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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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wirklich ein Monster gewesen sein? Das war doch albern.
    Doug steckte das Jo-Jo weg. Er wickelte einen Kitkat-Riegel aus, schaltete die Lampe ein und versuchte, zu lachen. Es klang mehr wie ein Schluchzen.
    »Das war kein Monster«, flüsterte er. Das Geräusch seiner Stimme beruhigte seine angespannten Nerven. »Eher ein Sittenstrolch. Nur irgendein Typ, der seine Haut angemalt hat, damit sie leuchtet. Ein Irrer. Rennt nachts gerne nackt rum. Mr. Smeltzer ist ebenfalls irre. Passt zu ihm, dass er verrückte Freunde hat.«
    Während Doug den knusprigen Schokoriegel aß, blätterte er eine Ausgabe von Boy’s Life durch und überflog einen Artikel über Modellraketen, doch es fiel ihm schwer, sich darauf zu konzentrieren. So griff er stattdessen nach der rostigen Kaffeedose, in der sie verschiedensten Krempel aufbewahrten, und holte daraus einen angespitzten Bleistift hervor. Er breitete die Karte vor sich aus und verspürte einen Anflug von Stolz. Es spielte keine Rolle, was die Leute über ihn sagten. Niemand sonst hätte so etwas anfertigen können. Er begann, sie noch etwas zu ergänzen, indem er den Waldabschnitt hinzufügte, wo Timmy und er Pat Kemps Chevy Nova gefunden hatten – und was von Pat übrig gewesen war. Doug zeichnete den Bereich aus dem Gedächtnis und hoffte, dass er die Einzelheiten richtig hinbekam. Bis zum nächsten Morgen wollte er damit fertig werden, um es Timmy zeigen zu können. Vielleicht würde das seinen Freund aufmuntern. Wann Barry Gelegenheit erhalten würde, es zu sehen, wusste Doug nicht. Sich nachts rauszuschleichen, um ihn zu treffen, schien ihm entsetzlich riskant zu sein, zumal sich sein Vater anscheinend die ganze Nacht lang mit einem nackten, leuchtenden Mann auf dem Friedhof herumtrieb.
    Doug seufzte tief. Sie drei waren seit der ersten Klasse miteinander befreundet. Es kam ihm unvorstellbar vor, dass Barry sie nicht mehr sehen durfte. Irgendetwas anderes als heimliche, spätnächtliche Treffen im Bunker musste es doch geben, das sie tun konnten. In gewisser Weise freute sich Doug tatsächlich auf den Schulbeginn im Herbst. In der Schule konnten sie Zeit miteinander verbringen, ohne dass Clark Smeltzers wachsames Auge etwas davon mitbekam. Außerdem war dieser Sommer bisher ohnehin ein Reinfall gewesen. Doug hoffte, dass er bald endete.
    Sein mit Schokolade verschmierter Daumen hinterließ einen Fleck an einer Ecke der Karte, doch Doug bemerkte es nicht. Er zeichnete den Umriss einer Kiefer, dann den eines weiteren Baums. Unterbewusst klemmte er die Zungenspitze zwischen die Zähne, während er sich auf seine Aufgabe konzentrierte. Zufrieden summte er leise vor sich hin, den Refrain eines Songs von John Cougar. Er zeichnete einen weiteren Baum und malte ihn aus.
    »Life goes on«, sang er leise, »long after the thrill of living is gone.«
    Wenn Doug nicht mit Timmy und Barry zusammen war, fühlte er sich nur dann wirklich glücklich, wenn er etwas zeichnete. Etwas erst zu skizzieren und anschließend um Details zu ergänzen, etwas auf Papier zum Leben zu erwecken, beruhigte seinen Geist, wie es sonst nichts vermochte. Wenn er zeichnete, ging sein Verstand in eine Art Ruhezustand über. Er dachte dann nicht an seine Eltern, seine Sorgen in der Schule oder die Dinge, die andere Menschen über ihn sagten. Nichts von alledem spielte eine Rolle, ja es existierte dann nicht einmal. Er ging völlig in seiner Kreativität auf und sperrte alles außer den Bildern in seinem Kopf aus. In gewisser Weise kam das stark der besinnungslosen Leere gleich, die er sich so sehr herbeisehnte.
    Deshalb bemerkte er es gar nicht, als plötzlich einige Kieselsteine und lose Erde auf dem Boden des Bunkers erzitterten. Sogar, als der Kartentisch zu wackeln begann, nahm er es kaum wahr. Der Junge vermutete, dass er versehentlich mit dem Knie dagegengestoßen war.
    Bis der Tisch abermals wackelte, diesmal deutlicher.
    Doug ließ den Bleistift fallen, richtete sich auf und zog die Knie von den Beinen des Kartentischs zurück.
    Wieder erzitterte das Möbelstück, diesmal noch heftiger. Der Bleistift rollte über die Karte und fiel auf den Erdboden.
    »Was ist das?«
    Im Sitzen beugte sich Doug vor, um den Bleistift aufzuheben. Da fiel ihm auf, dass er zur Mitte des Bodens gekullert war. Dasselbe galt für mehrere andere Gegenstände – eine Murmel, ein Matchbox-Auto, einige lose Vogelschrotkugeln, die aus einer Waffe gefallen waren, der Blindgänger eines Knallkörpers, von dem Timmy gemeint hatte, er

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