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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Trost.
     
     
     

Kapitel 16
     
    Am nächsten Morgen auf dem Revier mußte
er zunächst warten, zwei Frauen waren vor ihm an der Reihe. Die eine hatte
ihren Hund verloren, die andere ihren Mann. Es schien Mr. Pringle, als sei der
Verlust des Hundes schwerer zu verkraften als der des Mannes. Schließlich wurde
er aufgerufen. «Guten Morgen, Sir. Was können wir für Sie tun?»
    «Ich möchte einen verdächtigen
Todesfall melden, das heißt, verdächtige Umstände im Zusammenhang mit einem
Tod.» Das fing ja gut an!
    «Ach ja?» Der diensttuende Sergeant
schien plötzlich um mehrere Zentimeter zu wachsen und starrte ihn aus
zusammengekniffenen Augen argwöhnisch an. «Und wo ist die Leiche?»
    «Sie ist auf dem Weg von Griechenland
zurück hierher. In einem Bleisarg.» Seine Worte schienen jedoch wenig Eindruck
zu machen. Es entstand eine peinliche Pause, während der Sergeant überlegte, ob
Mr. Pringle nun zurechnungsfähig sei oder nicht. Er warf ihm einen prüfenden
Blick zu und beschloß dann, ihn ernst zu nehmen. Die Entscheidung hätte aber
auch anders ausfallen können. «Wenn Sie bitte Platz nehmen würden, ich werde
sehen, ob einer der CID-Beamten Zeit für Sie hat.» Schließlich, dachte er, als
er zum Hörer griff, war auch Christie ein äußerlich harmlos wirkender älterer
Mann gewesen, und dabei hatte er über ein Dutzend Leichen in seinen Schränken
versteckt.
     
    «Wie lief es?»
    «Leider nicht besonders gut, Matthew!»
Sein Neffe rief von einer Zelle aus an, und sein Onkel mußte brüllen, damit er
verstanden wurde. «Sie haben mich mehrere Male darauf hingewiesen, daß sie sehr
viel zu tun hätten, und außerdem, da die Leiche noch nicht da sei...» Er hatte
hinzufügen können, daß der Beamte seiner Meinung nach darauf hoffte, daß die
Leiche unterwegs verlorenginge, aber das hätte Matthew vielleicht verletzt.
«Hast du eine Vorstellung, wann Elizabeth... ich meine, ihre sterblichen
Überreste, hier eintreffen werden?»
    «Nein, aber ich habe mich hingesetzt
und, wie du mir geraten hast, einen Bericht über den Abend geschrieben,
angefangen von dem Zeitpunkt, als wir das Boot verließen, um zum Barbecue zu
gehen. Es wäre mir lieb, wenn wir ihn durchgehen könnten.»
    «Aber ja, natürlich. Bist du heute
abend zu Hause?»
    «Ja, aber ich sollte dich besser
vorwarnen. Mutter ist von der ganzen Sache sehr mitgenommen.»
    «Oh.» Mr. Pringle wußte auch ohne viele
Erklärungen, was das bedeutete. Unter diesen Umständen wollte er doch lieber
nicht auf Enid treffen, er fühlte sich ihr einfach nicht gewachsen.
    «Dann sollten wir uns vielleicht
irgendwo in einem Pub treffen», schlug er vor.
    «Ach, ich denke, es wäre besser, du
kämst trotzdem hierher. Dann könnte sie bei dir ihr Herz ausschütten, und wir
anderen hätten mal eine Pause.» Mr. Pringle seufzte ergeben.
     
    Enid hatte zugenommen. Mr. Pringle
hatte eigentlich eine Schwäche für runde Weiblichkeit, aber Enid war schlicht
und einfach nur fett.
    «Wie ihr beide zulassen konntet, daß
Elizabeth so etwas zustieß, ist mir einfach schleierhaft. Soviel Fahrlässigkeit
ist ja schon beinahe verbrecherisch, und besonders, nachdem dieses andere
Mädchen — wie war doch gleich ihr Name...?»
    «Emma Fairchild.»
    «Nach dem, was ihr passiert war, mußtet
ihr doch wissen, daß ein Vergewaltiger umging.»
    «Emma wurde aber doch gar nicht
vergewaltigt, Enid», sagte Mr. Pringle und bereute seine Worte im nächsten
Moment schon wieder. Enid zu widersprechen war immer ein Fehler.
    «Unsinn! Was sonst soll er denn von ihr
gewollt haben? Ich kenne die Männer!» Mr. Pringle setzte seine Tasse ab. Der
Tee war schon kalt. Ihm einen Drink anzubieten wäre Enid nie eingefallen, dazu
war er einfach nicht wichtig genug. Er fürchtete, daß sie gleich wieder
anfangen würde zu erzählen, wie einmal ein Patient der chirurgischen Abteilung
versucht habe, sie ihrer Jungfräulichkeit zu berauben. Alles, bloß das nicht!
    «Dann gehen wir wohl jetzt am besten
einmal deinen Bericht durch», schlug er seinem Neffen hastig vor. Aber so
schnell ließ Enid ihn nicht aus ihren Klauen.
    «Du mußt dafür sorgen, daß, wer immer
es auch war, nicht einfach so ungestraft davonkommt. Als mein Bruder und
Matthews Onkel hast du die Pflicht, den Täter zu fassen und zur Rechenschaft zu
ziehen.»
    «Also, dazu sehe ich mich wirklich
nicht in der Lage, Enid», sagte er. Zu spät realisierte er, daß er sich damit
eine Blöße gegeben hatte.
    «Ach, sei nicht so ein

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