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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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schielt.
    Wirklich?
    Natürlich, Eliana liebt dich, antwortete ich. Wenn ich es dir doch sage.
    Wir gingen zurück nach Hause, Moacir schien gebändigt. Er erzählte, der Mittelsmann von Ramírez habe in Paraguay ein Problem gehabt und die Lieferung noch nicht abgeholt. Er würde in der darauffolgenden Woche kommen. Vorsicht, sagte ich, du redest schon wie ein Dealer.
    Wir lachten. Morgen kriegst du Geld von mir, sagte er. Allein heute habe ich schon fast hundert Gramm verkauft.
    Wir verabschiedeten uns, ich ging in mein Zimmer hoch, und als ich beinahe schon eingeschlafen war, rief Carlão an. Bist du noch wach?
    Mehr oder weniger.
    Ich muss unbedingt mit dir reden.
    Ich spürte, wie es mir kalt den Rücken herunterlief. Was ist los?
    Kannst du vorbeikommen?
    Morgen?
    Nein. Ich brauche deine Hilfe. Jetzt.
    Dieser Sonntag wollte offenbar kein Ende nehmen.
    Rita sah aus wie eine Handvoll rohes Fleisch, der Mund böse geschwollen, Blutergüsse, nichts in ihrem Gesicht war, wie es sein sollte. Die Nase blutete, ein Zahn war ausgeschlagen. Auf dem Sofa weinend sagte sie, dass sie das Kind verlieren würde.
    Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen, sagte ich zu Carlão.
    Soll sie doch verrecken, sagte mein Cousin wieder und wieder. Diese Nutte. Ihretwegen habe ich meine Familie verlassen.Meine beiden Töchter. Hoffentlich verreckt das Kind, das wünsche ich der Schlampe.
    Carlão verließ das Wohnzimmer. Rita sah an mir vorbei und schluchzte hemmungslos. Ich ging zum Telefon, um einen Krankenwagen zu rufen, als Carlão mit einer Waffe zurückkam. Da erst wurde mir klar, dass er alles wusste.
    Wir gehen, sagte er. Zum Wagen. Alle beide. Und zwar dalli.
    Immer mit der Ruhe, Carlão. Lass uns reden, sagte ich.
    Ach, auf einmal willst du reden, du Arschloch? Du hast ein armes Würstchen in São Paulo in den Selbstmord getrieben, ich bin hingefahren, habe dich aus der Gosse geholt, dich hergebracht, dir mein Haus angeboten, dir eine Arbeit besorgt, du bist hier eingezogen, hast an meinem Tisch gegessen und genommen, was du kriegen konntest, hast meine Frau gevögelt und ihr ein Kind gemacht.
    Ich bin nicht deine Frau, sagte Rita.
    Du halt den Mund, Piranha.
    Du bist nicht mein Ehemann, sagte Rita trotzig.
    Ich bringe euch beide bloß deshalb nicht gleich hier um, weil ich mein Wohnzimmer nicht mit dem Blut von zwei Schweinen besudeln will. Und weil ich euch nicht bloß töten will, ich will euch auch begraben. Setzt euch in Bewegung, alle beide.
    Ehe wir zur Tankstelle aufbrachen, wo Carlãos Wagen stand, gingen wir an der Garage vorbei. Er nahm einen Spaten und gab ihn Rita. Ich sah Blut an ihren Beinen herablaufen, ganz ruhig, flüsterte ich, es wird alles gut.
    Im Auto frage er mich, ob ich mich, falls er mich verschonen sollte, um das Unglücksbalg kümmern würde, das zur Welt kommen sollte, was nicht passieren würde, da er michzusammen mit Rita umbrächte. Das ist so sicher, wie zwei und zwei vier sind, sagte er, aber angenommen, ich bin so dumm und lasse euch beide laufen?
    Ich kriegte kaum den Mund auf, um zu sagen, dass es mir sehr leid tue, dass weder ich noch Rita das so gewollt hätten, was nicht wahr war, denn wir beiden waren vom ersten Tag an scharf aufeinander gewesen, sie im Bikini beim Sonnenbaden, ich war vom ersten Moment an verrückt nach ihr gewesen, aber es stimmte, dass ich Reue empfand, ich wünschte, ich wäre Rita niemals nahegekommen. Doch noch ehe ich den Mund aufmachen konnte, schrie er los, halt die Klappe, du Arschloch, du riesengroßes Arschloch, sagte er, du mieser Drecksack, halt bloß die Klappe, wenn ich deine Stimme höre, bringe ich euch beide hier auf der Stelle um und zünde den Wagen an.
    Wir kurvten noch zwanzig Minuten lang herum, das Auto klapperte über die von Schlaglöchern übersäte, unbefestigte Straße, dann bogen wir in einen kleinen Pfad mit noch mehr Schlaglöchern ein, wo es noch einmal zehn Minuten lang weiterging.
    Die Nacht war hell, wir konnten das Gelände ringsum sehen, die Bäume, die ganze Landschaft. Carlão hielt an, schaltete das Licht aus, und sobald wir ausgestiegen waren, drückte er Rita den Spaten in die Hand und befahl ihr, unter einem Trompetenbaum zu graben. Grab tiefer, sagte er. Noch tiefer. Schneller. Stärker. Als sie kurz davor war umzukippen, versetzte er ihr einen Tritt und sagte, sie tauge nicht mal dazu, ihr eigenes Grab zu schaufeln. Er übergab mir den Spaten.
    Als die Grube tief genug war, verlangte Carlão, wir sollten beide mit dem

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