Leichenfresser - Thriller
davon, Timmy.«
Er lief einige Schritte weiter, dann erbrach er sich erneut.
»Doug«, sagte Timmy, »es tut mir wirklich leid, Kumpel. Ich wollte dich nicht sauer machen.«
»Mir tut’s auch leid.« Doug richtete sich wieder auf und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Lass mich einfach damit klarkommen, okay? Es ist mein Problem und ich kümmere mich darum. Ich will nicht, dass irgendjemand davon erfährt. Ich werde sowieso schon schikaniert. Kannst du dir vorstellen, was man dann erst mit mir machen würde? Oder mit meiner Ma? Ich habe sonst niemanden mehr. Mein Dad ist abgehauen. Alles, was mir noch bleibt, ist sie, und auch wenn sie ... widerwärtig ist, will ich sie nicht verlieren. Kannst du das verstehen?«
Timmy nickte, wenn auch eher zögerlich.
»Also lass mich auf meine Weise damit umgehen, ja?«
»In Ordnung.«
»Versprichst du es? Du wirst es nicht mehr ansprechen?«
»Ja, Mann. Klar.«
Schweigend gingen sie weiter, vorbei an Geröll, das zwei Unwetter hinterlassen hatten – das Gewitter der vorigen Nacht und der emotionale Sturm zwischen ihnen. Sie passierten Regenwürmer, die sich hilflos in Pfützen krümmten, und Blumenarrangements von Gräbern, die der Wind auseinandergeweht hatte, die Blüten und Stängel überall auf dem Friedhof verstreut. Ein grüner Styroporkranz lag mitten auf der Straße. Timmy hob ihn auf, betrachtete ihn und warf ihn anschließend wie eine Frisbeescheibe von sich.
Sie beschrieben einen Bogen um zwei Trauernde an einem grauen Grabmal und nickten einer Joggerin zu, Mrs. Nelson, die auf der anderen Seite der Wahls wohnte und zu Halloween die besten Süßigkeiten verschenkte. Anscheinend hatte auch Mrs. Nelson das Zutrittsverbotsschild missachtet. Timmy fragte sich, ob Mr. Smeltzer auch sie deswegen anschreien würde. Aber abgesehen von den beiden Grabbesuchern und der Joggerin präsentierte sich der Friedhof verwaist. Schließlich sichteten sie Barry und seinen Vater. Die beiden benutzten einen Kettenflaschenzug, um einen umgekippten Grabstein wieder aufzurichten.
»Wow«, entfuhr es Doug, der zum ersten Mal seit ihrem Streit wieder das Wort ergriff. »Das Unwetter muss ja heftiger gewesen sein, als wir dachten.«
Timmy nickte, hörte ihm jedoch nur mit halbem Ohr zu. Er achtete stattdessen genau auf Clark Smeltzers Haltung und hielt Ausschau nach Anzeichen für seine Laune. Alles deutete auf »mies« hin. Barry bewegte sich wie ein geprügelter Hund und selbst aus der Ferne hörten sie, dass Clark Smeltzer ihm Befehle zubrüllte.
»Wir können nicht zum Bunker, solange sie hier arbeiten.« Timmy rupfte einen Grashalm, steckte ihn sich in den Mund und kaute auf der Spitze herum. »Mr. Smeltzer würde uns mit Sicherheit sehen.«
Bislang hatten weder Barry noch sein Vater die beiden Jungen bemerkt. Sie gingen zu sehr in ihrer Beschäftigung auf. Die Trauernden waren mittlerweile in ihre Autos gestiegen und davongefahren und Mrs. Nelson befand sich inzwischen auf der anderen Seite des Friedhofs.
»Komm mit«, forderte Timmy seinen Freund auf. »Schleichen wir uns zum Schuppen, während sie beschäftigt sind. Wir werfen einen Blick auf den Höhleneingang.«
»Was ist, wenn er uns erwischt? Wenn wir im Tunnel sind, hören wir ihn womöglich nicht kommen.«
»Wir werden ihn hören. Außerdem können wir ja jetzt nicht wirklich reingehen. Wir haben Barry versprochen, auf ihn zu warten. Ich will mir das Loch nur noch mal ansehen.«
»Na gut«, willigte Doug ein, hörte sich jedoch nach wie vor unsicher an. Sie überquerten den Rasen, duckten sich dabei hinter Grabsteine und Denkmäler und versuchten, aus Clark Smeltzers Sichtfeld zu bleiben. Timmy fielen weitere eingesunkene Gräber auf und als sie an der letzten Ruhestätte seines Großvaters vorbeikamen, stellte er bestürzt fest, dass die Erde dort noch weiter abgesackt war. Einen Moment lang stellte er sich vor, die Höhlen unten zu erforschen und dabei über den Sarg seines Großvaters zu stolpern – oder sogar über eine Leiche. Ein grauenhaftes Bild, aber eines, das er schon Tausende Male auf den Seiten von House of Secrets und The Witching Hour gesehen hatte.
Sie hatten den Schuppen fast erreicht, als Mrs. Nelson wieder auftauchte, diesmal auf der Straße, die zwischen dem alten und dem neuen Abschnitt des Friedhofs verlief. Die beiden Jungen versteckten sich hinter einem Denkmal, bis sie vorbeigelaufen war, dann huschten sie dahinter hervor und überquerten den Weg. Sie duckten sich hinter
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