schulunterricht wurde der kleine Thomas von seinem Lehrer nach Hause geschickt. Der Junge galt als hochgradig verwirrt, unbelehrbar, unaufmerksam, als notorischer Störer.
Aber wie konnte er dann zu einem der größten Erfinder der Menschheit werden?
Na ja, zunächst brachte ihm seine Mutter zu Hause das
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