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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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meinte Edison, seien ihm einige seiner wichtigsten Erfindungen geglückt.
    Abgefahren! Aber diese unbewussten Denkvorgänge spielen doch sicherlich nicht nur bei der kreativen Lösung von Problemen eine Rolle, oder?
    Nein. Denk nur an die Liebe: Niemand hat sich je in einen anderen Menschen verliebt, nur weil das vernünftig ist …
    Du meinst, es ist keine rationale Entscheidung, dass man ausgerechnet mit dem Menschen zusammenkommt, mit dem man zusammen ist?
    Man stellt doch keine Listen der Eigenschaften möglicher Liebeskandidaten auf und entscheidet sich dann für denjenigen, der in dieser Kosten-Nutzen-Bilanz die höchsten Punktwerte erzielt! Wer in der Partnerwahl nach solch rational-nüchternen Kriterien vorgehen würde, könnte sich gar nicht verlieben. Denn Liebe verlangt Hingabe – und Hingabe ist nur möglich, wenn die reglementierende Vernunft ausgeschaltet ist, wenn man lustvoll die Kontrolle verliert . Liebende befinden sich in einem regelrechten Rauschzustand, schon der Anblick des Fotos des Partners führt dazu, dass im Körper ein regelrechter Drogencocktail ausgeschüttet wird. Wer Angst davor hat, die rationale Kontrolle zu verlieren, kann sich nicht wirklich verlieben und wird den Glückstaumel echter Leidenschaft niemals erleben.
    Aber diese unkontrollierte Leidenschaft kann ja auch umkippen: Aus Liebe entsteht oft Eifersucht, manchmal sogar regelrechter Hass! Wie oft ist es schon passiert, dass Menschen, die sich am Anfang »ewige Liebe« geschworen haben, später nur noch abgrundtiefe Verachtung füreinander empfanden!
    Klar, aus jedem liebenden Romeo kann schon im nächsten Moment ein eifersüchtiger Othello werden und aus jeder Julia eine rachsüchtige Furie. Was kann man dagegen unternehmen? Ich meine: Spätestens in dem Moment, in dem Liebe in Eifersucht umzukippen droht, sollte man die »rationale Kontrollbehörde« alarmieren. Natürlich ist es nicht leicht, mit einem 50-Bit-Verstand gegen eine 20-Millionen-Bit-Intuition anzukämpfen. Schließlich ist Eifersucht ein starker Vorschlag der Evolution! Trotzdem ist die Vernunft nicht völlig mittellos: Wenn man sich wirklich bewusst macht, dass man gegenüber einer anderen Person niemals einen Besitzanspruch erheben kann, fällt es leichter, die Gefühle der Eifersucht unter Kontrolle zu bringen, ja vielleicht sogar gänzlich zu überwinden.
    Du meinst, es ist möglich, Eifersuchtsgefühle loszuwerden?
    Dass man zutiefst unglücklich ist, wenn man von einem geliebten Menschen verlassen wird, ist nur allzu verständlich. Aber warum sollte man deshalb notwendigerweise »eifersüchtig« sein? Wenn man etwas genauer hinschaut, stellt man fest, dass die aggressiven Gefühle, die eifersüchtige Menschen empfinden, vor allem aus Selbstwertproblemen resultieren: Wer eifersüchtig ist, der hasst den anderen dafür, dass dieser ihm nicht die Wertschätzung entgegenbringt, von der man denkt, dass sie einem gebührt.
    Wir haben es hier also wieder mit dem Problem des »stolzen Ichs« zu tun?
    So ist es! Wie Stolz beruht auch Eifersucht auf einer fehlerhaften Interpretation der Wirklichkeit. Gelingt es dir, deinen Stolz zu überwinden, hast du den ersten Schritt getan, Eifersuchtsgefühle hinter dir zu lassen! Wer es gelernt hat, sein eigenes Selbst nicht mehr gar so ernst zu nehmen, dem fällt es leichter, Eifersuchtsgefühle zu überwinden, denn er steht nicht mehr unter dem Druck, sich selbst durch die Wertschätzung anderer aufwerten zu müssen.
    Aber ist das nicht genau der Punkt, der die romantische Liebe ausmacht? Fühlt man sich als Verliebter nicht gerade deshalb so phantastisch, weil man durch die besondere Wertschätzung eines anderen aufgewertet wird?
    Natürlich. Deshalb meine ich ja auch, dass man die »Vernunftspolizei« aus dem Liebesspiel heraushalten sollte! Stell dir vor, man würde beim sexuellen Akt darüber nachdenken, dass man seinen Partner nur deshalb begehrt, weil sich unsere Gene fortpflanzen wollen, die Sexuallockstoffe des Partners zufälligerweise auf das eigene Profil passen und das Glückshormon Oxytocin gerade unsere Stimmung aufhellt! Wie prickelnd wäre die rationale Überlegung, dass unser Partner, der uns gerade »ewige Liebe« schwört, uns womöglich schon bald abservieren wird, weil er auf einen Menschen trifft, der in ihm einen noch intensiveren Cocktail von Glückshormonen auslösen kann? Die Vernunft ist, wie du siehst, nicht nur fürchterlich unkreativ, sondern auch schrecklich unromantisch! Sie ist Sand im

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