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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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sich vage daran erinnern, dass es die Verbrennung gewesen war, die ihn ins Bewusstsein zurückgeholt hatte. Sogar im Schritt verspürte er Schmerzen. Die letzte Handlung seines Vaters hatte darin bestanden, ihn dorthin zu treten, als er bereits am Boden lag und im Begriff war, ein zweites Mal die Besinnung zu verlieren. Getrocknetes Blut überzog Barrys gesamten Körper.
    Behutsam mühte er sich vom Bett hoch, ging zur Tür und lauschte. Im Haus herrschte Stille. Sein Vater war vor etlichen Stunden gegangen, wortlos in die Nacht hinausgestürmt. Seine Mutter hatte entweder geweint oder sich in den Schlaf gesoffen. Wahrscheinlich beides. Nachdem sein Vater verschwunden war, hatte sie versucht, Barry zu helfen, über ihm geheult und sich bemüht, seine Schmerzen zu lindern, aber Barry hatte sie weggestoßen. Mittlerweile empfand er deshalb Schuldgefühle. Er hatte sie angeschrien und ihr gesagt, dass er sie hasse. Der Ausdruck in ihren Augen hatte jenem geglichen, mit dem sie seinen Vater ansah, wenn er sie schlug. Ein übermächtiger Anflug von vermeintlich gerechtfertigter Aggressivität hatte Barry veranlasst, es ihr erneut an den Kopf zu schleudern. Dabei stimmte es gar nicht. Er hasste seine Mutter nicht. Er empfand bloß nichts mehr. Weder für sie noch für seinen Vater oder sonst irgendetwas. Nicht nach dieser Nacht. Seine körperlichen Schmerzen waren gewaltig, doch emotional fühlte sich Barry wie betäubt.
    Auch seine Mutter hatte Prügel bezogen, nachdem sein Vater mit ihm fertig gewesen war. Irgendwann war Rhonda zum Telefon gewankt und hatte damit gedroht, die Polizei anzurufen. Clark hatte es von der Wand gerissen und den Vorgang beim Apparat im Schlafzimmer wiederholt. Er hatte mit dem Stiefel beide Buchsen eingetreten, damit die Telefone nicht mehr angeschlossen werden konnten. Danach hatte er die Hände in die Hüften gestemmt und gelacht und sie trotzig aufgefordert, loszurennen, um Hilfe zu holen.
    Langsam öffnete Barry seine Zimmertür und spähte auf den Flur hinaus. Das Haus präsentierte sich nach wie vor ruhig. Er schlich ins Badezimmer, schaltete das Licht ein und zog die Tür hinter sich zu. Als er sich bückte, um den Toilettensitz hochzuklappen, marterten ihn frische Schmerzen. Er wimmerte, während er sich erleichterte. Seine Nieren und sein Hoden taten dabei noch schlimmer weh. Erschrocken stellte er fest, dass sein Urin dunkel aussah. Barry fragte sich, ob das bedeutete, dass sich Blut darin befand, und falls ja, was er dagegen unternehmen sollte. Ihm wurde klar, dass er eigentlich gar nichts tun konnte. Ginge er zum Arzt, gab es Fragen. Er würde vielleicht in ein Kinderheim kommen. Dort war es sicher genauso schlimm wie zu Hause. Und es käme dem in die Quere, was er zu tun beschlossen hatte.
    Als er fertig war, ließ er den Klodeckel hochgeklappt und spülte nicht, weil er fürchtete, das Geräusch könnte seine Mutter wecken. Er öffnete den Arzneischrank. Die Tür quietschte, aber seine Mutter schlief weiter. Trocken schluckte er zwei Tylenol-Tabletten hinunter, um die Schmerzen zu lindern. Anschließend verarztete Barry seine Wunden, so gut er konnte. Jedes Mal wenn das Wasserstoffperoxid seine Verletzungen berührte, zuckte er heftig zusammen, und als er es auf die aufgeplatzte Lippe auftrug, hätte er beinahe geschrien. Das Desinfektionsmittel blubberte und zischte wie Säure. Höllenqualen schossen wie flüssiges Feuer durch seinen Körper. Aber diese Schmerzen waren anders. Irgendwie gut. Besser. Weil es das letzte Mal war, dass er sich je solche Schmerzen zufügen ließ, und dieses Wissen stärkte seine Entschlossenheit für das, was bevorstand.
    Vor einigen Monaten waren Pat Kemp und einige der anderen älteren Jugendlichen zum Messegelände in York gefahren, um sich Quiet Riot und Slade anzusehen, die als Vorgruppen von Loverboy auftraten. Sie hatten sich nur die Vorgruppen angesehen und waren gegangen, als Loverboy die Bühne übernahm. Einige Tage später hatte Pat Timmy, Doug und Barry alles darüber erzählt, als sie ihm in Genovas Pizzaladen über den Weg liefen. Schließlich hatte Barry sich eine Kassette von Slade besorgt. Wenn Pat Kemp eine Band gefiel, dann gefiel sie erfahrungsgemäß auch Barry. Slade hatte dabei keine Ausnahme gebildet. Während er seine Verletzungen versorgte, ging ihm sein Lieblingssong der Band durch den Kopf. Leise sang er den Refrain. Seine Lippen schmerzten, doch er tat es trotzdem.
    »See the chameleon lying there in the sun ... Run, run

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