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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Abmachung
inbegriffen«, sagte sie. »Joe hatte keine Familie, nicht mal gute Freunde. Es
war ihm ganz egal, was nach seinem Tod mit seinem Geld passierte — er wollte
nichts weiter, als möglichst lange leben und möglichst viel davon haben.«
    »Ich glaube, deine
Befürchtungen hinsichtlich unseres gegenwärtigen Aufenthaltsorts sind
begründet«, sagte ich finster. »In deiner Wohnung ist es viel zu gefährlich für
uns. Wir sollten verschwinden, und zwar auf der Stelle.«
    Ihre Augenbrauen hoben sich
überrascht. »Wieso änderst du so plötzlich deine Ansichten?«
    »Du hast sie geändert«,
antwortete ich wahrheitsgemäß. »Wenn ein Polizist kommt und unangenehme Fragen
stellt, dann nimmt er dich anschließend gewiß gleich mit — wegen
Mordverdachts.«
    »Wie kommst du bloß darauf?«
jammerte sie laut.
    »Du hast ihn wegen seines
Geldes geheiratet.« Ich erklärte es ihr. »Du hast mir auch erzählt, daß du
nicht weißt, wie lange ihr überhaupt verheiratet wart, weil du dir nicht die
Mühe gemacht hast, die Tage zu zählen. Du hast ihn zu Scheidung und großzügiger
Unterhaltszahlung erpreßt — und überdies zu einem Testament gezwungen, in dem
er dir alles hinterließ. Ein halbes Jahr später wird er ermordet. Kannst du dir
jemand denken, der ein besseres Mordmotiv hätte als du?«
    Ihre Lippen formten sich zu
einem großen runden O. »Daran hab’ ich noch gar nicht gedacht«, sagte sie matt.
    »Noch etwas.« Ich entblößte
mein Gebiß. »Slater wurde in dem Apartment unmittelbar über mir umgebracht. Und
als dieser Sergeant kam und mir Fragen stellte, hab’ ich ihn niedergeschlagen
und bin davongelaufen. Wenn also ein Polizist uns beide zusammen findet...«
    Sie schoß von der Couch hoch
wie ein Pfropfen aus der Sektflasche. »Schnell!« sagte sie atemlos.
»Verschwinden wir, ehe...«
    Die Türklingel unterbrach sie
mitten im Satz. Sie starrte mich einen Augenblick an, ohne mich zu sehen, dann
stöhnte sie leise auf und sank zu Boden. Einen besseren Zeitpunkt für diese
Ohnmacht hätte sie sich wirklich nicht aussuchen können. Es klingelte erneut,
diesmal länger. Ich packte sie unter den Armen und schleifte sie ins
Schlafzimmer. Dort warf ich sie aufs Bett, eilte ins Wohnzimmer zurück und zog
die Schlafzimmertür hinter mir zu. Mittlerweile hörte es sich an, als habe der
Besucher draußen seinen Daumen in die Klingel geklemmt.
    Ich öffnete die Wohnungstür ein
paar Sekunden später, die rechte Hand mit dem .38er hinterm Rücken. Fine
ziemlich kleine und rundliche Brünette stand mit einem verlegenen Lächeln vor
der Tür. Sie war hübsch wie ein Püppchen, mit ausdrucksvollen dunklen Augen und
sanft geschwungenen Lippen. Südlich der Taille war sie elegant gekleidet —
blauer Leinenrock, Nylons und gewiß nicht billige Schuhe; oberhalb der
Gürtellinie freilich trug sie nur einen BH aus weißer Spitze, der seine liebe
Not hatte, die beiden voluminösen Rundungen zu bändigen.
    »Es tut mir sehr leid, wenn ich
störe«, sagte sie — ohne zu stocken, aber mit einem fremdländischen Akzent.
»Ich wohne gegenüber und war gerade dabei, meine Bluse zu bügeln — da gehe ich
einen Moment vor die Tür — und bumms! Vielleicht hat sie der Wind
zugeschlagen?«
    »Sie können nicht in Ihre
Wohnung?« sagte ich, schlau wie ich bin.
    »So ist es.« Sie nickte eifrig.
»Ich möchte nicht zum Hausmeister hinuntergehen in diesem Aufzug« — sie
errötete tief, als sie einen Augenblick an sich hinunterschaute —, »deshalb,
wenn Sie so nett wären und ich vielleicht mal telefonieren könnte, daß er mit
seinem Schlüssel herauf kommt?«
    »Aber selbstverständlich«,
sagte ich. »Entschuldigen Sie mich einen Moment, ja?«
    Ich wandte mich langsam um,
wobei ich mir Mühe gab, sie den Revolver nicht sehen zu lassen, und schob ihn
in die Halfter zurück. Gerade wollte ich mich ihr wiederzuwenden, da grub sich
eiskaltes rundes Metall in mein Genick.
    »Keine Bewegung!« sagte eine
harte Männerstimme. »Spielen Sie nicht den Helden, dann fließt auch kein Blut.«
Ich rührte keine Wimper, während eine Hand unter mein Jackett glitt und den
.38er herausholte.
    »Jetzt gehen wir rein, und zwar
hübsch langsam«, sagte die Stimme.
    Ich marschierte ins Wohnzimmer
zurück, hörte die Wohnungstür zuschlagen und blieb mitten im Zimmer stehen.
    »Sie können sich umdrehen«,
befahl die Stimme.
    Sie waren nur zu zweit, das
Mädchen und der Mann. Er war fünfzig bis sechzig Jahre alt, sein Gesicht hager
und

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