Leiche in Sicht
die
Schrift eines ältlichen, etwas pedantischen Mannes, dachte Mr. Pringle.
Merkwürdig...
«Der Bericht ist, was dich und Liz
angeht, eindeutig», sagte er, als er mit dem Lesen fertig war. «Aber hast du
auch aufgeschrieben, was die übrigen deiner Erinnerung nach an dem Abend
gemacht haben?» Matthew nickte und reichte ihm ein Blatt Papier. Es war eine
Liste sämtlicher Crew-Mitglieder, nach Schiffen geordnet. Hinter fast jedem Namen
hatte Matthew eine Anmerkung gemacht. Als Mr. Pringle zur Besatzung der Pisces kam, blickte er erstaunt auf. «Über Roge kannst du nichts sagen?»
«Nein. Beim Barbecue war er meiner
Meinung nach nicht. Wenn doch, dann habe ich ihn jedenfalls nicht gesehen.»
«Du hast ihn wirklich nicht gesehen?»
«Nein. Nur seine Frau und Louise. Aber
daß die beiden da waren, weißt du ja selbst. Sie haben dich ja hinterher
zurückgebracht auf die Capricorn, oder?»
«Ja», murmelte Mr. Pringle. Es war ihm
immer noch unangenehm, daran erinnert zu werden. «Wenn ich deiner Liste folge,
dann waren zu dem Zeitpunkt, als Elizabeth weglief, Gill und Roge die beiden
einzigen, die auf dem Grillfest fehlten. Sind denn eigentlich alle bis zum
Schluß geblieben? Wer war denn noch da, nachdem du die Suche nach Elizabeth
aufgegeben hattest?»
«Das kann ich dir nicht genau sagen»,
erwiderte Matthew zögernd. «Ich bin mir einfach nicht sicher, wer zu diesem
Zeitpunkt da war und wer nicht. Vielleicht sind auch einige Leute zwischendurch
gegangen und dann wiedergekommen. Ich erinnere mich eben nur, daß ich
verschiedene Leute an dem Abend gesehen habe, aber wann nun genau...»
«Aber Roge und Gill waren jedenfalls
nicht darunter?»
Matthew schüttelte langsam den Kopf.
«Ich glaube, nicht. An wen ich mich sicher erinnere, das sind Patrick und John.
Die beiden waren die ganze Zeit über da.»
Mr. Pringle nickte. «Die beiden kann
man wohl von der Liste der Verdächtigen streichen», sagte er. «Jedenfalls habe
ich das bereits getan.»
«Die Eltern von Emma und Charlotte sind
meines Wissens auch den ganzen Abend dagewesen. Nachdem Liz verschwunden und
Charlotte hinter ihr hergelaufen war, war Mr. Fairchild in großer Sorge um
seine Tochter, weil sie eine ganze Weile wegblieb. Er hat ihr, als sie wieder
auf dem Boot waren, wohl noch ziemlichen Ärger deswegen gemacht. Von Gill hat
sie ihm deswegen lieber erst gar nichts erzählt, sonst hätte er sich noch mehr
aufgeregt. Emma hatte ihr wohl geraten, daß es besser sei, den Mund zu halten.
Als dann am nächsten Morgen Liz’ Leiche entdeckt wurde, mußte sie natürlich mit
der Geschichte herausrücken.»
«Ja, natürlich. Können wir übrigens
davon ausgehen, daß die Hansons und die Clarkes den ganzen Abend da waren?»
Matthew zuckte ratlos die Achseln. «Tut
mir leid, aber da bin ich wirklich überfragt. Ich bin an dem Abend noch ein
paarmal oben auf dem Hügel gewesen, weil ich dachte, daß ich Liz vielleicht
doch noch dort finden würde. Außerdem bin ich mindestens zweimal auf die Capricorn zurückgegangen — es hätte ja sein können, daß Liz an uns vorbeigeschlüpft und
schon längst wieder an Bord war. Irgendwann habe ich dann aufgegeben und
gehofft, daß sie sich — wie Patrick meinte — in Parga ein Hotelzimmer genommen
hätte. Ich bin dann an Bord zurückgegangen, um etwas zu schlafen. Es war ziemlich
spät, draußen wurde es schon hell.»
«Was wir wissen, ist also bis jetzt
folgendes», zog Mr. Pringle Bilanz. «Roge war nicht beim Barbecue, und Gill
ist, bevor Elizabeth verwand, im Olivenhain gesehen worden. Und über die
Hansons und Clarkes läßt sich nichts Sicheres sagen.»
Matthew nickte. «Theoretisch wäre es
durchaus möglich gewesen, daß einer von beiden, Hanson oder Clarke, unter dem
Vorwand, pinkeln zu müssen, sich in die Büsche verdrückt hat und dann Elizabeth
heimlich nachgeschlichen ist. Wenn er nicht allzulange weggeblieben ist, dürfte
sein Verschwinden kaum Verdacht erregt haben.» Mr. Pringle nickte nachdenklich.
«Was war eigentlich mit der Crew von
Phyllis?» erkundigte er sich.
«Die kannst du vergessen», sagte
Matthew verächtlich. «Die waren alle vier stockbesoffen. Übrigens — habe ich
dir schon erzählt, daß ich gestern abend einen Anruf von den Fairchilds hatte?»
«Ach?»
«Charlotte war am Apparat. Sie und Emma
möchten nach dem, was passiert ist, den Urlaub lieber abbrechen, und ihre
Eltern sind damit einverstanden. Sie hofften, daß sie für heute oder morgen
einen Rückflug bekommen
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