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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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hatte. Vermutlich ja.
    «Mein Neffe hat sich um sie gekümmert,
während sie krank war. Was sich zwischen ihnen abspielte, kann ich nicht sagen.
Elizabeth ging es auf jeden Fall sehr schlecht. Keiner von uns hat in der Nacht
viel Schlaf bekommen.»
    «Sie waren im Restaurant in Levkas
dabei... Erschien sie ihnen dort in irgendeiner Weise niedergeschlagen?» Mr.
Pringle überlegte sorgfältig, bevor er sprach. Er mußte versuchen, den
richtigen Akzent zu setzen.
    «Ich habe Miss Hurst letzte Ostern
kennengelernt; sie, mein Neffe und ich sind zusammen beim Segeln gewesen. Ich
hatte den Eindruck, daß sie immer noch damit beschäftigt war, den Tod ihrer
Eltern zu verarbeiten, und deshalb sehr angewiesen war auf Matthew.» Der Inspektor
nickte. Er hatte ihn verstanden. «Jetzt, in diesen Ferien hier, hatte ich
eigentlich das Gefühl, als ob sie Fortschritte gemacht, an Selbstvertrauen
gewonnen hätte.»
    «Mit einem Wort: daß sie unabhängiger
geworden war?»
    «Ja.»
    «Aber als sie merkte, daß Ihr Neffe
sich um Charlotte Fairchild kümmerte, da geriet dieses gerade neugewonnene
Selbstvertrauen wieder ins Wanken?» Der Inspektor hatte in der kurzen Zeit eine
Menge erfahren, fand Mr. Pringle. Er blickte sein Gegenüber ruhig an.
    «Ich glaube, daß Elizabeth sich sehr
geärgert hat. Das Verhalten meines Neffen war in der Tat rücksichtslos, auch
wenn Charlotte Fairchild es ihm nicht gerade schwergemacht hat.» Er hatte ohne
jede Schärfe gesprochen, aber trotzdem schien es ihm plötzlich, als sei er zu streng
mit ihr ins Gericht gegangen. «Sie ist eine außergewöhnliche Schönheit», fügte
er, wie zur Entschuldigung, hinzu.
    «Ich verstehe», sagte der Inspektor
ohne jede Ironie. «Und denken Sie, daß der Ärger über ihre schöne Konkurrentin
ausgereicht hat, um Elizabeth Hurst zu veranlassen, sich von den Felsen zu
stürzen?»
    «Großer Gott, nein!» Es war ihm so
herausgerutscht, aber die Worte des Inspektors waren für ihn völlig
überraschend. Der Mann schien intelligent und gründlich zu sein. Wie konnte er
da annehmen, daß Elizabeth Selbstmord verübt hatte? Es war doch ein Unfall
gewesen, oder etwa nicht?
     
    Die Befragung war zu Ende, er konnte
gehen. Draußen standen Emma, John und Matthew und warteten auf ihn. Der Kai’k,
der sie zum Yachthafen zurückbringen sollte, stand noch nicht gleich zur
Verfügung, und Emma schlug vor, essen zu gehen. «Wenn Sie etwas zu sich nehmen,
wird sich Matthew vielleicht anschließen», sagte sie, «Sie beide brauchen
dringend etwas in den Magen.» Sie hakte sich bei ihm ein, in ihren großen blauen
Augen stand Besorgnis. Mr. Pringle stellte fest, daß er sehr müde war und
dringend Ruhe brauchte, um nachzudenken. Aber essen zu gehen war vielleicht
trotzdem keine schlechte Idee. Emmas schmale Hand mit den feingliedrigen
Fingern war warm und beruhigend, doch unversehens fielen ihm Elizabeths
kräftige, geschickte Hände ein, und wieder kamen ihm die Tränen. Mit gesenktem
Kopf, tränenblind, folgte er Emma ins Restaurant.
    Er wartete, bis der Kellner ihre
Bestellung entgegengenommen hatte, dann sagte er: «Ich würde gerne wissen, wie
es, nachdem ich auf die Capricorn zurückgekommen war, bei euch
weitergegangen ist.»
    «Wissen Sie denn nicht schon alles?»
erkundigte sich John überrascht.
    «Ich habe ihm von unserem Krach noch
nichts erzählt», gestand Matthew.
    «Überhaupt nichts?»
    «Nein.»
    «Was für ein Krach?» fragte Mr. Pringle
ruhig und sah zuerst Matthew, dann Emma an.
    «Erzähl es ihm», drängte diese, «früher
oder später wird er es sowieso erfahren.»
    «Ich weiß», sagte Matthew, «obwohl es
mir nicht recht ist — jetzt schon gar nicht. Und ich finde eben immer noch, daß
Liz sehr ungerecht war.»
    «Wieso?» erkundigte sich Mr. Pringle.
Matthew schien auf seinem Stuhl ein Stück tiefer zu rutschen.
    «Sie warf mir vor, daß ich hinter
Charlotte her sei», sagte er hilflos, «und das, nachdem ich die Nacht davor und
den ganzen darauffolgenden Tag ständig für sie auf Trab gewesen bin, weil es
ihr so schlecht ging...» Er wandte sich zu Emma und John: «Es war für uns
beide, meinen Onkel und mich, ziemlich schwierig, die Capricorn zu zweit
zu segeln. Deshalb war ich auch gestern abend so erschossen und vielleicht ein
bißchen zu ungeduldig gegenüber Liz. Andererseits fand ich ihre Wut aber auch
unbegründet.»
    «Wann fing euer Krach denn an?» fragte
Mr. Pringle.
    «Auf dem Weg zum Barbecue. Sie überhäufte
mich plötzlich mit allen

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