Leichenfresser - Thriller
seine Faust am Kinn seines Vaters vorbei und prallte stattdessen gegen dessen Schulter.
Sein Vater blinzelte nicht einmal.
Ungebrochen grinsend schlug Clark Smeltzer selbst zu. Seine Faust krachte auf Barrys Mund. Sofort schmeckte der Junge Blut. Seine Lippen wurden gegen seine Zähne gedrückt und platzten auf. Blut floss. Die warme Flüssigkeit spritzte über seine Zunge und Barry drehte sich der Magen um. Er spuckte aus und schon diese kleine Geste entfachte in seinem Mund höllische Schmerzen.
Im Hintergrund kreischte seine Mutter. Barry starrte auf den grellroten Fleck am Boden und sah den zweiten Schlag nicht kommen. Clarks zweite Faust krachte seitlich gegen seinen Kopf. Barry wurde schwindlig. Sein Sichtfeld verdunkelte sich an den Seiten und es schien ihm, als blicke er einen Tunnel hinab. Benommen starrte er weiter auf das Blut, während mehr davon seinen Mund füllte.
Dann bemerkte er noch etwas anderes. Ein Aufblitzen von Farbe, etwas, das am Ringfinger seines Vaters funkelte.
Es hatte einen Abdruck auf seinem Gesicht hinterlassen – ein Ring. Ein Freimaurerring. Barry hatte erst einmal einen solchen Ring gesehen und der war mit Timmys Großvater begraben worden.
»Das kommt davon«, spie ihm sein Vater entgegen. »Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst mir nicht widersprechen. Diesmal wirst du’s nicht vergessen.«
Seine Faust – mit dem Ring – sauste erneut auf Barry zu, doch die Knie des Jungen knickten ein, bevor sie ihn treffen konnte. Die Schläge verfolgten ihn auf den Boden und setzten sich fort, während er am Rand der Bewusstlosigkeit taumelte. Blut – sein Blut, wie ihm klar wurde – strömte ihm in die Augen. Das Letzte, was er hörte, waren die Schreie seiner Mutter.
Barry versuchte, zu sprechen, und verlor stattdessen das Bewusstsein.
Barmherzigerweise spürte er den nächsten Treffer nicht mehr.
Als Timmys Vater um 22:15 Uhr zu Hause eintraf, befand sich Timmy in seinem Zimmer und lag im Bett, umgeben von Büchern und Comicheften. Auf dem Schoss hatte er sein Notizbuch. Das Cover zierte He-Mans Erzfeind Skeletor. Timmy machte sich Notizen über Ghoule. Er hatte jede Bezugsquelle hervorgekramt, die er finden konnte, von den House of Secrets -Comicheften bis hin zu seinem Dungeons & Dragons-Monsterhandbuch . Wie zuverlässig Letzteres war, wusste er nicht recht, denn es behandelte mehr das Spiel als Mythologien und Legenden.
Er hörte, wie der Pick-up seines Vaters in die Auffahrt bog. Aus dem Autoradio drang leise Glen Campbells Wichita Lineman. Dann öffnete sich das Garagentor. Wenig später kam sein Vater ins Haus. Der Fernseher wurde ausgeschaltet. Seine Eltern unterhielten sich im Wohnzimmer in gedämpftem Tonfall und wenngleich Timmy versuchte, sie zu belauschen, konnte er die Worte nicht verstehen. Also wandte er sich stattdessen wieder seinen Recherchen zu.
Wenige Minuten später klopfte es an seiner Tür.
»Timmy?«
Er schloss das Notizbuch. »Komm rein, Dad. Ich bin wach.«
Sein Vater betrat den Raum. Er sah erschöpft aus und roch nach Schweiß. Randy Graco setzte sich auf die Bettkante und tätschelte durch die Decke das Knie seines Sohns.
»Alles klar bei dir? Deine Ma sagt, Doug und du, ihr hattet einen ziemlich heftigen Tag.«
»Ja, der war wirklich heftig. Aber mir geht’s gut.«
»Tja, ich schätze, das muss ziemlich beängstigend gewesen sein.«
Timmy zuckte mit den Schultern. »Irgendwie schon. Es macht einem Angst, zu wissen, dass irgendjemand das getan hat. Wenn man’s im Fernsehen sieht, passiert so was immer in weit entfernten Orten wie Los Angeles oder New York. Aber ich bin auch traurig wegen Pat und den anderen.«
»Ich hätte dich heute Morgen wegen der Serienmördersache nicht so anschnauzen sollen. Es tut mir leid. Sieht so aus, als hättest du recht gehabt.«
»Schon gut.«
Randy Graco betrachtete die über das Bett verstreuten Bücher. »Was ist das alles? Arbeitest du an einer Dungeons & Dragons -Kampagne für deine Freunde?«
»Nein«, antwortete Timmy. »Ich recherchiere bloß.«
»Worüber?«
»Über Ghoule.«
Stirnrunzelnd ergriff sein Vater das Monsterhandbuch und begann, darin zu blättern.
»Ghoule, wie? Weißt du, Pastor Moore findet, dass manche jungen Leute zu sehr in diesem Spiel aufgehen. Sie können Wirklichkeit und Fantasie nicht mehr voneinander unterscheiden. Ein paar Collegestudenten sind angeblich gestorben ...«
Er sprach nicht weiter, legte das Buch beiseite und nickte in Richtung des
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