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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich Ihnen nicht
sagen«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Ich bin heute ziemlich spät aufgewacht,
hatte einen riesigen Kater und nur wenige Erinnerungen. Wie das eben bei Partys
manchmal so ist.«
    »Der Mann, der unter Ihnen
wohnt, hat ausgesagt, daß es so gegen vier langsam ruhiger wurde — gerade, als
er sich entschlossen hatte, die Polizei anzurufen.«
    »Oh?« machte ich, nur um etwas
zu sagen.
    »Kennen Sie den Bewohner von 14
B? Ist etwa vor drei Monaten eingezogen.«
    »Nein.«
    »Er heißt Slater, Joe Slater.«
    »Ich wohne jetzt fünf Jahre in
diesem Haus, und außer dem Pförtner kenne ich noch immer keinen Menschen«,
sagte ich. »Hab’ genug mit mir selbst zu tun.«
    Es beeindruckte ihn überhaupt
nicht. »Jemand hat Slater letzte Nacht den Hals aufgeschlitzt — irgendwann
zwischen zehn und elf.« Er rümpfte die Nase und verzog sein Zementgesicht.
»Können Sie nicht wenigstens ein Fenster aufmachen? Es stinkt hier wie in einem
Leichenhaus, in dem die Kühlung seit drei Tagen kaputt ist.«
    Ich beeilte mich, seinem Wunsch
zu folgen — man soll ja seinen Freunden und Helfern gegenüber immer hübsch
zuvorkommend sein. Ich riß drei Fenster auf, während er mich betrachtete, als
sei ich ein Ungeziefer, das der Kammerjäger letztes Mal übersehen hatte.
    »Wer war auf dieser Party?«
knurrte er.
    »Viele Leute«, antwortete ich
freundlich.
    »Alles Bekannte?«
    »Als sie kamen, waren sie alle
noch Freunde, nehme ich an.«
    »Jemand dabei, den Sie nicht
kannten?«
    »Ein paar, glaube ich.« Ich
dachte einen Augenblick nach. »Wohl Bekannte von Bekannten. Wie ich Ihnen schon
erklärte, Sergeant, mein Erinnerungsvermögen ist ein bißchen getrübt.«
    »Yeah.« Er nahm sich Zeit,
ausführlich den dreibeinigen Tisch und die abgerissenen Schranktüren zu
begutachten. »Sieht so aus, als ob jemand ziemlich wild geworden ist.«
    »Ein Catcher, der seine Stärke
nicht ganz richtig einschätzte.« Ich grinste nervös. »Er dachte, ich steige
seiner Frau nach — dabei war’s gerade umgekehrt.«
    »Er scheint eine etwas
kurzsichtige Frau zu haben.« Der Sergeant gähnte. »War sie es, die hier über
Nacht blieb?«
    »Wie bitte?«
    »Das brünette Mädchen in
schwarzer Spitze, das heute früh um elf ziemlich eilig weggegangen ist«,
erläuterte er. »Sie wohnt am Sutton Place.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie
reden«, entfuhr es mir.
    »Lügen haben kurze Beine,
Boyd.« Seine Schultern zuckten schon wieder gereizt. »Sie hat den Pförtner um
ein Taxi bemüht. Wenn sie heute nacht hier war — und davon bin ich überzeugt —,
dann werden einige Partygäste sich an sie erinnern.«
    »Oh — diese Kleine!« sagte ich
gutgelaunt. »Na klar, jetzt entsinne ich mich. Sie ist hinter der Couch
eingeschlafen. Dort habe ich sie heute früh gefunden.«
    »Ihre Freundin?«
    »Nein, ich wußte nicht mal, wie
sie heißt. Freundin einer Bekannten, nehme ich an. Heute früh wollte ich weiter
nichts als sie loswerden — und das ist mir auch gelungen.«
    »Wann kam sie gestern abend?«
    »Weiß ich nicht mehr genau.«
    »So gegen elf?« sagte er sanft.
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Jemand anders wird’s wissen.«
Er seufzte. »Ich hab’ einen wirklich gebildeten Bekannten — er liest Bücher und
so. Er interessiert sich für die Psychologie in der Kriminalistik, sagt er. Und
er meint, jeder Mensch auf dieser buckligen Welt hat irgendwie ein schlechtes
Gewissen, deshalb hat’s der durchschnittliche Polizist so schwer. Es ist eine
Art instinktiver Reaktion, sagt er: Sobald die Leute mit der Polizei zu tun
haben, fangen sie an zu lügen. Glauben Sie, daß an der Sache was dran ist,
Boyd?«
    »Also, das Mädchen war hier«,
sagte ich. »Zusammen mit etwa dreißig anderen Leuten. Ich hatte einen getrunken
und außerdem Ärger mit diesem Catcher. Als ich sie heute früh hinter der Couch
entdeckte, da hatte ich nichts anderes im Sinn, als sie möglichst schnell
hinauszubugsieren.«
    »Gegen Mittag wurden Sie von
einer schweren schwarzen Limousine mit Chauffeur abgeholt — hier vor dem Haus«,
sagte er trocken. »Etwa eine halbe Stunde später hat der Wagen Sie wieder
hergebracht. Haben Sie einen wohlhabenden Kunden, Boyd?«
    »Was, zum Teufel, soll das
heißen?« schimpfte ich. »Soll ich Ihnen meine Biographie erzählen?«
    »Der Mann da oben«, brummte er.
»Joe Slater — Sie erinnern sich? Der Kerl, dem gestern abend einer den Hals
durchgeschnitten hat? Ich glaube, Sie wissen viel mehr darüber, als Sie
zugeben. Ich glaube

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