Leichenfresser - Thriller
gedacht. Nun wusste er es besser.
Schnaubend sprang er über die Grabsteine und rannte zurück zu Smeltzer. Der Mann war zu Boden gesackt, den Rücken an eine Statue gelehnt. Seine Augen glichen schmalen Schlitzen, sein Atmen ging angestrengt. Die Flasche umklammerte er nach wie vor fest mit der Hand. Der Friedhofsverwalter murmelte etwas vor sich hin.
Der Ghoul kniete sich neben ihn und nahm sein Kinn in die klauenbewehrten Hände. Die langen schwarzen Krallen bohrten sich in Clark Smeltzers stoppelige Wangen. Kleine Blutstropfen quollen hervor. Er hob das Gesicht.
»Sag mir, wer dieses Kind war.«
Clark zuckte zusammen. Der Atem der Kreatur weckte ihn – er stank nach ranzigem Fleisch und zwischen den Zähnen hingen verwesende Gewebefetzen.
»Wer?«
Ungeduldig drückte der Ghoul fester zu. »Das Kind. Der Junge, den ich gerade verfolgt habe. Wie heißt er?«
»Doug«, lallte Smeltzer. »Doug Keiser. Ist ’n schwuchteliger Fettsack. Keine Sorge wegen dem.«
»Das beurteile ich selbst. Mein sicherer Hort ist heute zweimal gefährdet worden. Das kann ich nicht zulassen. Es ist wichtig, dass ich für das Wiederaufleben meiner Rasse sorge. Alles, was zählt, sind meine Kinder.«
»Kinder sin’ ... echt scheiße.« Smeltzer rülpste der Kreatur direkt ins Gesicht, dann trank er einen weiteren Schluck Wild Turkey. Sein Atem roch beinahe genauso übel wie der des Leichenfressers.
»Du stellt meine Geduld auf die Probe, Totengräber.«
Clark Smeltzer schenkte dem Ungeheuer keine Beachtung und fuhrt fort. »Kinder hören einfach nich’. Den’ muss man zeigen, wer’s Sagen hat. Ihn’ ’n paar verpassen.«
Der Ghoul ließ Smeltzers Kinn los. »Wohnt dieses Keiser-Kind in der Nähe?«
Clark zuckte mit den Schultern und setzte die Flasche erneut an die Lippen. Mit einem tiefen, grollenden Knurren schlug sie der Ghoul weg. Die Flasche zerschellte an einem Grabstein. Clark schmollte über den Verlust.
»Meine Geduld ist bald erschöpft. Hör mir genau zu. Wohnt dieses Kind in der Nähe?«
»Ja, drüben bei Sawyers Farm vorbei. Kommt und geht. Mansch... Manchmal schläft er bei mein’ Jungen oder beim Graco-Rotzlöffel. Wohnt drüben hinterm Hügel.«
Der Ghoul hielt inne und schnupperte die Luft.
»Is’ nich’ genug«, lallte Clark. »Was ich von dir krieg, is’ nich’ genug. Nachts ... wenn ich schlafen will ... da hör ich Frauen schreien. In mein’ Kopf.«
»Ruhig.«
Die Nasenflügel des Ghouls blähten sich, als er eine Witterung aufnahm. Der Junge war zurück. Nicht in unmittelbarer Nähe, dennoch nah genug, dass der Wind seinen Geruch herbeiwehte. Vermutlich schlich er sich von der anderen Seite auf den Friedhof und hatte vor, sich in seinem kleinen Unterschlupf zu verstecken. Grinsend wandte er sich erneut an den Totengräber.
»Du bist unzufrieden mit unserer Vereinbarung? Dann freu dich.«
»Warum? Gibt’s nix dran zum Freuen.«
»Und ob. Es ist an der Zeit, dass unsere Zusammenarbeit endet, wie du es dir wünschst.«
»Was soll ’n das heißen?«
Zur Antwort heulte der Ghoul entsetzlich auf und schlug zu. Seine Krallen fetzten durch Clark Smeltzers Gesicht, rissen die Haut von seiner Wange, seiner Nase, von Kinn und Hals.
Rot glühender Schmerz stieß durch die betäubende Wirkung des Alkohols – kreischend hob Clark die Hände an sein verheertes Gesicht. Seine Finger streiften die losen Hautlappen. Er zog die Hände zurück und starrte ungläubig auf seine rot triefenden Finger, fragte sich, um wessen Blut es sich handeln mochte.
Als er zusammenbrach und das Bewusstsein verlor, raste der Ghoul bereits auf die Tunnel zu.
Die Gebote sollten verflucht sein. Er war es leid, sich nur von Toten zu ernähren.
Er wollte Blut.
Im Bunker zog Doug sein neongrünes Duncan-Imperial Jo-Jo hervor und führte einige Tricks aus, während er versuchte, sich zu beruhigen. Schließlich brachte er seine Atmung und seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle. Er befand sich in Sicherheit. Hier unten konnten ihn Barrys Vater und dieser merkwürdige Kerl, mit dem er sich herumtrieb, unmöglich finden. Der Fremde hatte ihm noch mehr Angst eingejagt als Mr. Smeltzer. Jenes grauenhafte Kreischen, der Anblick der nackten Haut im Mondlicht, die Geräusche der Verfolgung. Nichts davon schien normal zu sein.
Was genau hatte es mit diesem Typen auf sich?
Doug wünschte, Timmy wäre bei ihm. Timmy war klug. Er wusste alles, was es über Monster und dergleichen zu wissen gab.
Monster. Konnte die Gestalt
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