Leichenfresser - Thriller
Nacht.
»Was wollt ihr zum Frühstück, Jungs?«, erkundigte sich Elizabeth, als sie sich wieder beruhigt hatte. »Wir haben Count Chocula, Trix oder Haferflocken.«
Bei der Erwähnung der Haferflocken verzogen beide Jungen das Gesicht.
»Oder ich könnte Pfannkuchen braten.«
»Pfannkuchen«, sagte Doug. »Ja, bitte. Das wäre toll. Können Sie auch Blaubeeren reinmachen?«
Sie lächelte. »Ich schätze, das lässt sich einrichten. Zufällig habe ich erst diese Woche welche im Laden gekauft.«
»Spitze.«
Ohne große Begeisterung hob Timmy die Hand. »Ich auch. Mit Speck.«
»Dann machen wir drei daraus«, meldete sich Randy zu Wort. »Mit Eiern.«
Während Elizabeth kochte, sahen sich Timmy und Doug Transformers im Fernsehen an, und Randy machte sich für die Arbeit fertig. Anschließend aßen sie und Timmy hörte dabei zu, wie sich seine Eltern unterhielten, ohne sie wirklich zu hören. Die Blaubeerpfannkuchen, für gewöhnlich eines seiner Leibgerichte, schmeckten nach gar nichts. Die neuen Regeln und Grenzen machten ihm wirklich zu schaffen. Sicher, sie hatten immer noch den Bunker, wo sie spielen konnten, weil seine Eltern nichts davon wussten, aber irgendwie reichte das nicht. Die erstrebenswertesten Horizonte waren die verbotenen und etwas zu erkunden, war nur dann aufregend, wenn es jenseits der bekannten Grenzen lag. Er dachte an Dougs Karte, die somit praktisch nutzlos geworden war. Die freien Flächen um die Ränder würden leer bleiben.
Doug plauderte mit Randy und Elizabeth und aß drei Portionen Pfannkuchen.
Timmy schmollte. Er bemühte sich so gut wie möglich, die Tatsache zu ignorieren, dass die Mutter seines besten Freundes Sex mit ihrem Sohn hatte, dass Menschen verschwunden waren, wahrscheinlich von einem Serienmörder entführt, und dass sich diese Sommerferien nicht als Ferien, sondern als Gefängnisstrafe entpuppten. Es war, als hätte sich eine der Gewitterwolken der vergangenen Nacht über ihm festgesetzt, dunkel und Unheil verkündend.
Es fühlte sich an, als befände er sich in einem Tunnel, dessen Wände immer näher rückten.
Timmy schauderte.
Nach dem Frühstück brach Randy zur Arbeit auf und die Jungen gingen hinaus zum Spielen. Nach einer Stunde wurde ihnen langweilig und sie beschlossen, zu Barry zu gehen, um zu sehen, was er trieb – nachdem sie Elizabeth versichert hatten, dass sie sich nicht zu weit entfernen und danach schnurstracks zurück nach Hause kommen würden. Die Fahrräder ließen sie zurück, was sie beide traurig machte. Wozu war ein BMX mit Zierblenden, dicken Reifen und Rennstreifen gut, wenn man damit nirgendwohin fahren konnte, um damit anzugeben? Sie kamen sich vor wie Batman ohne Batmobil oder Han Solo ohne Millenniumfalken.
Als sie durch den Hinterhof stapften und den Hügel zu Barrys Haus erklommen, hob Timmy einen vom Gewitter zu Boden gewehten Stock auf. In einem Anflug von Zorn zerbrach er ihn und warf die Stücke weg.
»So viel zum Schlauchraften. Das ist so beschissen. Dieser Sommer wird schlimmer und schlimmer.«
»Könnte auch noch übler sein«, meinte Doug. Er trug immer noch Randys altes T-Shirt und hatte seine Jeans vom Vortag sowie ein Paar von Timmys Socken angezogen.
»Wie könnte es noch übler sein?«
»Die Polizei könnte stattdessen versuchen, herauszufinden, was mit Catcher passiert ist.«
»Stimmt. Ich schätze, im Augenblick haben die wichtigere Sachen zu tun.«
»Oder es könnten wir sein, die vermisst werden.«
»Ja ...«
»Ich hoffe nur, Ronny und den anderen geht es gut«, sagte Doug. »Ich mache mir ein wenig Sorgen, was ihnen zugestoßen sein könnte.«
Timmy blieb stehen. »Bist du irre?«
»Was denn? Ich mach mir bloß Gedanken, das ist alles.«
»Doug, wie kannst du so was sagen? Hast du denn alles vergessen, was die Typen dir angetan haben? Die Bauchreiber, die Unterhosenzieher, die Klotaucher? Wie sie dich gezwungen haben, im Schulbus Mädchenunterwäsche auf dem Kopf zu tragen? Oder wie Ronny deine ... na ja, deine Titten gequetscht hat, bis du geweint hast?«
»Ich habe keine Titten«, erwiderte Doug. »Und ich hab geweint, weil’s wehgetan hat. Und nein, ich habe das alles nicht vergessen. Wie könnte ich?«
»Genau. Warum also machst du dir Sorgen um sie?«
»Keine Ahnung. Ist einfach so.«
»Diese Typen sind Arschlöcher. Die haben dich ständig schikaniert.«
»Ja, sie sind Arschlöcher, aber das heißt noch lange nicht, dass ich will, dass sie ein Verrückter entführt und schlimme Dinge
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