Leichenfresser - Thriller
wolle ihn zerlegen, der jedoch anscheinend in Vergessenheit geraten war. Während Doug hinsah, schlitterten diese und weitere Gegenstände auf das Zentrum des Bunkerbodens zu, als sacke dieser ab – genau wie die Gräber auf dem Friedhof.
»Oh Mann. Ein Erdfall!«
Irgendwo unter seinen Füßen vernahm Doug ein gedämpftes Rascheln. Er sprang vom Stuhl auf und stürzte auf die Ausstiegsluke zu. Das Geräusch wurde lauter. Kam näher. Ein kleines Loch tat sich in der Mitte des Bodens auf. Die Erde begann hineinzurieseln wie Sand durch ein Sieb. Mit vorquellenden Augen fingerte Doug am Zugseil der Tür herum. Seine Hände waren glitschig vor Schweiß und Schokolade und das Seil rutschte aus seinem Griff. Hinter ihm kippte der Kartentisch um. Die Lampe und die Karte fielen zu Boden. Das Licht ging aus. Finsternis umfing Doug. Völlig verängstigt begann er, zu weinen.
Der mittlerweile allzu vertraute Gestank stieg ihm in die Nase. Er brannte auf seinen Schleimhäuten. Doug hörte, wie weitere Erde in das Loch hinabpolterte. Der gesamte Untergrund stürzte ein.
»Bitte«, betete er laut. »Ich will nicht sterben. Wirklich nicht.«
Ein matter, schauriger Schimmer verdrängte die Finsternis. Nicht genug, um richtig sehen zu können, und doch klar erkennbar. Der Schein kam offenbar aus dem Loch. Der widerwärtige Gestank wurde durchdringender.
Irgendetwas zischte.
Dies war keine unterirdische Spalte, die aufbrach. Irgendetwas Lebendiges befand sich dort unter dem Bunker und grub einen Tunnel nach oben.
Verzweifelt griff Doug erneut nach der Falltür. Hinter ihm schlug das Zischen in ein grausames, bösartiges Gelächter um. Wimmernd schloss Doug die Augen. Als er noch klein gewesen war, hatte er oft nachts im Bett wach gelegen und sich vor dem Monster gefürchtet, das seiner festen Überzeug nach im Schrank lebte. Wenn er glaubte, dass sich das Monster näherte, hatte er immer die Augen geschlossen, weil er ziemlich sicher gewesen war, dass ihn das Monster nicht sehen konnte, wenn er es nicht sah.
»Daddy«, flüsterte er. »Komm zurück. Bitte. Komm zurück und rette mich vor dem Monster.«
Er schlug die Augen auf.
Der Boden explodierte nach oben. Ein Schauer von Erde und Steinen ging auf Doug nieder. Der Kartentisch und ein gemischter Stapel aus Comicheften und Pornomagazinen stürzten in die Öffnung hinab. Zwei lange, bleiche, sehnige Arme schossen auf ihn zu, in der Düsternis kaum erkennbar. Hände packten seine Beine, wie es in dieser Nacht bereits seine Mutter bei ihm gemacht hatte. Doug schlug auf die klauenbewehrten Hände ein, doch ihr Griff lockerte sich nicht. Das Monster zog ihn hinab in das Loch. Doug hatte nicht einmal Gelegenheit, zu schreien.
Als er in die Dunkelheit stürzte, dachte er an seinen Vater und fragte sich, ob er ihn immer noch liebte.
Wie schon damals war sein Vater nicht gekommen, um ihn vor dem Monster zu retten.
Dreizehn
Barry wartete, bis seine Mutter schlief, bevor er aufstand. Der Wecker zeigte 2:23 Uhr morgens. Er fasste nach oben und schaltete die kleine Lampe ein, die wackelig auf dem Kopfteil stand. Schon diese winzige Bewegung verursachte neue Qualen und das Licht brannte in seinen Augen. Barry stöhnte, was weitere Schmerzen in seinem Mund wach rüttelte.
Sein Körper fühlte sich wund und geschunden an. Bereits das Atmen tat weh. Wenn er sich zu schnell bewegte, verspürte er intensive, stechende Schmerzen in der Seite. Die Raserei seines Vaters hatte keinen Teil seines Körpers unversehrt gelassen. Seine Unterlippe war in der Mitte tief aufgeplatzt und jede Berührung ließ Barry Tränen in die Augen schießen. Eines davon war zugeschwollen, das andere dunkel verfärbt, und Dane Gracos Freimaurerring – der irgendwie an der Hand seines Vaters gelandet war – hatte hässliche, purpurne Vertiefungen auf Barrys Wange und Stirn hinterlassen. In die andere Wange hatte der Ring eine zerklüftete Furche gerissen. Die tiefe Wunde würde eine dauerhafte Narbe nach sich ziehen – eine weitere als Ergänzung zu den anderen, die ihm sein Vater bereits beschert hatte. Barrys Schultern und seine Nieren brannten. Striemen und blaue Flecken übersäten seinen Bauch, den Rücken und die Seiten. Teile von Barrys Kopfhaut waren ebenfalls wund und bluteten dort, wo ihm sein Vater die Haare ausgerissen hatte. An seinem linken Unterarm prangten fünf fingerförmige Blutergüsse. Der andere Arm war ihm mit einer Zigarette versengt worden und die offene Wunde eiterte. Barry konnte
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