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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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Würde des einzelnen Menschen orientiert und jede Form der Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, Nationalität, Bildung, sozialer Herkunft, sexueller Präferenz, Religionszugehörigkeit etc. bekämpft.
    Humanistische Denker gab es zu allen Zeiten und auf allen Kontinenten. So entwickelte der chinesische Philosoph Mozi (auch Mo-Di oder Me-Ti genannt, er lebte im späten 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung) schon vor Jahrtausenden eine Philosophie der universellen Menschenliebe. Wie aber das Wort »Humanismus« zeigt, das aus den lateinischen Begriffen »humanus« (menschlich) und »humanitas« (Menschlichkeit) abgeleitet ist, ist der »klassische Humanismus« in besonderer Weise mit der römischen Antike verknüpft. Von größter Bedeutung ist dabei das Werk des römischen Politikers, Anwalts und Philosophen Marcus Tullius Cicero (106–43), der dem Begriff »humanitas« seine ursprüngliche Gestalt gab. Cicero verstand unter »humanitas« nicht nur das Streben nach politischer Gerechtigkeit und gegenseitiger Rücksichtsnahme, sondern vor allem auch das Ideal eines geistreichen Miteinanders der Menschen. Menschlichkeit ist laut Cicero den Menschen nicht angeboren , sie muss vielmehr über Bildung erworben werden. Erst Bildung mache den Menschen zum »wahren Menschen« und unterscheide ihn vom Tier.
    Mit der Machtübernahme des Staatschristentums und dem fortschreitenden Niedergang der römischen Hochkultur ging das humanistische Bildungsideal, das den Philosophen Seneca (1–65) wie auch die legendäre Mathematikerin, Astronomin und Philosophin Hypatia von Alexandria (370–415) geleitet hatte, verloren. An die Stelle umfassender Bildung trat blinder Glaubenseifer. Alles, was der christlichen Lehre widersprach, sollte eliminiert werden. Das betraf nicht nur »ketzerische« Bücher (innerhalb von nur 150 Jahren wurden rund 99 Prozent der antiken Literatur vernichtet!), sondern auch allzu freigeistige Menschen (wie die »klügste Frau der Antike«, Hypatia, die im Jahr 415 von einem christlichen Mob gelyncht wurde).
    Der kulturelle Stillstand, der mit der religiösen Vernichtung heidnischen Wissens einherging, wurde in Europa erst in der Zeit der Renaissance (»Wiedergeburt«) überwunden. Ende des 14. Jahrhunderts begannen die Menschen, die kulturellen Schätze der Antike wiederzuentdecken. Renaissance-Humanisten wie Coluccio Salutati (1331–1406), Erasmus von Rotterdam (1466–1536) und Philipp Melanchthon (1497–1560) brachten Ciceros Bildungsideal wieder zur Geltung. Auch im Theater wurden die antiken Vorstellungen von individueller Freiheit reaktiviert, was sich insbesondere in den grandiosen Bühnenstücken William Shakespeares (1564–1616) widerspiegelt. Welcher kulturelle Schub mit der Renaissance einherging, beweist aber kein Werk so eindringlich wie das des genialen Leonardo da Vinci (1452–1519). Der Maler der berühmten »Mona Lisa« leistete nicht nur in der Kunst Herausragendes, sondern auch auf dem Gebiet der Technik, der Architektur, der Philosophie und der Naturwissenschaften.
    Der von da Vinci verkörperte Renaissance-Humanismus war vor allem eine Bildungsbewegung, die Anschluss an antike Traditionen suchte. Das lässt sich auch vom sogenannten » Neu-Humanismus « sagen, der sich ab 1750 in Deutschland entwickelte und mit solch klangvollen Namen wie Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Friedrich Schiller (1759–1805) und Wilhelm von Humboldt (1767–1835) verknüpft ist. Wie die Renaissance-Humanisten sahen auch die Neu-Humanisten in der antiken Kultur den Königsweg zu einem mustergültigen Menschsein.
    Erst durch die Verknüpfung mit den Emanzipationsbewegungen des 18., 19. und 20. Jahrhunderts (etwa der Arbeiter-, Frauen-, Studenten- und Schwulenbewegung) entwickelte sich aus dem Neu-Humanismus der »weltanschaulich moderne«, »emanzipatorische« oder »radikale Humanismus« – Letzteres ein Schlüsselbegriff im Werk des Sozialphilosophen Erich Fromm (1900–1980). Bereits im Zuge der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der Französischen Revolution erhielt der Humanismus schärfere Konturen. Maßgeblich daran beteiligt war der britisch-amerikanische Schriftsteller Thomas Paine (1737–1809). Schon 1775 hatte Paine einen aufsehenerregenden Artikel gegen die Sklaverei geschrieben, der zur Gründung der ersten amerikanischen Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei führte. Im Januar 1776 erschien seine berühmte

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