Leichenfresser - Thriller
die Geschehnisse des Tages nach. Es schien ihm ein angemessener Tribut zu sein.
»Mommy’s all right. Daddy’s all right. They just seem a little weird ...«
Er kicherte. »Ma und Dad sind in Ordnung, nur ein bisschen schräg drauf – Mann, wenn das mal nicht den Nagel auf den Kopf trifft.« Ein Klopfen an seiner Zimmertür ertönte. Timmy drehte die Stereoanlage leiser, bis die Musik kaum noch zu hören war.
»Herein.«
Die Tür öffnete sich und seine Mutter steckte den Kopf herein. Sie lächelte.
»Alles klar, mein Schatz?«
Er nickte. »Ja, denke schon.«
»Darf ich reinkommen?«
»Sicher.«
Sie betrat das Zimmer und setzte sich aufs Bett. »Was machst du grade?«
»Hör mir nur ein paar Kassetten an. Die hat Pat mir geschenkt. Daran hab ich grade gedacht. Ich meine, wir waren nicht richtig befreundet oder so, weil er ja älter war als wir. Aber er war immer nett zu uns. Hat uns wie kleine Brüder behandelt, finde ich.«
»Ich verstehe.« Elizabeth verstummte kurz. »Möchtest du darüber reden, was heute passiert ist?«
Timmy zuckte mit den Schultern. »Ich denke, mir geht’s gut, Ma. Ich meine, es ist schon echt übel. Pat war ein cooler Typ und mir tun die Moores leid« – vor allem Katie, schoss ihm durch den Kopf – »aber was kann ich schon machen?«
»Doug hat gesagt, es war ziemlich schlimm, als die Polizei den Kofferraum des Autos aufgemacht hat. Hast du viel gesehen?«
Bei der Erinnerung wurde er blass. »Ja.«
»Willst du darüber sprechen?«
Er seufzte schwer. »Es ... es war nicht wie in Comicheften oder Filmen. Der Geruch war am schlimmsten. Das Geräusch der Fliegen. Und die ... Maden. Ich habe schon vorher Maden gesehen, zum Beispiel bei toten Erdhörnchen am Straßenrand. Einmal sind wir mit den Rädern runter zur Müllhalde gefahren, da hat Barry einen Knallfrosch in ein totes Erdhörnchen gesteckt und angezündet, und da waren auch überall Maden. Das fand ich damals irgendwie cool. Aber das heute war ... anders.«
Elizabeth runzelte die Stirn. »Ihr habt ein Tier in die Luft gejagt?«
»Das damals war cool, Ma. Aber das heute überhaupt nicht. Es war ...«
Nach wie vor stirnrunzelnd nickte sie, um ihn vorsichtig zu ermutigen weiterzusprechen.
»Ich weiß, dass es bloß ein Teil des normalen Ablaufs ist«, fuhrt Timmy fort. »Die Maden und das alles. Aber ich musste dabei an Opa und daran denken, was wirklich mit uns passiert, nachdem wir gestorben sind. Und das hat mir irgendwie richtig zu schaffen gemacht. Man denkt daran, dass tote Menschen in den Himmel kommen, aber nicht daran, was unter der Erde geschieht. Wie gesagt, das hat mir eine Zeit lang zugesetzt. Aber Katie ...«
Er verstummte mitten im Satz, fühlte sich plötzlich nervös und unbehaglich. Es war ihm peinlich, seiner Mutter etwas über Katie zu erzählen.
Elizabeth wartete geduldig. »Ja? Was ist mit Katie?«
»Sie hat mich aufgemuntert. Jetzt geht es mir wieder gut.«
»Fein.« Seine Mutter stand auf und tätschelte ihm liebevoll den Kopf. »Ich lasse dich allein. Aber falls du noch mal darüber reden willst, bin ich da. Dein Vater arbeitet länger, weil er heute später angefangen hat. Bist du hungrig?«
»Eigentlich nicht.«
»Wenn du hungrig wirst, gib einfach Bescheid, dann schiebe ich eine Pizza oder so in den Ofen.«
»Alles klar, Ma. Danke.«
Sie wandte sich zum Gehen, dann drehte sie sich noch einmal um. »Timmy? Du weißt doch, dass wir dich lieb haben, oder? Dein Vater und ich.«
»Sicher. Weiß ich.«
»Bisher ist es ein wirklich harter Sommer gewesen. Die Sache mit deinem Großvater, die Überstunden deines Vaters in der Papierfabrik. Aber du kommst mir die letzten Wochen ... verändert vor. Verschlossen. Als würde dir etwas im Kopf herumspuken. Bedrückt dich etwas anderes? Irgendetwas, was du mir sagen möchtest?«
Klar, Ma. Ich gehe jetzt mit Katie Moore, und ich kann’s kaum glauben, weil es mir wie ein Traum vorkommt. Gleichzeitig ist Barrys Dad ein gewalttätiges Arschloch und ich glaube, er führt irgendwas im Schilde, und er hat uns verboten, uns weiterhin mit Barry zu treffen. Ach ja, und Dougs Ma hat Sex mit ihrem Sohn.
»Nein, Ma. Ehrlich, mir geht’s prima. Wie du gesagt hast, es ist bis jetzt ein krasser Sommer gewesen. Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber irgendwie freue ich mich schon darauf, wenn er vorbei ist und die Schule wieder anfängt.«
»Na gut. Also, ich lass dich jetzt in Ruhe. Dein Vater wird wahrscheinlich mit dir reden wollen, wenn er
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