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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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Damen die wollüstige Erfüllung ihrer sexuellen Leidenschaften zugestand, allergrößte Verachtung auf sich. Voltaire, ohnehin eifersüchtig auf La Mettries »strotzende Gesundheit«, bezeichnete ihn als »Narren« und »Idioten«, der große französische Schriftsteller Denis Diderot (1713–1784) sah in ihm einen »Verteidiger des Lasters« und meinte sogar, einen »in seinen Sitten und Anschauungen so verdorbenen Menschen« aus der »Gemeinschaft der Philosophen« ausschließen zu müssen.
    Der Hass, der dem heiteren Menschenfreund La Mettrie entgegenschlug, belegt, dass selbst die bedeutendsten Aufklärer nicht in der Lage waren, sich vom moralischen Korsett ihrer Zeit zu befreien. Und so gilt La Mettrie bis heute als »Unperson« in der Philosophie, obwohl er eigentlich zu ihren großen Lichtgestalten gezählt werden müsste. Denn wer hätte je eindrucksvoller gezeigt, was es heißt, einen »freien Geist ohne Vorurteile« zu besitzen? La Mettrie war nicht nur ein mutiger Vordenker des modernen, naturalistischen Menschenbildes, sondern auch ein wahrer Meister der Kunst des Lebens und der Liebe. Und so ist sein »unmoralischer« Rat an die Wollüstigen noch heute bedenkenswert: »Trinken wir, singen wir, und lieben wir die, die uns lieben! Spielen und lachen wir! Genießen wir die Freuden, wie sie kommen. Wie kurz das Leben auch sei: Wir werden gelebt haben.«
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Vom guten Leben und guten Sterben
    Mannomann, heute spüre ich aber deutlich, dass ich am Leben bin …
    Du hast wohl einen Brummschädel, was? Ich hatte dir ja abgeraten, ausgerechnet einen »Zombie« zum Abschluss zu trinken. Der Cocktail hat es in sich.
    Ich weiß, aber ich wollte doch mal so richtig unvernünftig sein! Egal. Beim Wort »Zombie« fällt mir etwas ein, worüber wir unbedingt reden sollten: Wir haben doch gestern darüber gesprochen, dass jede Person das Recht haben sollte, über ihr eigenes Leben zu bestimmen. Sollte das nicht auch für ihren Tod gelten? Worauf ich hinauswill: Haben wir das Recht, uns selbst zu töten, oder nicht?
    Was denkst du denn darüber?
    Also, ich meine schon, dass wir das Recht haben sollten, über unseren Tod selbst zu bestimmen. Aber mich würde interessieren, welche Gedanken sich Philosophen dazu gemacht haben. Oder hat das Thema »Selbstmord« in der Philosophie gar keine Rolle gespielt?
    Doch, natürlich! Albert Camus begann seine berühmte Abhandlung über den »Mythos des Sisyphos« sogar mit der Behauptung, es gäbe »nur ein wirklich ernsthaftes philosophisches Problem: den Selbstmord. Sich entscheiden, ob das Leben es wert ist, gelebt zu werden oder nicht«, heiße, »auf die Grundfrage der Philosophie antworten.« Ich kann Camus im Wesentlichen zustimmen, allerdings würde ich es vorziehen, von »Selbsttötung« oder »Suizid« zu sprechen statt von »Selbstmord«.
    Warum?
    Weil »Mord« eine heimtückische Tötung einer Person gegen deren Willen und aus sogenannten »niederen« Motiven (etwa Habgier) bedeutet. Doch genau das kann auf die Selbsttötung logischerweise nicht zutreffen! Insofern ist der Begriff »Selbstmord« ein Widerspruch in sich. Er kann allenfalls noch in einem streng religiösen Kontext Sinn machen, nämlich, wenn man unterstellt, dass das Leben »an sich« heilig ist und die Selbsttötung gegen den »Willen Gottes« verstößt – aber derartige Spekulationen haben wir ja hinter uns gelassen …
    Manchmal hört man auch den Begriff »Freitod«. Wäre das nicht ein treffenderer Begriff als dieses klinische Wort »Suizid«? Ich muss da immer gleich an »Insektizid« denken.
    Wenn jeder Suizid ein »Freitod« wäre, würde ich dir zustimmen. Aber das ist leider nicht der Fall! Viele, die einen Suizidversuch unternehmen, sind nicht »frei zum Tode und frei im Tode«, wie Nietzsche es in »Also sprach Zarathustra« formulierte. Vielmehr werden sie durch Depressionen, Liebeskummer, Versagensängste, Schuldgefühle in den Suizid getrieben. Sie folgen auch nicht der Empfehlung »Stirb zur rechten Zeit!«, die Nietzsche als das Bestimmungsmerkmal eines »freien Todes« betrachtete, sondern sterben zu früh, zur Unzeit. Denk nur an den deutschen Nationaltorhüter Robert Enke, der sich im November 2009 vor einen Regionalzug warf und damit in ganz Europa Bestürzung auslöste.
    Du meinst, Enke hatte nicht das Recht, sich das Leben zu nehmen?
    Selbstverständlich hatte er das Recht, sich so zu entscheiden , aber das heißt nicht, dass er recht hatte, als er sich so entschied

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