Leichenfresser - Thriller
Bigfoot in der Nähe des Bachs in Bowmans Wald gesehen zu haben. Letztlich hatte sich herausgestellt, dass es sich lediglich um einen Baum handelte, trotzdem war Timmy überzeugt davon, dass es möglich wäre, Bigfoot eines Tages vielleicht doch noch im Wald über den Weg zu laufen.
Er glaubte an Bigfoot. Er glaubte an Geister. Er glaubte an fliegende Untertassen, Meeresschlangen und dämonische Besessenheit. Timmy glaubte daran, dass Menschen im Bermudadreieck verschwanden und dass einige Dinosaurier der Eiszeit entkommen waren und noch heute in den tief verborgenen, dunklen Winkeln der Welt lebten, an Orten wie Loch Ness und Lake Champlain. Er glaubte an Pyrokinese, Telekinese, außersinnliche Wahrnehmungen und Fernsicht. Woher diese Überzeugungen stammten, wusste er nicht, nur, dass er sie schon immer gehabt hatte. Die Regale in seinem Zimmer strotzten vor Büchern zu diesen Themen. Er hatte die Welt seit jeher mit neugieriger Faszination betrachtet. In den letzten paar Jahren war ihm aufgefallen, dass viele seiner Freunde in der Schule – Freunde, die einst genauso inständig geglaubt hatten wie er – die mögliche Existenz von Geistern oder Monstern nicht länger in Betracht zogen. Vielleicht fanden sie solche Dinge so widersinnig wie Timmy den Weihnachtsmann und den Osterhasen. Aber obwohl Timmy sich nicht mehr von elterlichen Hirngespinsten einkochen ließ, glaubte er sehr wohl noch an das Übernatürliche. Er war überzeugt, dass Monster existierten. Vielleicht lag es daran, dass er sich ein Gefühl von Aufgeschlossenheit bewahrt hatte, das so viele andere in seinem Alter zu verlieren schienen. Oder auch daran, was er las und schrieb.
Monster gab es wirklich und nicht alle waren Erwachsene oder Kampfhunde.
Dass man sie nicht sehen konnte, bedeutete noch lange nicht, dass sie nicht existierten.
Timmy glaubte, weil er glauben wollte, und wenn mit dem Erwachsenwerden einherging, dass mit der Zeit die Wahrnehmung abstumpfte, dieser Glaube und die Möglichkeit von Magie und Monstern ausgelöscht wurden, dann wollte er für immer zwölf bleiben.
Er dachte an alles, was er je über Ghoule gelesen hatte, sowohl in diesem Comicheft als auch in anderen. Sie lebten in Tunneln und Labyrinthen unter Friedhöfen und sonstigen Begräbnisstätten, waren nachtaktiv und hassten das Sonnenlicht. In dieser speziellen Geschichte war der Ghoul durch direkten Kontakt mit Sonnenlicht zerstört worden. So verhielt es sich auch in den meisten anderen Comics. In ein paar Fällen waren sie durch Feuer vernichtet worden, einmal auch, indem man sie in ein Säurebad warf, aber Tageslicht schien die einzige sichere Methode zu sein. Ghoule fraßen die Toten, was den Grund dafür darstellte, dass sie unter Friedhöfen entlangbuddelten.
Der Friedhof der Golgotha-Kirche sank an etlichen Stellen ein. Der Boden sackte ab. Im Werkzeugschuppen befand sich ein Tunneleingang. Laut Clark Smeltzer erstreckte sich unter dem Gelände angeblich eine Höhle. Aber was, wenn es sich nicht um eine Höhle handelte? Was, wenn stattdessen ein Ghoul Tunnel schuf, während er sich von Grab zu Grab vorarbeitete, um die Toten zu verschlingen? Irgendwie musste das magische Siegel, das ihn gebannt hatte, zerbrochen sein. Der Ghoul musste begonnen haben, sich an den Toten gütlich zu tun, zuerst im alten Teil des Friedhofs, dann im neuen Abschnitt. Das würde die stetig absinkende Erde erklären und warum ihnen das Phänomen zuerst um die älteren Gräber herum aufgefallen war.
Timmy dachte an die absackende Grabstätte seines Großvaters. Konnte es sein, dass ...
Ihn schauderte und er vermochte den Gedanken nicht zu Ende zu führen.
Ghoule verzehrten Tote. Darin waren sich alle Geschichten einig. In manchen fraßen sie auch lebende Menschen. Das würde einige der jüngsten Vermisstenfälle erklären. Vielleicht nicht unbedingt die Frau aus den Nachrichten, Deb Lentz, deren Auto ziemlich weit weg in der Nähe von Porters Sägewerk gefunden worden war, jedoch sehr wohl Ronny, Jason und Steve. Vielleicht hatten sie auf dem Friedhof eine Party gefeiert. Und zu Pats und Karens Verschwinden passte es erst recht. Es schien ziemlich sicher zu sein, dass sie auf dem Friedhof geparkt hatten. Unter Umständen hatte der Ghoul Karen gefressen und Pats Leiche zur Verwahrung in den Kofferraum gesteckt, um sie später zu verschlingen.
Mit dieser Theorie gab es nur ein Problem: Konnten Ghoule Auto fahren? Timmy blätterte noch einmal das Comicheft durch. Wenn sie im
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